Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
wie ihr … was dann aber auch schon beinahe alles Positive war, was man über die nächsten beiden Tage sagen konnte.
Selbstverständlich hatten sie versucht zu entkommen, und zumindest Vera hatte sich nach Leibeskräften gewehrt und die eine oder andere blutige Schramme in einem Gesicht hinterlassen, bevor es Pardevilles Männern endlich gelungen war, ihren Widerstand zu brechen, und auch Katharina hatte getan, was sie konnte. Aber es hatte nicht gereicht. Nur kurze Zeit später fanden sie sich beide an Händen und Füßen gefesselt (und nachdem Vera Pardeville mit einer nicht endenden Flut erstaunlich fantasievoller Beleidigungen überschüttete, die einfach kein Ende zu nehmen schien, wurden sie obendrein geknebelt) in einem leckenden Boot wieder, das sie auf das andere Rheinufer brachte.
Wenigstens hatten sie sie auf den Rücken gelegt, sodass sie während der gesamten Überfahrt nur den (hin- und herschaukelnden) Himmel sehen musste, und nicht den Fluss.
Anschließend ging es eine geraume Weile zu Pferde weiter (noch immer geknebelt und mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen). Schließlich sah sie Burg Pardeville zum ersten Mal aus der Nähe, was ein etwas einschüchterndes, vor allem aber beeindruckendes Erlebnis war. Den Burghügel und die äußere Palisadenwand mitgerechnet, war das niedergebrannte Ellsbusch vielleicht sogar größer gewesen. Doch selbst nachdem sie in Samten gewesen war, verschlug ihr der Anblick schlichtweg die Sprache.
Die Burg war zwar nicht sonderlich groß, aber so wuchtig und abweisend wie ein von Menschenhand geschaffener Berg. Gleich zwei Türme – der eine klein und gedrungen, aber immer noch größer als der hölzerne Donjon von Ellsbusch, der andere schlanker und beinahe doppelt so hoch – verbanden sich miteinem massiven Tor und einem Gewirr ineinander verschachtelter zinnengekrönter Mauern und trutzigen Wehrbauten zu einem wahren Monstrum, dessen bloßer Anblick sie sich klein und hilflos vorkommen ließ. Hinter einem zu einem Dreiviertel-Kreis geschlossenen Wassergraben und einer zusätzlichen äußeren Mauer gelegen, kam ihr die Burg wehrhaft genug vor, um jedem nur denkbaren Angriff zu trotzen.
Von innen betrachtet wirkte sie beinahe noch massiver, aber das hatten Kerkerzellen vermutlich so an sich.
Dabei war es nicht einmal wirklich ein Kerker. Der Raum, in den einer von Pardevilles Männern sie gebracht hatte, befand sich im oberen Stockwerk des hohen Turmes und hatte ein großes Fenster, das nicht einmal vergittert war, und war – zumindest nach Katharinas Maßstäben – schon fast verschwenderisch eingerichtet, aber die Tür aus massiven Eichenbohlen und der an der Außenseite angebrachte Riegel machten trotzdem ein Gefängnis daraus. Und für den Rest dieses und des gesamten darauffolgenden Tages sah sie niemanden mehr.
Erst nachdem sie die zweite Nacht in ihrem königlichen Gefängnis zugebracht hatte, wurde sie von demselben wortkargen Mann abgeholt, der sie heraufgebracht hatte, und zum Herrn dieses finsteren Schlosses gebracht.
Guy de Pardeville erwartete sie in einem gewaltigen Saal – vermutlich dem Thronsaal der Burg, auch wenn sie noch nie in einem solchen gewesen war –, der mit schweren and reich verzierten Möbeln und kostbaren Wandteppichen ausgestattet war. Gleich zwei große Kamine mussten selbst im strengsten Winter hier drinnen für angenehme Temperaturen sorgen, und allein der gewaltige Tisch, an dem Pardeville sie empfing, bot Platz für drei oder vier Dutzend Besucher, wenn nicht mehr. An seinem Kopfende stand tatsächlich so etwas wie ein Thron, dessen mit aufwändigen Schnitzereien verzierte Rückenlehne ein gutes Stück größer war als Katharina.
Guy de Pardeville empfing sie jedoch am anderen Ende der gewaltigen Tafel, wo auf kostbarem Zinnbesteck ein reichhaltiges Frühstück für zwei Personen aufgetragen worden war, als hätte er Angst, sie über die Maßen einzuschüchtern, säße er auf seinem martialischen Thron. Der Anblick des fränkischen Edelmannes überraschte sie im ersten Moment. Ohne seine Rüstung und den schweren Helm sah er sehr viel kleiner aus, beinahe schon schmächtig, und er kam ihr sehr viel älter vor als bisher.
Darüber hinaus hatte sie ihn noch nie so freundlich erlebt wie bisher. Als sie hereingebracht wurde, sprang er so plötzlich und mit einem so strahlenden Lächeln auf, als erblicke er einen lieben Gast, auf den er schon seit Stunden sehnsüchtig gewartet hatte, eilte ihr entgegen
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