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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wiederholte seine deutende Geste. »Sprich darüber mit meinem Großvater, vielleicht versteht er ja, wovon du redest. Komm, ich zeige dir alles.«
    Katharina rührte sich nicht. »Dass ihr Barbaren und Mörder seid, habe ich ja schon mit eigenen Augen gesehen«, sagte sie. »Aber ich wusste bisher noch nicht, dass ihr auch Feiglinge seid! Hast du nicht einmal den Mut, zu euren Untaten zu stehen?«
    Ansgars Lächeln wurde um mehrere Grade kühler. »Mörder und Barbaren?«, wiederholte er. »Wenn du uns wirklich dafür hältst, Mädchen, dann bist du entweder sehr mutig, das so zu sagen, oder sehr dumm.«
    »Was habe ich schon zu verlieren?«, schnappte sie trotzig. »Und nenn mich nicht Mädchen . Ich habe einen Namen.«
    »Den du mir bisher allerdings noch nicht verraten hast, Mädchen «, sagte er.
    »Katharina«, fauchte Katharina. »Mein Name ist Katharina.«
    »Kara«, sagte er nach kurzem Nachdenken.
    »Katharina«, wiederholte sie scharf.
    »Kara«, beharrte er. Als Katharina auffahren wollte, hob er die Hand und machte eine befehlende Geste. »Ich habe dich schon verstanden, Kara , aber außer meinem Großvater und mir spricht hier niemand eure Sprache, und die Männer würden sich an ihren eigenen Zungen verschlucken, wenn sie versuchen würden, ihn auszusprechen.« Er lachte leise. »Außerdem spart es Zeit.«
    Katharina wollte es nicht – aber sie musste gegen ihren Willen lächeln, und damit war der Bann gebrochen.
    »Willst du den Rest des Dorfs sehen?«, fragte er.
    »Jetzt ist es also doch schon ein Dorf«, sagte Katharina. »Und nicht nur ein Zeltlager.«
    Ansgar seufzte, schüttelte den Kopf und verdrehte übertrieben die Augen. »Ja oder nein?«
    »Hast du denn gar keine Angst, dass ich weglaufen könnte?«, fragte sie, statt direkt zu antworten.
    »Weglaufen?«, wiederholte Ansgar. »Aber wohin denn?«
    Auch die Antwort darauf blieb ihm Katharina schuldig. Aber sie dachte noch lange darüber nach.
    Ansgar zeigte ihr tatsächlich nicht nur jedes einzelne Zelt der sonderbaren Zeltstadt, sondern stellte sie auch jedem einzelnen ihrer Einwohner vor; was allerdings eine ziemlich einseitige Angelegenheit war. Anscheinend hatte er die Wahrheit gesagt, als er behauptet hatte, sein Großvater und er wären die Einzigen hier, die ihre Sprache sprachen. Sie hörte eine Menge fremdartig klingender Namen und musste sich eine Menge noch fremdartiger klingendes Geschnatter anhören, und am Ende war sie wirklich froh, als Ansgar sie in ihr Zelt (das eigentlich seines war) zurückbrachte. Katharina schwirrte der Kopf von all den seltsamen Namen und sonderbaren Worten, die sie gehört hatte. Der schlechte Geschmack, mit dem sie aufgewacht war, war noch immer in ihrem Mund, und auch ihr Magen meldete sich dann und wann mit einem Gefühl leiser Übelkeit; immer im Wechsel mit dem Stechen ihrer gebrochenen Rippe.
    Zumindest hatte der improvisierte Rundgang nicht allzu lange gedauert. Ihr allererster Eindruck war richtig gewesen: Skraevald hatte im Moment kaum mehr Einwohner als Zelte, und gerade einmal zehn oder zwölf der Männer waren tatsächlich Krieger.
    »Die anderen sind mit Großvater und der Werdandi unterwegs«, antwortete Ansgar auf ihre entsprechende Frage. »Aber sie sind bis Mittag zurück. Danach wird er bestimmt mit dir reden wollen.«
    »Bis Mittag?«, wunderte sich Katharina. »So schnell geht das?«
    »Was?«, fragte Ansgar. Sie saßen in seinem Zelt zusammen; Ansgar auf dem kleinen Schemel, der praktisch die gesamteEinrichtung darstellte, Katharina mit untergeschlagenen Beinen auf dem Lager aus Fellen. Eine der Frauen hatte ihnen zu essen gebracht; frisch gekochtes Gemüse und schmale Streifen aus gebratenem Hühnchen, die einfach nur köstlich schmeckten. Wie alle Bewohner von Ellsbusch bekam Katharina nur sehr selten Fleisch, und wann das letzte Mal ein Hühnchen auf ihrem Teller gelegen hatte statt eines mageren Hasen oder ein zäher Wildschweinfuß, konnte sie gar nicht mehr sagen. Vielleicht war es ein Jahr her, vielleicht auch zwei. Ansgars Großvater wusste, wie man einen wertvollen Gefangenen standesgemäß bewirtete.
    Wahrscheinlich hätte es ihr noch besser geschmeckt, wenn ihr Magen nicht immer noch gegen jeden Bissen revoltiert hätte. Und vermutlich noch sehr viel besser, wäre da nicht der hässliche kleine Gedanke gewesen, dass dieses Essen gut und gerne ihre Henkersmahlzeit sein konnte.
    »Was genau meinst du damit: So schnell geht das?«, hakte Ansgar nach, als sie nicht sofort

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