Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
ein Edelmann und Ritter! Wieso lasst Ihr es zu, dass er so mit einer Frau redet?«
Pardeville schürzte nur verächtlich die Lippen, und Wulfgar wandte sich nun endgültig in ihre Richtung und sagte beinahe sanft: »Das Mädchen ist nicht hier.«
»Dann durchsucht das Haus!«, schnaubte Vera. Das Äffchen, das auf ihrer Schulter saß, begann lautstark zu schnattern, wie um ihr Recht zu geben, und Vera fuhr fort: »Ich habe sofort Bescheid gegeben, als der Junge und sie hierhergegangen sind! Wenn eure Leute nicht gesehen haben, dass sie –«
Wulfgar ohrfeigte sie, schnell und so hart, dass Vera mit einem erschrockenen Keuchen zurück und gegen den Türrahmen taumelte und wimmernd daran zu Boden sank. Das Äffchen sprang mit einem erschrockenen Kreischen von ihrer Schulter und verschwand aus Katharinas Blickfeld, und Wulfgar sagte noch einmal und sehr ruhig: »Du wirst schon bekommen, was dir zusteht, Weib. Und jetzt schweig still. Wenn du noch ein einziges Wort sagst, ohne dass du dazu aufgefordert wirst, schneide ich dir die Kehle durch.«
Er wartete Veras Antwort gar nicht ab, sondern machte eine befehlende Geste zu den beiden Kriegern, die mit ihr hereingekommen waren.
»Durchsucht das Haus. Dem Mädchen darf nichts geschehen, aber tötet alle anderen.«
Die beiden Männer verschwanden wortlos, und Katharina konnte ein leises Wimmern nun nicht mehr ganz unterdrücken. Ihre Knie, Handflächen und Zehen schmerzten, als stünden sie in Flammen. Sie versuchte ein wenig der heißen Asche zusammenzuraffen, um sie als Polster zwischen ihrer Haut und den noch heißeren Stein zu bringen, aber damit schien sie es eher schlimmer zu machen. Außerdem bekam sie kaum noch Luft. Und was war das für ein Gestank, der ihr in die Nase stieg? Ihr eigenes verkohlendes Fleisch?
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie begann sich allmählich zu fragen, ob Wulfgars Messer vielleicht nicht der gnädigere Weg war, um dieses Grauen zu beenden.
Irgendwie gelang es ihr, den Schmerz niederzukämpfen und sich auf das zu konzentrieren, was außerhalb ihres ganz privaten Fegefeuers geschah. Pardeville sagte irgendetwas zu Wulfgar, was sie nicht genau verstand und was den Wikinger auch nicht zu interessieren schien, denn er reagierte nur mit einem rauen Lachen, und von oben glaubte sie einen halb erstickten Schrei zu hören, und fast im gleichen Augenblick ein schweres Poltern.
Auch auf der anderen Seite der Backstube wurde es jetzt laut. Katharina hörte ein Ächzen und angestrengtes Schnauben, undzwei weitere Männer in Kettenhemden und Helmen drängten sich in den überfüllten Raum, den halb besinnungslosen Erik zwischen sich herschleifend. Grob stießen sie ihn direkt vor ihrem Herrn auf die Knie und traten zurück, blieben aber mit gezückten Schwertern hinter ihm stehen, jederzeit bereit, sofort zuzupacken, sollte Erik ihn möglicherweise angreifen.
»Mein guter alter Freund Erik«, sagte Guy de Pardeville. »Ich wusste, dass wir uns wiedersehen, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht zu hoffen gewagt, dass es so schnell der Fall sein würde.«
Seine Hand landete mit einem hörbaren Klatschen auf dem Schwertgriff, und Wulfgar griff rasch nach seinem Handgelenk, hielt es fest und schob ihn aus der gleichen Bewegung heraus zur Seite. Erik hob stöhnend den Kopf und versuchte sich das Blut aus den Augen zu blinzeln, aber man sah ihm an, dass er alle Mühe hatte, bei Bewusstsein zu bleiben.
»Wo ist sie?«, fragte Wulfgar.
Katharina wäre erstaunt gewesen, hätte Erik überhaupt geantwortet, und das tat er auch nicht. Wulfgar schien nicht wirklich damit gerechnet zu haben, denn er seufzte nur, trat wieder zurück und gab einem von Pardevilles Kriegern einen kaum merklichen Wink, und der Mann packte Ansgar, drehte ihm den Arm auf den Rücken und hielt ihm mit der anderen Hand den Mund zu, während er ihn grob auf die Füße zerrte. Erik erwachte plötzlich aus seiner vermeintlichen Benommenheit und versuchte aufzuspringen, aber Wulfgar stieß ihn mühelos zu Boden, und Pardevilles zweiter Krieger zog sein Schwert und drückte ihm die Waffe an den Hals.
»Tu nichts Unbedachtes, Bruder«, sagte Wulfgar. »Ich will dir nichts antun. Also zwing mich nicht dazu.«
Katharina hielt es nun eindeutig nicht mehr aus. Das Innere des Ofens stank mittlerweile nach verbrannter Haut – ihrer eigenen, schmorenden Haut –, und die Tränen rannen ihr inStrömen übers Gesicht. Vielleicht schrie sie nur deshalb nicht vor Schmerz,
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