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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiter an ihrer Milch zu nippen, die nach einem guten Schuss Honig schmeckte, wie sie nur ganz nebenbei bemerkte, stand aber schließlich wieder auf und trat mit einem tiefen Seufzer an eines der beiden schmalen Fenster heran, die auf den Marktplatz hinausführten.
    Aus dieser Höhe betrachtet wirkte das hektische Treiben dort unten noch bunter und faszinierender, und Katharina korrigierte ihre Einschätzung noch einmal ein gutes Stück nach oben, was die Anzahl der Menschen auf dem Marktplatz anging. Überall wuselte es, wurde begutachtet und gefeilscht, Waren eingepackt und gehandelt, und das war noch lange nicht alles. Auf der anderen Seite des Platzes gewahrte sie ein halb mit bunten Tüchern verhangenes Podest, auf dem farbenfroh gekleidete Gaukler und Spielleute ihre Kunststücke und allerlei Albernheiten aufführten. Eine nicht kleine Menge von Zuschauern drängte sich vor der Bühne, applaudierte und lachte oder munterte die Gauklertruppe mit Rufen zu größerem Eifer auf. Spielende Kinder flitzten überall in der Menge herum, und einmal beobachtete sie, wie ein fettleibiger Bursche unter dem schadenfrohen Gelächter der anderen hinter einem Kind herjagte, das ihm vielleicht etwas stibitzt oder ihn auf andere Weise geärgert hatte – ohne die leiseste Chance indes, es einzuholen.
    Der Anblick zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, dessen sie sich nicht einmal bewusst war, aber er erfüllte sie auch mit einem Gefühl vager Trauer, war es doch ihr erster Blick auf ein Leben, das ihr bisher vollkommen unbekannt gewesen war. Vielleicht waren diese Stadt und all ihre Bewohner ja gar nicht so unermesslich reich, wie sie bisher geglaubt hatte. Vielleicht war sie bisher nur so unermesslich arm gewesen; und damit meinte sie nicht nur die schäbigen Kleider, das schlechte Essen und die erbärmlichen Umstände, unter denen sie aufgewachsen war. Das dort unten war ein Teil des Lebens, um das das Schicksal sie bisher betrogen hatte, und dieser Gedanke machte sie traurig und wütend zugleich.
    Das intensive Gefühl, angestarrt zu werden, ließ sie erschrocken den Kopf drehen, aber das Zimmer hinter ihr war leer. Dennoch blieb das Gefühl.
    Sie sah wieder auf den Marktplatz hinab, und für einen ganzkurzen Moment glaubte sie eine schwarzhaarige Gestalt in einem sehr freizügigen Kleid zu sehen, auf deren Schulter ein winziges Geschöpf saß; wie ein kleiner, haariger Mensch.
    Aber als sie genauer hinsah, war da niemand. Und warum hätte Vera ihr hinterherspionieren sollen?
    Sie schalt sich selbst einen Angsthasen und Dummkopf (was sie aber nicht daran hinderte, noch einmal genauer hinzusehen), verscheuchte den Gedanken schließlich und konzentrierte sich schließlich wieder auf den interessantesten Teil des bunten Treibens, nämlich auf die Bühne, auf der die Gaukler und Schauspieler noch immer ihre Kunststückchen aufführten. Es dauerte nicht lange, bis sie Vera und ihr Äffchen tatsächlich genau dort stehen und angelegentlich mit einem dunkelhaarigen und sehr groß gewachsenen Mann sprechen sah. Also hatte sie sich doch getäuscht und der Gauklerin Unrecht getan.
    »Steh bitte nicht da am Fenster. Jemand könnte dich sehen.«
    »Einer von den hundert Jemanden, die mich schon gesehen haben?«, fragte Katharina spöttisch, drehte sich aber trotzdem nicht nur zu Ansgar um, sondern ging auch gehorsam wieder zurück zum Tisch und setzte sich.
    »Das ist etwas anderes«, beharrte Ansgar. Er sah wirklich ein bisschen besorgt aus, fand Katharina.
    Sie griff wieder nach ihrer Milch, stellte fest, dass sie wohl länger am Fenster gestanden haben musste, als ihr klar gewesen war, denn sie war mittlerweile spürbar abgekühlt, und nahm nun einen großen, genießerischen Schluck.
    »Elsa kommt gleich mit dem Essen«, sagte er, indem er näher kam und sich ebenfalls setzte. »Du wirst staunen, sie ist die beste Köchin von ganz Santen.«
    »Ich dachte, sie wäre die beste Bäckerin?«
    »Das auch«, bestätigte Ansgar. Er lächelte, aber es sah nicht ganz überzeugend aus. »Aber das heißt nicht, dass sie nicht auchdie beste Köchin der Stadt sein kann. Du wirst sehen, allein dafür hat sich der Weg hierher schon beinahe gelohnt.«
    Katharina nickte nur und sah ihn auffordernd an, aber Ansgar sprach nicht von sich aus weiter, und so saßen sie eine Weile in immer unbehaglicher werdendem Schweigen zusammen, über das sie auch die köstliche Honigmilch nicht mehr ganz hinwegtrösten konnte.
    Zumindest im einem Punkt hatte Ansgar

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