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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zweihundert Krieger, und selbst das nur, wenn er jedem Knaben und jedem zahnlosen Greis ein Schwert in die Hand drückt«, sagte sie. »Das da sind mindestens fünfhundert Mann, wahrscheinlich sogar mehr.«
    »Und?«, fragte Katharina. »Ist es nicht vernünftig, mit einer Übermacht anzugreifen?«
    »Nicht mit einer solchen«, behauptete Edith. »Krieg führen ist teuer, mein Kind. Selbst ein Heer, das nur von einem Ort zum anderen zieht, erleidet Verluste, und die Einwohner jedes Weihers, durch den es kommt, werden noch Jahre später diesen Tag verfluchen.« Edith wiederholte ihr Kopfschütteln und sah Katharina nun doch an. »Würdest du einen Schmiedehammer nehmen, um eine Schabe zu zerquetschen?«
    Katharina musste unwillkürlich lächeln, als sie sich vorzustellen versuchte, wie Wulfgar wohl auf diesen Vergleich reagieren würde, aber sie verstand auch, worauf Edith hinauswollte, und schüttelte den Kopf. Trotzdem fuhr Edith nachdenklich fort: »Ich weiß, dass dein Großvater seit zehn Jahren Angst und Schrecken verbreitet, und es gibt nicht Wenige, die ihn für den Leibhaftigen selbst halten – aber im Grunde ist er nicht mehr als ein Räuber. Niemand schickt ein Heer los, um ein Räubernest auszuheben. Es sei denn …«
    »Es sei denn?«, fragte Katharina, als Edith nicht weitersprach.
    »Es sei denn, er rechnet mit etwas anderem«, antwortete Edith. Anscheinend gefiel sie sich gerade wieder einmal darin, die Geheimnisvolle zu spielen. Katharina verstand jedenfalls kein Wort.
    »Und was sollte das sein?«, fragte sie. Sie wäre vermutlich überrascht gewesen, hätte sie eine Antwort bekommen, und natürlich geschah das auch nicht. Edith sah dem langsam davonziehenden Heer nur weiterhin schweigend nach, und dann starrte sie noch eine geraume Weile ins Nichts, als die letzten Reiter schon lange an ihrem Versteck vorbeigezogen waren und die Schiffe allmählich wieder weiter auf die Flussmitte hinausfuhren. »Das ist schlimm«, sagte sie schließlich. »Sehr schlimm. Ich fürchte, das kann nur eines bedeuten.«
    »Und was?, fragte Katharina.
    »Dass dein Großvater ein noch viel größerer Narr ist, als ich ohnehin geglaubt habe«, antwortete Edith düster.
    »Und was genau meinst du damit?«, fragte Katharina.
    »Wir müssen ihn warnen!«, sagte Edith, ohne ihre Frage damit auch nur im Ansatz zu beantworten. »Wenn dieses Heer dort ankommt, ohne dass sie wissen, was sie erwartet, gibt es eine Katastrophe!« Sie stand so plötzlich auf, dass Katharina erschrak. »Ich muss zu Wulfgar!«
    »Aha«, sagte Katharina. »Und wie?« Dann fügte sie misstrauisch hinzu: »Und wieso du? «
    Edith ignorierte den zweiten Teil ihrer Frage. »Ich folge ihnen«, sagte sie mit einer Geste auf das Gebüsch, in dem sie das kleine Ruderboot versteckt hatten. »So langsam, wie sie sich bewegen, schaffen es Guthenfelds und Pardeville nicht vor Sonnenuntergang. Und ich glaube nicht, dass sie bei Dunkelheit angreifen. Sie werden bis zum Morgengrauen warten.«
    »Dann sollten wir keine Zeit verlieren«, sagte Katharina,und das in so entschlossenem Tonfall, dass Edith nicht einmal versuchte, sie umzustimmen, sondern es bei einem resignierten Seufzen beließ.
    *
    Alles kam ganz genau so, wie Edith es vorausgesagt hatte. Nur viel schlimmer.
    Tatsächlich hatten sie noch fast eine Stunde warten müssen, bevor sie aufbrechen konnten, denn der kleinen Flotte und dem Söldnerheer war ein Tross von Wagen und Packpferden und den üblichen Nachzüglern gefolgt, und Edith hatte darauf bestanden, noch einmal eine geraume Weile zuzugeben, bis auch noch der allerletzte Nachzügler vorbei und außer Sichtweite war.
    Die nächste unangenehme Neuigkeit (die Katharina aber kaum noch wirklich überraschte) war, dass etwas mit dem Boot geschehen war, während sie in ihrem Versteck abgewartet hatten: Es hatte Wasser genommen, das nun fingertief in seinem Rumpf stand und Katharina zu einer unwillkommenen Begegnung mit einer guten alten Bekannten verhalf: der Panik. Edith musste ihre ganze Überredungskunst aufwenden, damit sie das Boot überhaupt betrat, und während der gesamten Fahrt beäugte sie misstrauisch die leicht unangenehm riechende Pfütze, in der ihre Zehen standen. Sie wurde nicht tiefer, aber natürlich sorgte ihre Furcht dafür, dass es ihr trotzdem so vorkam.
    Den ganzen Nachmittag über ruderten sie. Ein-, oder zweimal hob Edith das Ruder aus dem Wasser, sodass sie eine Weile einfach nur von der Strömung weitergetrieben wurden, und

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