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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vielleicht war sie auch getragen worden oder gar auf magischem Weg hierhergekommen – wo immer dieses hier war –, und mehr als einmal, wenn sie fiebernd und von Schmerzen geplagt aufwachte, hatte sie ernsthaft geglaubt, in jenem Ofen gestorben und längst im Fegefeuer zu sein.
    Ein- oder zweimal, wenn Schmerzen und Durst ganz besonders schlimm gewesen waren, hatte sie es sich sogar gewünscht.
    Dann, am dritten Morgen – und erstaunlicherweise war sie sich dessen als Einziges und bar jeden Zweifels vollkommen bewusst – wachte sie auf eine andere Art auf; endgültiger und vielleicht zum ersten Mal wirklich.
    Was sie immer noch nicht wusste, war, wo sie war oder wie genau sie hierhergekommen war; von der Frage, wieso sie überhaupt noch lebte, ganz zu schweigen. Sie hatte immer nochSchmerzen, wenn auch nicht mehr annähernd so schlimm wie in den zurückliegenden Tagen, in ihrem Mund war ein durch und durch grässlicher Geschmack, und sie fühlte sich so schwach, dass ihr selbst das Denken Mühe bereitete.
    Aber sie lebte.
    Immerhin.
    Zu ihrem Verdruss war ihr zweiter, wirklich klarer Gedanke allerdings die Frage, ob sie darüber froh sein sollte.
    Wo war sie? Hatten Eriks Männer sie gerettet, oder war es Pardeville gewesen, der sie aus ihrem nichts anderes als selbstmörderischem Versteck gezogen und sie damit zwar gerettet hatte, das aber wahrscheinlich nur, um sie hochnotpeinlich zu verhören und sie anschließend endgültig an den grausamen Wikinger auszuliefern?
    Katharina zermarterte sich das Gehirn über diese Frage, aber sie erinnerte sich einfach nicht. Sie musste wohl das Bewusstsein verloren haben. Vielleicht hatte sie ja auch Hendrik erst am nächsten Morgen gefunden, als er wieder in die Backstube gekommen war, um seinen Ofen für den nächsten Arbeitstag vorzubereiten.
    Dann erinnerte sie sich daran, dass Hendrik nicht mehr lebte, genau wie seine Frau, die so freundlich zu ihr gewesen war, und ein Gefühl tiefer Trauer ergriff von ihr Besitz. Lange Zeit lag sie einfach so da und spürte, wie die Tränen über ihr Gesicht liefen, zu schwach, um auch nur die Hand zu heben und sie wegzuwischen. Und selbst wenn, sie hätte es nicht einmal gewollt. Was konnte sie sonst noch für Elsa und ihren Mann tun, außer wenigstens ein paar Tränen um sie zu vergießen?
    Doch irgendwann hörten die Tränen auf zu fließen, und aus ihrer Trauer wurde etwas anderes und Schlimmeres. Sie lebte, ja, aber ganz gleich, was dieses Leben jetzt noch für sie bereit hielt, es gab keinen Grund für sie, sich darüber zu freuen. Siewar verflucht. Vater Cedric hatte Recht gehabt mit dem, was er über sie gesagt hatte: Sie war ein Teufelskind, das allen nur Unglück brachte, die seinen Weg kreuzten. Hendrik und seine Frau waren nicht die Ersten gewesen, die ihretwegen gestorben waren, und sie würden auch nicht die Letzten sein. Warum nur hatte Vater Cedric damals nicht das einzig Richtige getan und sie einfach im Fluss ertränkt?
    Katharina versuchte den Gedanken als so albern abzutun, wie er sich anhören musste, hätte sie ihn laut ausgesprochen, schaffte es aber nicht und konzentrierte sich dann zum ersten Mal auf ihre neue Umgebung, und sei es nur, um sich abzulenken und so dem Schrecken zu entkommen, mit dem ihre eigenen Gedanken sie plagten.
    Allzu viel gab es nicht zu sehen, denn sie war tatsächlich zu schwach, um auch nur den Kopf zu drehen, aber immerhin sah sie, dass sie sich nicht in einer Kerkerzelle befand (wie sie sie sich vorgestellt hätte), und spürte, dass sie auch nicht auf einem Lager aus fauligem Stroh lag. Ihr Kopf ruhte auf einem weichen Kissen, und über ihr erhob sich eine aus schweren Balken zusammengefügte Dachkonstruktion, die mit Stroh eingedeckt war. Etwas knisterte, und auf ihrem Gesicht spürte sie die angenehme Wärme eines Kaminfeuers.
    Irgendetwas, das so weich und flauschig war wie blühender Löwenzahn kitzelte ihre Wange, und obwohl sie nicht hinsehen konnte, spürte sie doch, dass ihre Hände mindestens so dick verbunden waren wie die Vater Cedrics. Wenn sie eine Gefangene war, dann eine, die man sehr gut behandelte. Dennoch mochte es sein, dass sie sich nicht in Bjarnisund befand, sondern in Wulfgars Lager. Wikinger wie sein Bruder, würden er und seine Männer wohl in ganz ähnlichen Häusern leben.
    Das Kitzeln an ihrer Wange wurde stärker, und sie hörte ein leises Schnurren, das ihr auf seltsame Weise vertraut vorkam, dann erschien ein winziges schwarzes Katzengesicht in

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