Die Tochter der Konkubine
nicht, weil ich ihn nicht kenne - er ist nichts für mich, wie ich ihm nichts bin. Unter den Weiden erkannte ich bald, dass die Welt der mui-mui und die Welt der Schwesternschaft sich sehr unterscheiden, und wie die anderen träumte auch ich davon, eine Weberin zu werden.
Aber ich habe beobachtet, wie die Weberinnen kommen und gehen, Hand in Hand über die Brücke - von der Behaglichkeit ihrer kleinen Häuschen zu der Sicherheit der Weberei. Unter ihren Sonnenschirmen sind sie schön anzusehen, wie Blumen, die nicht verwelken oder eingehen. Eine sieht aus wie die andere, und sie können sich glücklich schätzen, dass sie mit dem erwählten Leben zufrieden und glücklich sind. Ich jedoch bin zu lange in vier schmalen Wänden gefangen gehalten worden. Mein Vater hat versucht, mir meine Füße zu nehmen, um seine Geldbörse etwas dicker zu machen. Ich war weniger als ein lup-sup -Hund und wurde wie einer behandelt.
Ich habe darum gekämpft, meine Füße zu retten, die mich auf die Felder unter einen endlosen Himmel trugen. Ich habe viel erleiden müssen, um sie zu behalten, und kann mir nicht vorstellen, dass ich mit ihnen für mein restliches Leben nur eine Brücke überquere und auf den blumengesäumten Pfaden des Gutes herumwandle. In den Maulbeerhainen kann man nach Belieben gehen oder rennen. Wenn mir eines Tages danach ist, weiter und schneller zu laufen, als ich sollte, dann lassen Sie mich den Preis für meinen Entschluss zahlen.«
Li stand auf und kniete sich vor Ältere Schwester hin, machte einen Kotau, bis ihre Stirn den Boden berührte. »Ah-Jeh, bieten Sie mir Kamm und Spiegel nicht an … ich könnte sie nicht annehmen. Mein Respekt vor der Schwesternschaft ist zu groß, und ich habe meine Grenzen bereits erkannt. Seitdem ich stehen kann, jage ich
den Schmetterling der Hoffnung und des Glücks. Lassen Sie mich das Wunder, von dem Sie sprechen, mit meinen eigenen Füßen finden … über die Folgen werde ich mich nie beschweren.«
Ah-Jeh lauschte Li-Xia mit ausdruckslosem Gesicht. Als sie sprach, schlug sie wieder den Ton von Ältere Schwester an, der Vorsteherin von Zehn Weiden.
»In diesem Fall kann ich nichts tun, um dir zu helfen. Wenn du den Kamm und den Spiegel nicht nimmst, kommst du um die Bestrafung für deinen Angriff auf Ming-Chou nicht herum.«
Die Vorsteherin benachrichtigte Ming-Chou, dass das Mädchen, das sich mit solcher Brutalität gegen ihn gewandt hatte, eingefangen worden und an den Ringen befestigt worden sei. Der Händler erinnerte sich schmerzlich an die Fuchsfee, doch sein Ärger war verraucht. Das war eine Angelegenheit von Zehn Weiden, weiter nichts. Sich selbst betrachtete er als gerechten Herrn: Hatte er nicht Mückennetze bereitgestellt und auf einem Winkel seines eigenen Landes die Pagode des Mitleids errichten lassen, eine Begräbnisstätte für jene, deren Ahnen sie verstoßen hatten? Er hatte volles Vertrauen darauf, dass seine Vorsteherin sich darum kümmern werde, dass die Dämonin die Ruhe in seinem Herrschaftsbereich nicht noch einmal störte.
Ah-Jeh musste man nicht sagen, dass die Sache möglichst schnell aus der Welt geschafft gehörte. Es gab mui-muis , die selbst einen Groll hegten und nur wenig Anlass brauchten, um zu rebellieren. Selbst unter ihren sau-hai , einem System, das durch seine strengen Regeln Ordnung und Harmonie bewahrte, konnte Unruhe ausbrechen. Li musste so schnell wie möglich zum Schweigen gebracht, ein Exempel statuiert werden, das niemand je vergaß.
Die Bekanntmachung wurde von einer Schriftrolle verlesen, welche dann an den Gingkobaum gehängt wurde. Ah-Jeh erzählte in sämtlichen Hütten der mui-muis , dass das Mädchen namens Holzapfel gemäß den Gesetzen der sau-hai hundert Stockschläge auf die Fußsohlen erhalten, dann eine Woche in einen Stall gesperrt
und schließlich in einem für den Schweinetransport hergestellten Korb zum Fluss getragen werden sollte, wo sie bei Tagesanbruch nach Art aller Teufel und Dämonen, die die Gesetze von Zehn Weiden korrumpierten, ertränkt würde.
Li wurde zu den Bestrafungsringen gebracht, wo man sie an den Fußknöcheln in Halterungen steckte. Als alle versammelt waren, drosch Ah-Jeh auf die Füße der Fuchsfee ein, bis sie den langen, dünnen Stock kaum noch zu heben vermochte.
Während sie bei jedem Schlag zusammenzuckte und Flammen der Qual an ihren wertvollen Füßen leckten, fand Li sich zurück im Reisschuppen, wie sie auf das Klappern des Riegels und das Öffnen der Tür wartete.
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