Die Tochter der Konkubine
damit einhergehenden Vorteile zu erlangen, und gar nicht an die damit verbundenen Risiken denken. Das ist nicht klug. Die Leidenschaften der Männer sind nicht von Dauer - sie sind flüchtig wie Donner und Regen. Du bist sehr jung, und doch weißt du das schon, glaube ich.«
Als Li keine passende Antwort einfiel, stand Ah-Jeh auf und stellte sich hinter sie.
»Es ist gut, dass Männerhände dich anwidern. Eine Frau sollte nicht von den Bedürfnissen und Launen eines geilen Ziegenbocks abhängig sein. Du bist kein Gefäß für ungewollte Saat, das aufgefüllt und weggeworfen wird - oder dem für einen Augenblick verrohten Genusses ein Kind gegeben wird, das du nicht ernähren kannst.«
Während sie sprach, legte die Vorstehern eine Hand leicht auf Lis Kopf. Mit der anderen hob sie Lis frisch gewaschenes Haar und suchte ihren Nacken.
»Wenn du Spiegel und Kamm annimmst und den Eid der sau-hai ablegst, musst du dir um solche Dinge keine Sorgen mehr machen. Du hast viele Schwestern und ein Heim dein Leben lang, in dem dir niemand etwas antun kann. Im Gegenzug musst du die törichten Träume über ein Gelehrtenleben fahren lassen; es wird nicht nötig sein, dass du lesen oder schreiben kannst.«
»Darüber habe ich nachgedacht, seitdem ich nach Zehn Weiden gebracht worden bin. Ich habe großen Respekt vor der Schwesternschaft und Älterer Schwester … aber den geforderten Eid könnte ich nicht ablegen, wenn meine Reise damit beendet ist, noch ehe sie begonnen hat.«
Es entstand eine Pause, ehe Ah-Jeh wieder sprach. Li konnte an ihrer Halsader den Pulsschlag wie das Herz eines Vogels sehen.
»Du hast dem Geschwätz von Narren gelauscht, die nichts über sau-hai wissen. Deine Mutter ist tot. Dies weiß ich von deinem Vater persönlich und von den Schwestern, die in seinem Haushalt dienen. Die Stimme, die du hörst, wird mit der Zeit verstummen. Du bist auf dich allein gestellt. Nur ich kann dich in dieser ernsten Angelegenheit leiten.«
Ah-Jehs Hände lagen fest auf Li-Xias Schultern.
»Zunächst muss ich dich untersuchen. Es gibt keinen Grund zur Panik, aber dein Wort reicht nicht. Ich muss mir sicher sein, dass du noch Jungfrau bist.«
Li spürte, wie eine Hand auf ihre Kopfhaut gelegt wurde, die andere an ihren Hals, die forschten, drückten; kräftige Finger, die die Sehnen ihres Halses kneteten; so sicher, wie der goldene Faden vom Kokon abgespult wurde, wurde ihr die Willenskraft entzogen. Li war sich des Drucks, der auf einen bestimmten Punkt auf ihrem Schädel und am unteren Teil ihres Halses ausgeübt wurde, kaum bewusst - merkte nur, dass sie von großer Müdigkeit erfasst wurde, die sie aller Energie und jeden Gedankens an Widerstand beraubte. Der Druck wurde erhöht, bis sie keinen Wunsch mehr verspürte, sich zu bewegen, keine Stimme mehr hatte, um Fragen zu stellen. Sie merkte, dass jemand sie trug und auf ein Bett legte.
Eine rosige Wolke legte sich über sie, und in ihr regte sich kein echter Protest, lediglich Verwunderung darüber, dass sie sich so leicht unterwarf. Das Handtuch wurde geöffnet. Die Hände von Älterer Schwester waren fest und warm auf ihrer Haut, bewegten sich kundig - erhöhten den Druck hier, dann dort, die Daumen entdeckten Stellen, die eine Flut des Wohlgefühls auslösten.
»Dein Chi ist stark, aber blockiert. Ich werde es freisetzen, so dass die Kanäle deiner Energie frei fließen.«
Li merkte, wie zwei Personen aus ihr wurden - eine, die sich Ah-Jeh bereitwillig überließ, und eine weitere, die das Ganze in Todesangst beobachtete. Die Hände legten sich leicht auf ihre schwellenden Brüste. Sie spürte, wie sich ihre Spitzen bei der Berührung hoben, dann bewegten sich die Hände unvermittelt zwischen ihre Beine, trennten ihre Weichheit. Ein unerträgliches Kribbeln erfasste sie von den Haarwurzeln bis hinunter zu den Zehen, die sich wie Fäuste anspannten, dann durchlief sie eine Reihe von Erschütterungen, die schließlich abebbten, bis sie schließlich von der rosigen Wolke ganz umhüllt war.
Li hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Lange Zeit lag sie reglos da, rekonstruierte, was ihr widerfahren war, ehe sie die Augen aufschlug und sich in einem stillen und abgedunkelten Raum wiederfand, deren Lampe hinuntergedreht war. Sie war vollkommen benebelt, ihr war, als hätte sie an alledem nicht selbst teilgenommen, sondern wäre nur Zuschauerin gewesen. Die körperlichen Schmerzen, die von ihrer Begegnung mit den larn-jai zurückblieben, waren
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