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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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unvermittelt eine Welle der Erleichterung.
    »Das Kleid einer Fischersfrau steht dir gut!« Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr auf den Sitz neben sich zu helfen. »Ich glaube, im Bella Vista hast du dich nicht wohlgefühlt. Das hätte ich wissen müssen, aber ich wollte, dass du das Beste bekommst. Heute Abend bringe ich dich an einen Ort, der, denke ich, mehr nach deinem Geschmack ist. Vielleicht ist es sogar mein Lieblingsort in ganz Macao.«
    Li war entzückt darüber, statt mit dem Wagen und seinem giftigen Fahrer in einer Rikscha befördert zu werden.
    »Ich dachte mir, wir machen am besten kein großes Aufheben um diesen gemeinsamen Abend«, sagte Ben. »Das geht nur uns etwas an, aber ich weiß, dass andere beobachten und lauschen und mit der Wahrheit wie mit Würfeln spielen.«
    Seine Worte überraschten und freuten sie, vielleicht waren ihre Sorgen doch nicht das große Geheimnis, für das sie sie gehalten hatte. Während das Platsch, Platsch der Füße des Läufers sie stetig zu den Lichtern der Praia hinunterbrachte, schien er ihre Gedanken zu lesen. Die untergehende Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, der Himmel färbte sich tiefviolett, die ersten frühen Sterne zeigten sich, das gelbe Licht der Rikschalampen flackerte auf jeder Seite des Sonnendachs. Sie spürte, wie er sie anerkennend anlächelte.

    »Ich lebe schon lange in deinem Land und habe die Erfahrung gemacht, dass man wohl umso mehr lernt, je weniger man zu verstehen scheint. Nur so kann ein Barbar Erfolg haben.«
    Im Schaukeln der Rikscha, deren Verdeck heruntergelassen war, um die saubere Meeresbrise hereinzulassen, fühlte Li sich wie in einer prächtigen Sänfte, und kurz kam ihr der Eselskarren von Riese Yun auf der Heimfahrt von den Maulbeerbaumhainen in den Sinn. Sie wollte Ben das erzählen, frei über die Mattenhütte unter den Weiden sprechen und die kleine Familie, die sie zurückgelassen hatte.
    Als sie den Hafen erreichten, waren hoch oben auf der Landspitze noch immer die Lichter von Sky House zu sehen, auf dessen Giebeldach ein gelber Mond balancierte. Die Rikscha fuhr von der Straße auf die ratternden Bretter einer alten Mole und blieb vor einer riesigen Dschunke stehen, die mit knarzenden Kokosfasertauen an Eisenpollern festgemacht und dauerhaft an großen Steinplinthen vertäut war.
    Ein gutes Stück außerhalb der hellen Lichter der Praia wurde der Kai schwach von rauchigen Laternen beleuchtet, die aus längst verschrotteten Schiffen geborgen worden waren. Pechfackeln warfen verzerrte Schatten, als Ben sie am Arm nahm und die wackelige Gangway hinauf sicher an Deck führte.
    »Willkommen im Palast der Fetten Krabben!« Ben sprach den Namen mit der Zuneigung eines alten und vertrauten Freundes aus. Schimmernde Kerzen standen in Muschelschalen auf umgedrehten Austern - und Weinfässern, die als Tische dienten und an denen Männer und Frauen saßen, die ihren Lebensunterhalt eindeutig durch das Meer verdienten. Sie waren einfach gekleidet, als kämen sie direkt von der Arbeit. Sie brachen große Krabbenscheren, rissen Langustenbeine auseinander und sogen die saftigen Fleischstücke mit einer Hingabe heraus, die besser zu den mung-cha-cha gepasst hätte als zum Bella Vista. Andere machten sich über gegarten und frittierten Fisch her, der zuvor lebend aus sprudelnden Behältern entnommen wurde, spuckten Gräten aufs Deck oder schluckten fette Austern, deren Schalen sie über Bord warfen.
Ben grinste glücklich. »Miss Brambles Fall wäre das wohl nicht, aber ich glaube, sie wäre grundsätzlich damit einverstanden.«
    Spielkarten wurden auf die Fässer geknallt und Würfelbecher über Krügen mit Sangria und Bier geschüttelt. Zwischen den Dschunkenkapitänen und dem Hokko-Fischervolk entdeckte Li Ausländer, manche davon in Begleitung hübscher Chinesinnen. »Hier gibt es die besten und frischesten Chili-Krabben diesseits von Singapur. Und hier essen nur freundliche Menschen - Portugiesen, Macanesen, Spanier und sogar Franzosen und Engländer. Die Chinesen, die sich das Vergnügen mit ihnen teilen, sind alte Freunde. Du kannst frei sprechen. Alle blicken nur auf das Festessen vor sich und lauschen dabei nur dem Seemannsgarn.«
    Als er sie an der Hand durch die bunte Menge führte, grüßten viele der Raubeine Ben mit Namen, andere standen auf und schlugen ihm auf den Rücken oder beglückwünschten ihn mit derben Komplimenten zu seiner Begleiterin. Als sie an einer etwas abgelegeneren, durch eine Kordel

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