Die Tochter der Konkubine
sich ihrem großzügigen Vater widersetzt und den Lotusschuh abgelehnt hat, seine Frauen angegriffen hat und von zu Hause fortgelaufen ist?«
Ah-Jeh verbeugte sich. »Das ist sie, Lo-Yeh. Sie heißt Li-Xia. Aber inzwischen ist sie älter geworden. Ihre Arbeit verrichtet sie gut und macht keine Schwierigkeiten. Sie ist volljährig und bereit, Ihnen zu dienen, sofern sie Ihnen gefällt, ansonsten ist sie für die Weberei.«
Ming-Chou antwortete mit hoher, dünner Stimme: »Ich glaube, Sie haben ein Auge auf diesen kleinen Kolibri geworfen!« Er gluckste. »Sind Sie sicher, dass sie von den larn-jai ferngehalten wurde?« Ming-Chou befingerte sie weiter, so grob und gründlich, als würde er durch das Gefieder einer gemästeten Ente tasten, um
ihr Gewicht und ihren Wert zu schätzen. Li bekam weder ihr Zittern noch ihre aufsteigende Angst in den Griff; jeder Zentimeter von ihr bebte, als stünde sie nackt in einem bitterkalten Wind. Das fahle Gesicht Ming-Chous, blasiert und grausam, war so glatt wie geschnitztes Elfenbein, und die Augen bewegten sich wie eingelegte Oliven unter den aufgedunsenen Lidern. Ein knochiger Zeigefinger mit gebogenem, golden lackiertem Nagel liebkoste ihre Stirn, Wange und Nase, neckte ihren fest verschlossenen Mund. Kichernd fuhr er mit dem Fingernagel ihre Lippen nach und zwang sie, sie zu öffnen. »Ihre Zähne, sind die gesund?«
Ah-Jeh verbeugte sich nervös. »Wie frisch geöffnete Perlen, die perfekt zueinander passen.«
»Sie fürchtet sich«, kicherte er und bewegte den goldenen Fingernagel zu ihrem Auge. »Und störrisch ist sie auch, da bin ich sicher.« Ohne Vorwarnung ließ er seine Hand wie eine Viper in ihr Kleid gleiten und drückte ihre nackte Brust.
Alles, was Li von Pai-Ling gelernt hatte, jede Warnung von Kiesel, jedes Wort, das Ah-Jeh gesprochen hatte, wurde ihr von einer kalten Hand entrissen, die ihr Herz zusammenpresste und es zu nehmen versuchte. Blitzartig verwandelte sich Angst in Zorn, und sie spuckte ihm in sein wässriges Auge, schlug ihm mit aller Kraft in das entsetzte Gesicht. Mit einem schrillen Schrei wich Ming vor dem Schlag zurück und strampelte dabei mit den Füßen wie ein Kind. Dabei fiel ihm sein Mandarinhut vom Kopf. Er sah so lächerlich aus, dass sie sich in Gelächter ausbrechen hörte. Dann drehte die Fuchsfee sich um und rannte zur Tür. Auf ihrer Flucht stieß sie eine große Vase um, die auf den Marmorboden krachte und in tausend Stücke zerbarst. Alles, was Li sehen konnte, war ihr Vater und die Glückskachel, die zu seinen Füßen zerschmettert lag. Sie sprang aus den Seidenschuhen, um wie der Fuchs, den sie in ihr sahen, laufen zu können, und ihre Füße flogen über den juwelenbesetzten Weg, durch das Mondtor zu dem Pfad, der am Flussufer entlangführte. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war das Echo ihres eigenen irren Gelächters.
Die Fuchsfee verließ jegliches Gefühl für Zeit und Raum. Sie spürte das Stampfen ihrer bloßen Füße auf büscheligem Gras und steinigem Grund, ihr Herz schlug wie eine Tempeltrommel, stark und unzerstörbar in ihr … während die larn-jai samt ihrer laut kläffenden Hunde unter Freudengeheul die Jagd aufnahmen, die sie über Felder führte, durch Hecken und über Bäche. Li-Xia dachte nicht darüber nach, wie weit sie rannte, für wie lange oder wohin ihre Füße sie tragen mochten. Ihre fliegenden Füße verspürten keinen Schmerz, nur das herrliche Gefühl zu fliehen.
In einem Graben brachten die Hunde sie schließlich zu Fall, schlugen die Krallen in ihr Gewand, rissen an ihren Armen und Beinen, bedeckten sie mit dem Schleim ihrer zahnlosen Kiefer. Die larn-jai umringten sie, tanzten zum Chor ihres wilden Knurrens, und sahen zu, wie die Hunde ihre Kleidung zerfetzten und ihre nackte Haut entblößten, ehe sie sie fortzogen. Gemeine Hände drückten ihr das Gesicht in den Schlamm und Schleim des Grabens; ein Knie wurde ihr in den Rücken gerammt.
Als es schien, als müsse sie in dem Schlick ertrinken, wurde sie an den Haaren wieder herausgezogen und von den larn-jai mit üblen Flüchen bedacht. Wie eine Ziege, die geschlachtet und gehäutet werden soll, wurde sie umgedreht.
Ihr Anführer kniete sich zwischen ihre strampelnden Beine, die Hose bis zu den Knien hinuntergelassen, sein Ding stand rot wie eine Wunde aus seiner sich ruckartig bewegenden Faust hervor, seine Oberschenkel waren so mager wie die eines Kindes. Er befahl den anderen, beiseitezutreten, als er die Faust zurückzog.
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