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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verwirren. »Weil sie sonst wegfliegen?«, schlug sie vor. Das Äffchen sprang von ihrer Schulter auf den Wagen, streckte die Arme aus und begann mit seinen winzigen Fingerchen an ihrer Faust zu zerren, in der sie die Münzen hielt.
    »Ich weiß«, sagte sie, ein wenig überrascht, wie stark die winzigen Fingerchen waren. »Aber warum sollen sie nicht wegfliegen?«
    Die Schwarzhaarige blickte sie an, als hätte sie soeben die dümmste Frage gestellt, die man sich nur denken konnte, antwortete aber trotzdem: »Weil sich die Menschen gerne an ihrem Gesang erfreuen, und auch an ihrem Anblick … wie an dem des allermeisten hier übrigens.«
    Das musste Katharina erst einmal verdauen. Die Menschen in dieser Stadt konnten es sich leisten, Dinge zu kaufen, nur um sich an ihrem Anblick zu erfreuen? Wie unvorstellbar reich war Santen denn?
    »Du warst noch nie hier in der Stadt, habe ich Recht?«, fuhr die Schwarzhaarige fort. »Dann muss dir das alles hier ja ganz besonders gefallen … oder auch gar nicht.«
    Das Äffchen zerrte mit noch größerer Kraft an ihrer Hand, und seine Besitzerin zog es mit einem scharfen Ruck an der Leine zurück, was nun sie zur Zielscheibe eines ganzen Schwalles von vorwurfsvollem Gezeter und Geschnatter machte.
    »Ich habe auch Süßigkeiten. Warum suchst du dir nicht etwas aus?« Sie deutete auf einen kleinen Tonkrug, aus dem eine Anzahl fingerdicker gelbbrauner Stangen ragten. »Die Honigstangen sind wirklich gut. Ich muss das wissen. Ich mache sie selbst.«
    »Ich … habe kein Geld«, antwortete sie ausweichend.
    Die Schwarzhaarige betrachtete ihre geschlossene Faust gerade lange genug, um Katharina klarzumachen, dass sie die kleine Lüge durchschaut hatte, aber dann zuckte sie mit den Achseln und lächelte schon wieder. »Ach, was soll’s«, sagte sie. »Nimm dir nur eine, ich schenke sie dir.«
    Katharina sah sie ungläubig an, erntete aber nur ein neuerliches Lächeln. »Greif ruhig zu. Ich habe heute gute Geschäfte gemacht und kann es mir leisten, großzügig zu sein. Wenn du willst, kannst du mir zum Ausgleich ja ein bisschen über dich erzählen. Ich bin schrecklich neugierig, musst du wissen.«
    Katharina zögerte noch einmal, griff aber dann zu und nahm sich eine der Honigstangen, um vorsichtig daran zu schnuppern. Sie roch köstlich, und als sie noch vorsichtiger daran leckte, schmeckte sie noch unendlich köstlicher. Und so etwas sollte sie einfach geschenkt bekommen?
    »Wie ist dein Name, Junge?«, fragte die Schwarzhaarige. »Ich bin Vera. Und du?«
    »Katha –«, begann Katharina, besann sich im letzten Moment wieder auf die Verkleidung, in die sie geschlüpft war und verbesserte sich: »Kara.«
    »Kara«, wiederhole Vera. »Das ist ein ungewöhnlicher Name. Gehörst du zu dem Nordmännern, die flußaufwärts leben?«
    »Wie kommst du darauf?«, entfuhr es Katharina erschrocken.
    »So schwer ist das nicht zu erraten«, antwortete sie. »Solche Blusen, wie du sie trägst, machen nur die Nordmänner. Dazu dein helles Haar und deine blauen Augen … wo sind deine Eltern, Kind?«
    »Sie suchen schon nach meinem Bruder«, sagte eine Stimme hinter ihr. »Und sie werden mit jedem Moment zorniger, in dem ich ihn nicht zurückbringe.« Ansgar trat mit einem Schritt zwischen sie und die Schwarzhaarige und legte ihr demonstrativ die Hand auf den Unterarm. »Du willst unseren Vater doch nicht wirklich wütend machen, oder? Am Ende bekomme ich wieder den Ärger, nur weil ich ein Jahr älter bin und er glaubt, ich müsste ständig und überall auf dich aufpassen.«
    »Der ältere Bruder zu sein ist manchmal ein schweres Los«, sagte Vera. »Ich weiß das. Ich hatte drei jüngere Schwestern.«
    Ansgar reagierte zwar mit einem angedeuteten Lächeln darauf, ergriff Katharina darüber hinaus aber nur noch fester am Arm und zog sie einfach mit sich. Katharina fand das ziemlich unhöflich, doch Ansgar gab ihr gar keine Gelegenheit, irgendetwas zu sagen, sondern zerrte sie so grob hinter sich her, dass sie beinahe ins Stolpern geraten wäre. Erst als sie den Marktplatz schon fast halb überquert hatten, blieb er wieder stehen und fuhr sie an:
    »Bist du verrückt geworden, mit einer Fremden über uns zu sprechen? Noch dazu mit so einer?«
    Was meinte er mit so einer? »Aber du hast doch selbst gesagt –«
    »Dass du dich umsehen und dir etwas Hübsches kaufen sollst!«, fiel ihr Ansgar ins Wort. Er war wirklich sehr zornig. »Nicht dass du jedem erzählen sollst, wer du bist und wo du

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