Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
Vom Netzwerk:
Gesellschaft auf die Welt kam. In dir sehe ich genau diese Flamme auch.
    Ich bin gemischten Blutes, der Sohn einer chinesischen Mutter, die ich nie kennengelernt habe. Mein Vater war ein britischer Handelsschiffskapitän, der nach dem Boxeraufstand aus Shanghai floh. Nicht die Furcht vor den Boxern veranlasste ihn dazu, sondern eine Blutsfehde, durch die ich es bis zum heutigen Tag mit gefährlichen Feinden zu tun habe. Mein Vater starb an dem Handelserzeugnis, das ihn reich gemacht hatte … Opium. Er floh, um mich zu retten. Ich war erst wenige Tage alt. Als sie meine Mutter umbrachten, sein Haus in Brand setzten und ihm sein Geschäft wegnahmen, blieb ihm nichts anderes übrig.« Als der Tisch abgeräumt und eine Platte mit geviertelten Früchten zusammen mit einer frischen Kanne Bo-Lin-Tee
vor sie gestellt worden war, meinte Ben: »Verzeih mir; in meiner Freude habe ich meine Zunge vielleicht ein wenig zu sehr gelockert. Es ist an der Zeit zuzuhören. Oder frage, was immer du willst.« Li wusste, dass der Augenblick gekommen war, über Dinge zu sprechen, die sie seit ihrem Erwachen in der Kabine an Bord der Golden Sky fast pausenlos beschäftigt hatten.
    Vorsichtig begann sie. »Ich fühle mich sehr geehrt, Dinge von so persönlicher Art von Ihnen zu erfahren. Wenn ich über meine Kindheit erzählen würde, würden nur traurige Erinnerungen in mir aufsteigen, die ich lieber vergessen möchte. Doch ein paar schöne gibt es auch.«
    Li sah ihm fest in die Augen. »Kennen Sie die Redensart: ›Bambustür gegenüber Bambustür. Holztür gegenüber Holztür. Goldene Tür gegenüber goldener Tür‹?«
    Er nickte. »Sie bedeutet, dass wir aus verschiedenen Welten stammen und vielleicht nicht zueinander passen. Dass einem vielleicht der Sinn nach etwas steht, das der andere lieber meidet. Ein Bauer sollte eine Bäuerin zur Frau nehmen, ein Kaufmann eine Kauffrau, ein Adeliger eine Adelige.«
    »Genau!«, erwiderte sie eifrig. »Gemischtrassigen gegenüber ist China nicht freundlich. Allein können wir den Gefahren entgegentreten und zu überleben lernen. Zusammen ist anderes als nur das eigene Leben zu bedenken … Das erfordert eine andere Art von Mut. Ich weiß nicht, ob ich ihn besitze.«
    Als er sich zu reden anschickte, hob sie die Hand. »Die Welt wäre nicht freundlich zu uns oder unseren Kindern. Manchmal macht man aus Einsamkeit große Fehler und trifft Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.«
    »Die Erfahrung einer freundlichen Welt habe ich nie gemacht«, entgegnete Ben bedächtig, wobei jedes Wort nur für ihr Ohr formuliert wurde. »Ich bin stolz darauf, Eurasier zu sein, ein jarp-jung , und unsere Kinder werden es auch sein. Wir werden sie lehren, für ihr Erbe zu kämpfen, wenn es sein muss. Unsere Ahnen werden ihre Freude an ihrem Mut haben. Unser Leben wird nie mehr von
Einsamkeit erfüllt sein, und niemand wird uns das Recht nehmen, frei und von ganzem Herzen zu lieben!«
    Ben sprach mit solcher Gefühlstiefe, dass Li ohne Zögern antwortete: »Dann werde ich meine Fragen freiheraus stellen.« Sie setzte sich aufrecht hin. »Wie viele Frauen werden Sie haben?« Sie sah, dass er sich mühsam ein Kichern verkniff, doch er antwortete ernst: »Ich werde nur eine Frau haben. Meine Kinder werden nur eine Mutter haben.« Sie nickte beifällig. »Und wie viele Konkubinen werden Sie haben?« Wieder hätte er gelächelt, wenn sie kein so feierliches Gesicht gemacht hätte, und so schüttelte er mit ebensolcher Ernsthaftigkeit den Kopf. »Konkubinen werde ich keine haben. Ein Barbar hat so etwas nicht.« In Lis Augen zeigte sich Überraschung. »Werden Sie dann die Dienste einer Mätresse beanspruchen? Wie kann eine einzige Frau einem Mann genügen? Wie können Sie sicher sein, dass Sie meiner nicht überdrüssig werden?«
    Bens Antwort kam so von Herzen wie ihre Fragen. »Wenn ich deiner überdrüssig werde, dann werde ich des Lebens überdrüssig. Eine Geliebte wird es nicht geben. Zeit, einander zu langweilen, wird es nicht geben, nur dazu, die Augenblicke zu zählen, bis wir wieder zusammen sind.«
    Lis Lächeln erlosch mit einem Schlag, ihr Ton wurde fast geschäftsmäßig. Ihr Herz schlug schneller. Diese Worte entschieden über ihre Zukunft und ihr Glück. »Verzeihen Sie mir, seal-yeh , aber ich bin nicht auf die Welt gekommen, um eine tai-tai zu sein, die nichts im Sinn hat, als den Schönheitssalon zu besuchen und Mah-Jongg zu spielen. Ich werde eine starke Frau und eine gute Mutter

Weitere Kostenlose Bücher