Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dieser Sommer würde wohl wieder so heiß und trocken werden wie die beiden vorhergehenden, wahrscheinlich würde auch die diesjährige Ernte wieder verbrennen und noch mehr Menschen im Dorf verhungern.
    Dann wurde ihr klar, dass sie sich darüber keine Gedanken mehr machen musste, und eine plötzliche, aber sehr tiefe Trauer überkam sie.
    Ansgar machte eine Kopfbewegung zum Fluss hinab, und als sie ihm folgte, registrierte Katharina beiläufig, dass der Wachtposten vor ihrem Zelt verschwunden war.
    Sie nutzte den kurzen Weg, um sich unauffällig umzusehen, denn dass ihr zugegeben nicht besonders klug vorbereiteter Fluchtversuch gescheitert war, bedeutete ganz und gar nicht, dass sie es nicht noch einmal versuchen würde.
    Die Zeltstadt erstreckte sich ein gutes Stück am Ufer entlang, wobei ihre Erbauer geschickt sowohl den Sicht- als auch den Windschutz des nahen Waldes und einer sanft ansteigenden Böschung ausnutzten, die fast ein wenig zu gleichmäßig aussah, um nicht künstlich angelegt worden zu sein. Es waren mehr Zelte, als sie zählen konnte (also mehr als zwölf), und es gab keine Palisade, nicht einmal einen Zaun, sondern nur einen hölzernen Wachturm, der aber nicht einmal die Höhe der Baumwipfel erreichte und wohl eher dafür gedacht war, den Fluss im Auge zu behalten. Auf der kleinen Plattform war jedoch niemand.
    Überhaupt sah sie erstaunlich wenige Menschen, vielleicht eine Handvoll Männer, die sich zwischen den Zelten bewegten (nicht einer von ihnen war bewaffnet), zwei oder drei ausnahmslos alte Frauen und überhaupt keine Kinder, als wäre die Zeltstadt für eine sehr viel größere Anzahl von Bewohnern angelegt worden.
    Vielleicht lag es auch einfach nur an der frühen Stunde.
    Sie ließ sich Zeit, um möglichst viel von ihrer Umgebung in sich aufzunehmen, und ihr fiel zumindest eine Sache auf, die sich noch als wichtig erweisen mochte: Das Schiff war verschwunden. Es gab einen hölzernen Steg, der ein paar Schritte weit ins Wasser führte, aber an seinem Ende war nur ein winziges Boot vertäut, das nicht einmal Platz für drei Personen bot.
    »Gefällt dir Skraevald?«, fragte Ansgar. Sie hatte das Gefühl, dass er eigentlich eine ganz andere Frage hatte stellen wollen.
    »Skraevald?«
    »Unser Lager.« Ansgar machte eine ausholende Geste, die die ganze Zeltstadt einschloss. »Mein Großvater hat es so getauft. Er glaubt, dass der Name Glück bringt.«
    »Aber wenn man einem Lager einen Namen gibt, macht man es damit nicht irgendwie zu … mehr?«, fragte sie.
    Ansgar nickte anerkennend. »Du bist nicht nur ganz hübsch, sondern auch klug«, sagte er. »Wir sind jetzt im zweiten Jahr hier. Und vielleicht werden auch noch mehr daraus.«
    »Hier?«, wunderte sich Katharina. »Und niemand hat etwas dagegen getan?«
    »Warum? Das Land ist groß, und wir nehmen niemandem etwas weg.«
    Er schien noch mehr sagen zu wollen, unterbrach sich aber dann und maß sie stattdessen mit einem sehr langen und ebenso nachdenklichen wie leicht unbehaglichen Blick.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Mädchen bist?«, fragte er.
    Katharina wurde schon wieder misstrauisch. »Und woher –«
    »Nardis hat dir die Lumpen ausgezogen, die du anhattest, keine Angst«, sagte er hastig. »Sie hat es mir gesagt. Aber warum hat du es mir nicht gesagt?«
    »Als ich dich nach oben gezogen habe, oder während du damit beschäftigt warst, mir die Rippen zu brechen?«, erkundigte sie sich.
    Ansgar blinzelte, zwang sich schließlich zu einem nervösen Lächeln und wechselte vorsichtshalber das Thema. »Du hast gefragt, ob die Menschen hier etwas gegen uns haben«, erinnerte er. »Am Anfang war es tatsächlich so. Die Menschen in der Umgebung haben uns gefürchtet, das ist wahr, aber sie haben rasch gemerkt, dass es dafür keinen Grund gibt. Heute treiben sie Handel mit uns.«
    »Und die Fürsten?«
    »Sind voll und ganz damit beschäftigt, ihre Leibeigenen auszuquetschen und sich gegenseitig zu bekämpfen«, antwortete Ansgar leichthin. »Solange wir ihnen nichts tun, halten sie es umgekehrt genauso.«
    »Und warum habt ihr dann gestern Nacht das Dorf überfallen?«
    Ansgar sah sie fragend an. »Wovon sprichst du?«
    »Von Ellsbusch«, antwortete Katharina. »Von all seinen unschuldigen Männern, Frauen und Kindern, die ihr erschlagen habt, und von Vater Cedric, den eure Männer ans Kreuz genagelt haben!«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon –«, begann Ansgar, brach dann mit einem Achselzucken ab und

Weitere Kostenlose Bücher