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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal lenkte sie das Boot hastig ans Ufer und in den Schutz eines überhängenden Busches, wo sie eine ganze Zeitlang abwarteten, ohne dass das Mindeste geschah. Danach setzten sie ihren Weg fort, und – selbstverständlich – ohne dass sie auch nur ein Wort der Erklärung abgegeben hätte.
    Erst als die Sonne schon fast den Horizont berührte, steuerte Edith das Boot wieder ans Ufer und bedeutete Katharina, auszusteigen. Sie gehorchte zwar (schon aus Erleichterung, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, statt eine halbe Fingerdicke morsches Holz, unter der ein meilentiefer Abgrund aus tödlichem Wasser lauerte), aber sie wäre kaum überrascht gewesen, hätte Edith die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, einfach weiterzurudern und sie allein hier zurückzulassen.
    Stattdessen tat sie etwas anderes, das sie nun doch überraschte und auch erschreckte: Sie steig aus, packte das Ruder mit beiden Händen und rammte es mehrmals hintereinander wuchtig in den Bootsrumpf, bis die morschen Planken nachgaben und mit einem sonderbar weichen Laut zersplitterten. Dann versetzte sie dem leckgeschlagenen Boot einen Stoß, der es wieder auf den Fluss hinaus und in die Strömung gleiten ließ. Viel schneller, als Katharina erwartet hätte, lief es voll, sank tiefer ins Wasser und war schon nach erschreckend kurzer Zeit ganz untergegangen.
    »Ich nehme an, du willst mir nicht verraten, warum du das getan hast?«, fragte Katharina.
    Edith schüttelte den Kopf, antwortete aber trotzdem. »Es könnte sich losreißen, und mit sehr viel Pech könnte Pardeville es finden und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.«
    Unsinn, dachte Katharina. Sie blickte zweifelnd, was Edith aber nicht im Geringsten beeindruckte. »Jetzt haben wir nichts mehr, um zurückzufahren«, sagte sie.
    »Das hatten wir auch vorher nicht«, antwortete Edith gelassen. »Ist dir nicht aufgefallen, dass es geleckt hat? Ich wundere mich fast, dass wir es bis hierher geschafft haben. Ehrlich gesagt, habe ich schon vor Stunden damit gerechnet, dass wir sinken.«
    Katharina riss entsetzt die Augen auf. »Und das sagst du mir jetzt?«, ächzte sie.
    »Hättest du dich besser gefühlt, wenn ich es dir vor zweiStunden gesagt hätte?«, fragte Edith. Sie wartete vergeblich auf eine Antwort, hob schließlich die Schultern, wie um zum Ausdruck zu bringen, dass es sie ohnehin nicht interessierte, und setzte ihren Weg dann fort, ohne sich davon zu überzeugen, dass Katharina ihr folgte. Vielleicht hoffte sie ja, dass sie es nicht tat, sondern zurückblieb.
    Allerdings dachte Katharina gar nicht daran, etwas so Dummes zu tun.
    Ganz egal, wie vernünftig es auch gewesen wäre.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte sie, nachdem sie eine Weile genauso schweigend nebeneinander hergegangen waren wie zuvor gerudert.
    »Nicht mehr sehr weit. Hinter der nächsten Biegung.« Edith deutete in die entsprechende Richtung, in der Katharina allerdings kaum etwas sah. Die Sonne war schon zum größten Teil hinter dem Horizont verschwunden, und sie erkannte nur noch Schatten, durchbrochen von Splittern aus blendend grellem Rot. »Aber dorthin gehen wir nicht.«
    »Warum?«
    »Das siehst du, wenn wir da sind«, beschied ihr Edith.
    »Wo, da?«
    »Na, dort eben.«
    Katharina verstand. Sie stellte keine Fragen mehr.
    Die Sonne sank weiter, und es wurde endgültig dunkel und fast augenblicklich kühl, dann kalt. Edith marschierte unverdrossen weiter und legte dabei ein Tempo vor, das es Katharina immer schwerer machte, mit ihr Schritt zu halten.
    Irgendwann wurde Edith langsamer, blieb dann ganz stehen und schien einen Moment zu lauschen, dann deutete sie – Katharina war fast sicher, vollkommen wahllos – nach links und damit in den Wald hinein. Katharina signalisierte ihr zwar mit einem schüchternen Nicken ihre Zustimmung, hatte aber schon wieder ein ungutes Gefühl. Der Waldrand war kaum eineArmeslänge neben ihnen, kam ihr aber selbst auf diese geringe Entfernung vor wie eine massive Wand, die einfach alles verschlang. Wenn sie Edith dort drinnen aus den Augen verlor, würde sie sie nie wieder finden.
    War es vielleicht sogar das, was sie plante?
    Wie sich zeigte, war das jedoch nicht ihr größtes Problem.
    Das größte Problem sah Katharina nicht einmal, während sie sich damit herumplagte. Im Wald war es pechschwarz, sodass sie nicht mehr das Geringste sah, aber dafür spürte sie umso deutlicher, wie steil der Boden plötzlich anstieg und wie unwegsam er wurde. Sie

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