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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bereits vier lange, nebeneinander verlaufende Perlenschnüre aus winzigen Blutströpfchen bildeten.
    »Dass sie glaubt, du würdest ihr gehören«, feixte Ansgar. »Wie es aussieht, musst du dich wohl gedulden, bis sie ihre Junfen gefüttert hat.«
    »Und wie lange kann das dauern?«, erkundigte sich Katharina.
    »Nicht sehr lange«, antwortete er, griente plötzlich noch breiter und fügte hinzu: »Es sei denn, sie machen hinterher noch ein kleines Schläfchen.«
    Und ganz genau das taten sie selbstverständlich.
    *
    Es war schon fast wieder Mittagszeit, als sie in die Zeltstadt zurückkamen, und Katharina begriff zweierlei: dass sie Ansgar anscheinend Unrecht getan hatte, denn er hatte tapfer die ganze Zeit neben ihr ausgeharrt, und zwar nicht mit spöttischen Bemerkungen gegeizt, ihr aber dennoch Gesellschaft geleistet, bis Freyas Junge ihr Verdauungsschläfchen beendet hatten und das kleine Raubtier sich endlich bequemte, sein lebendes Ruhekissen aufzugeben. Das Zweite war, dass sie endgültig zu dem Schluss gelangte, dass Gott sich einen besonders üblen Scherz mit ihr erlaubt hatte, sie in der Freiheit von Ellsbusch und seinen guten Menschen und vor allem Vater Cedric aufwachsen zu lassen, anstatt als Sklavin dieses vermeintlichen Barbarenvolks.
    War ihr das Frühstück schon wie ein Festmahl vorgekommen, so fehlten ihr für das Mittagsmahl die richtigen Worte, um es zu beschreiben. Es gab Fleisch, Unmengen von Fleisch, und dazu köstlich gedünstetes Gemüse und Scheiben von einem knusprig gebackenen Brot, das vollkommen anders schmeckte als alles, was sie jemals probiert hatte, nämlich einfach nur himmlisch.
    Auch die Stimmung hatte sich merklich verändert. Katharina vorstand nach wie vor kein einziges Wort, und die Sprache kam ihr nach wie vor ebenso fremd wie polternd vor – wahrscheinlich hörte sich in dieser Sprache selbst ein Gespräch unter Freunden an wie ein ausgewachsener Streit –, aber es wurde viel gelacht, und nicht nur die Blicke, mit denen Ansgar und sein Großvater sie bedachten, waren eindeutig freundlich. Alssie weggegangen waren, hatte sie es mit dem unbehaglichen Gefühl getan, gerade einen ausgewachsenen Krieg ausgelöst zu haben. Jetzt war sie eher auf einer Feier, die überdies mindestens zwei Stunden anhielt, wenn nicht mehr.
    Danach zogen sich die meisten Männer in ihre Zelte zurück – Ansgar und sein Großvater eingeschlossen –, um ein kleines Mittagsschläfchen zu halten. Als die ersten Krieger (nach weiteren zwei oder drei Stunden, der Tag begann sich bereits wieder seinem Ende zuzuneigen) verschlafen wieder aus ihren Zelten auftauchten, erschien auf dem Fluss ein plumper zweimastiger Segler. Guy de PardeviIle war gekommen, um sie abzuholen.
    *
    Das Zelt kam ihr kleiner vor als am Morgen, und irgendwie war es das auch. Ein zweiter Tisch mit der entsprechenden Anzahl Stühle war hereingeschafft worden, und trotzdem reichten die vorhandenen Sitzplätze nicht einmal annähernd. Hinter Guy de Pardeville hatte eine gleich doppelte Reihe gerüsteter Männer Aufstellung genommen, die zwar ihre Helme abgesetzt hatten, sich aber dafür um umso grimmigere Gesichter bemühten, und auch Erik hatte es nicht dabei belassen, die Stühle rechts und links von sich mit seinen grimmigsten und am wildesten aussehenden Kriegern zu besetzen. Mindestens ein weiteres Dutzend Männer hatte mit vor der Brust verschränkten Armen hinter ihm Stellung bezogen, und obwohl Katharina nun schon eine ganze Weile hier war, hatte sie noch nicht endgültig entschieden, ob sie den Anblick nun eher Furcht einflößend oder albern finden sollte.
    Wahrscheinlich von beidem etwas.
    Normalerweise hätte der Gedanke Katharina zumindest lächeln lassen, aber an der Situation war ganz und gar nichts Komisches. Ganz im Gegenteil war ihr mit jedem Moment unbehaglicher zumute, und nicht einmal das schüchterne Lächeln, das ihr Ansgar von Zeit zu Zeit zuwarf, vermochte daran etwas zu ändern. Vor allem die Art, auf die der ausländische Edelmann sie ansah, wurde ihr immer unangenehmer.
    Das Gespräch hatte kurz nach Sonnenuntergang begonnen – schon wieder mit einem ausgiebigen Essen, bei dem auch jetzt wieder reichlich Wein und Bier flossen – und bis spät in den Abend hinein gedauert, und sie hatten sie erst dazu gerufen, als Katharina – so nervös und aufgeregt sie auch gewesen sein mochte – schon beinahe eingeschlafen wäre. Jetzt saß sie auf dem einzigen frei gebliebenen Stuhl (sehr viel weiter von

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