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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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heraus und warf ihn Li in den Schoß.
    »Zieh den an. Ich hole dir etwas zu essen.«

    Sie ging in die Küche, füllte eine Schale mit heißer, schmackhafter Suppe und stellte sie zusammen mit einer bis obenhin mit Reis gefüllten Schale und Essstäbchen auf den Tisch. Unterdessen zog Li die Hose an und knöpfte sich die Tunika zu.
    »Iss dies hier, während ich von sau-hai erzähle, damit du deinen eigenen Weg wählen kannst. Du bist sehr jung, und doch wurde deine Unschuld bereits ge - und verkauft wie Rüben. Das ist das Los einer Frau, die lange genug lebt, um ihre Seele zu erhalten, für ihre Ahnen jedoch verloren ist. Das kannst du nicht ändern, und ich auch nicht.
    Seit mehr als tausend Jahren hat die Schwesternschaft in ihrer Eigenschaft als Frauen ohne Männer sich um sich selbst gekümmert. Eine Weberin in Zehn Weiden zu sein bedeutet, lebenslang über einen sicheren Platz zu verfügen - gut behandelt zu werden und die Liebe und den Respekt vieler Freundinnen zu bekommen. So komfortabel zu leben und zu essen, wie es eine Frau sollte, an nichts Mangel und ein bescheidenes eigenes Einkommen zu haben, auf dass deine Reise ins Jenseits würdig sein möge - unsere Ahnen sind deine Ahnen. Und dafür opferst du was - die Selbstsucht eines dummen Mannes?«
    Ah-Jeh zog eine Grimasse und gab vor, auf den Boden zu spucken. »Donner und Regen drängt bei jedem Mann alles andere in den Hintergrund - Güte, Treue, Wahrheit, von Liebe ganz zu schweigen. Wenn du auf Liebe aus bist, dann jagst du besser den Mond in einem Wasserkrug. Der ganze Genuss des Elfenbeinstabs gehört ihm - nicht dir. Mit viel Glück bekommst du ein paar Tropfen ab. Er rammt ihn dir in jede erdenkliche Körperöffnung, ob du es willst oder nicht - und du hast da nichts zu sagen. Deine Stimme wird nur zu hören sein, wenn du seine Kinder zur Welt bringst, und im Kummer, wenn er mit dir fertig ist.«
    Li beobachtete, wie Ältere Schwester innehielt und an ihrem Tee nippte. Sie sprach ohne Zweifel die Wahrheit. Li sah sie in einem klareren Licht und fühlte sich von der Leidenschaft ihrer Worte gedemütigt.

    »Bist du etwa so eine, die im Alter auf die Liebe und die Fürsorge ihrer Kinder hofft … auf ihre Dankbarkeit?«, fuhr Ah-Jeh fort und schüttelte in gespielter Traurigkeit den Kopf. »Wenn du Söhne bekommst und nicht stirbst, während du sie aufziehst, fallen vielleicht ein paar Krumen von ihrem Tisch für dich ab. Wenn du Töchter bekommst und sie leben dürfen, dann weint dein Herz für sie, wie Pai-Lings für dich weinte.
    Du kannst dein Schicksal nicht ändern - dass dein Vater dich verraten und deine kühnen Träume in Asche verwandelt hat. Er hat dich verkauft, und deine Zukunft liegt mit hundert anderen in der Geheimschublade von Ming-Chous großem Drachenschreibtisch. Nur ein Wunder holt sie da wieder heraus. Stell dir also folgende Fragen und sei ehrlich: Sind die Jahreszeiten der Maulbeerhaine alles, was du vom Leben erwartest? Vor der Zeit alt zu sein, deine Schönheit verloren an grausamen Sonnenschein und beißende Winter? Lebst du lieber an einem mückenverseuchten Flussufer mit Närrinnen zusammen, bis du hinausgeworfen oder neben Kleiner Kiesel in der Pagode des Mitleids begraben wirst - oder ziehst du es vor, vom Ventilator Kühlung zu erhalten und von den Öfen der Weberei gewärmt zu werden, umgeben von Blumen zu leben und unter einem Ziegeldach zu schlafen?«
    Li aß das köstliche Essen vor ihr und hörte genau zu. Als Ah-Jeh ihre Tasse füllte, legte sie ihre Essstäbchen beiseite.
    »Ich bin eines solch wertvollen Rates nicht würdig, und meine Dankbarkeit ist größer, als es meine dürftigen Worte ausdrücken können. Ich bitte Sie, sich meine törichten Gedanken anzuhören, so töricht, denke ich, wie das Geheimnis meines Herzens. Sie haben mir die Ehre erwiesen, mit mir wie mit einer Frau, nicht einem Kind, zu sprechen. Ich muss versuchen, wie eine zu sprechen, und muss Sie um Geduld bitten … Als der Mann, der sich mein Vater nennt, mich wie eine Puppe ankleiden ließ, zeigte er mir den Schmetterling der Hoffnung, dann verbrannte er die Bücher, die ich nicht lesen konnte. Er brachte mich nach Zehn Weiden, sagte, ich würde dort bei einem reichen Onkel wohnen. Er log, weil er
Angst hatte, ich würde ihm wieder wegrennen, bevor das Geld für mich sicher in seiner Geldbörse steckte.
    Er hat mich hier zurückgelassen und sich nicht einmal verabschiedet. Meine Chance auf Glück hat er mitgenommen. Ich hasse ihn

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