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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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und meine Mutter zu rächen, die sie verflucht und beleidigt haben.«
    Ah-Jeh hob eine Hand, damit sie schwieg. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Hast du geglaubt, du könntest weglaufen, ohne verfolgt
zu werden? Deine Freiheit ist verkauft worden. Sie gehörte Ming-Chou, doch er hat keine Verwendung mehr dafür. Jetzt gehörst du mir.«
    Sie ging in die Ecke, kehrte mit einem Messer zurück und durchschnitt Lis Fesseln.
    »Diese larn-jai , sie sind geringer als der Kot einer syphiliskranken Fledermaus«, murmelte sie. »Allein der Höllenabschaum weiß, welche Krankheiten sie haben. Bist du dir sicher, dass sie nicht in dich eingedrungen sind?«
    Li-Xia nickte mit einem Anflug von Stolz.
    »Da hast du Glück gehabt. Aber ich muss Gewissheit haben - womöglich hängt deine Zukunft davon ab. Wenn du noch immer rein bist, werde ich dich retten. Kamm und Spiegel werden dein sein.«
    »Bei allem Respekt, Ältere Schwester, und bei aller Dankbarkeit, aber mir gebührt solch eine Ehre nicht! Ich weiß, dass ich nie eine Weberin werden kann.«
    Der Klang ihrer eigenen Stimme, so viel entschlossener, als sie sich innerlich fühlte, ermutigte Li fortzufahren.
    »Genauso, wie ich des Bettes des Herrn unwürdig wäre, wäre ich der Schwesternschaft nicht würdig. Meine Füße sind meine einzige Freiheit, ohne sie führt kein Weg voran. Ich könnte mein Leben nicht am Webstuhl verbringen, so ohne frische Luft und den Himmel über mir. Vor vier Wänden fürchte ich mich sehr.«
    »Das zu beurteilen steht dir nicht zu. Noch ist es eine Gelegenheit, die man sich nicht so einfach entgehen lassen sollte.« Ah-Jehs Worte schienen eher vernünftig als zornig. »Was meinst du denn, wohin dich besagter Weg führt - dich, eine namenlose mui-mui , deren Ahnen sich von ihr abgewandt haben und die keine Ruhestätte finden können?«
    »Ich habe eine Mutter. Sie heißt Pai-Ling, und sie ist eine Gelehrte aus der großen Stadt Shanghai. Ich bin dazu ausersehen, eine Gelehrte zu werden, zu lesen und zu schreiben wie sie. Ihr Wissen lebt in mir fort, und gemeinsam werden wir unseren Weg beschreiten.«
    Ah-Jeh nickte verständnisvoll, dann schob sie einen Vorhang beiseite und enthüllte eine Wanne mit warmem Wasser. Sie gestattete sich den Hauch eines Lächelns, und in ihrer Stimme schwang Belustigung mit.
    »Nun, im Augenblick bist du noch keine Gelehrte, sondern eine Seidenspinnerin, und für ein Kind ist das Wissen und Fertigkeit genug. Deine Mutter darf nicht auf eine Tochter hinuntersehen, der so übel mitgespielt wurde. Zieh diese Fetzen aus und wasch dich. Ich werde deine Verletzungen säubern und etwas zum Anziehen für dich finden, danach gibt es etwas zu essen und zu trinken. Über so etwas lässt sich nur in Ruhe nachdenken.«
    Sie ging zu der Vase mit den Weidenruten, suchte eine aus und stand dann da und beobachtete, wie Li die verschmutzten Kleidungsstücke ablegte. Sie hob sie mit der Rutenspitze vom Boden auf und schleuderte sie in eine Ecke. Li merkte, dass die Vorsteherin jeden Zentimeter von ihr musterte. Schamgefühl schien nicht angebracht zu sein, also versuchte sie nicht, ihre Nacktheit zu bedecken. In gespieltem Mitleid schnalzte Ah-Jeh mit der Zunge.
    »Du bist von diesen Söhnen pestbringender Huren schon genug gestraft worden.« Sie trat näher und inspizierte die Kratzer und Blutergüsse an Lis Körper. »Du bist keine, die schnell in Tränen ausbricht, glaube ich. Aber ich kann keine schwereren Verletzungen entdecken. Dreh dich um.«
    Wie eine Fliege kroch eine Fingerspitze über Lis nackten Rücken - ihr Rückgrat hinunter bis zu ihrem Gesäßspalt. Sie spürte, wie sie die Gesäßbacken anspannte, doch die Finger hielten inne. Ah-Jeh holte den Wasserkessel vom Herd, goss heißes Wasser in die Wanne nach und gab braune Tropfen eines Desinfektionsmittels aus einem kleinen Fläschchen dazu. Dann holte sie einen großen Schwamm und ein Stück Seife hervor. Sie zog den Vorhang zu, um den Anschein von Privatheit zu erwecken.
    »Sieh zu, dass sich in deinem Haar kein Dreck von ihnen mehr befindet. Ruf mich, wenn du denkst, dass du sauber bist. Dein Rücken ist ganz zerkratzt. Ich werde mich darum kümmern.«

    Ihre Stimme klang fast mütterlich. Die Seife roch nach Blumen und war von einer Art, wie Li sie noch nie gesehen hatte. Als sie in der Wanne stand, glitt der Schwamm über ihre nasse Haut wie eine Engelshand. Zum ersten Mal seit vielen aufreibenden Stunden hatte sie einen Augenblick für sich allein zum

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