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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausmacht, und den Schweinestall ausmistet«, sagte sie schließlich. »Und wie man friert und Hunger hat natürlich.«
    Das hatte sich scherzhaft anhören sollen, aber der bittere Klang ihrer Stimme verdarb ihr den Effekt, und Ansgar lächelte auch nicht, sondern sah sie forschend und ein bisschen traurig an. Natürlich war da noch mehr. Sie hatte nie eine richtige Famalie gehabt, und auch keine wirklichen Freunde, aber es hatte glückliche Momente gegeben … auch wenn ihr im Moment kein einziger einfallen wollte, so angestrengt sie sich auch den Kopf zerbrach.
    »Ich weiß, wie das ist«, behauptete Ansgar plötzlich. »Meine Mutter ist auch gestorben, als ich noch kein Jahr alt war. Ich erinnere mich kaum an sie.«
    Kaum , dachte Katharina traurig. Kaum war mehr als gar nicht. Immerhin hatte er etwas, woran er sich erinnern konnte. Sie wusste ja nicht einmal genau, ob sie überhaupt jemals Eltern gehabt hatte. Vielleicht war sie ja tatsächlich ein Kind des Teufels, auf unnatürliche Weise gezeugt und noch gotteslästerlichere Art geboren; zumindest hatte Vater Cedric das einmal behauptet, als er betrunken gewesen war.
    Plötzlich lachte Ansgar. »Sie war von hier, weißt du?«
    »Von hier?« Katharina sah sich erstaunt um, und Ansgar lachte noch einmal – gutmütig – und schüttelte den Kopf.
    »Natürlich nicht aus Skraevald«, sagte er, »aber von hier, aus eurem Land. Mein Großvater hat sie von seiner ersten Fahrt hierher mitgebracht.«
    »Als Sklavin?«, fragte Katharina und bedauerte die Worte schon, bevor sie sie ganz ausgesprochen hatte.
    Ansgar nahm sie ihr jedoch nicht übel, sondern schüttelte nur lächelnd den Kopf. »Es gibt keine Sklaven bei uns«, sagte er. »Niemand hat das Recht, einen Menschen zu besitzen … und selbst wenn wir es wollten, wäre es gar nicht möglich. Unsere Heimat ist nicht so warm und fruchtbar wie euer Land. Die Winter sind länger und kälter, und es ist nicht leicht, immer genug Nahrung zu finden. Welchen Sinn hätte es, jemanden durchzufüttern, der zu nichts nutze ist und nur widerwillig arbeitet und einem bei der ersten Gelegenheit die Kehle durchschneidet?«
    An diesem Gedanken stimmte etwas nicht, aber Katharina war nicht in der Stimmung, darüber nachzudenken. »Deshalb sprichst du unsere Sprache so gut?«, vermutete sie.
    »Mein Großvater hat sie mich gelehrt«, bestätigte Ansgar. »Und meine Tante. Es ist mühsam, und ich spreche sie auch nicht gerne, aber er besteht darauf.«
    »Weil das alles hier eines Tages dir gehören wird?«, fragte Katharina.
    »Wie kommst du auf diese Idee?«, fragte er erstaunt.
    »Weil dein Großvater euer Skalde ist?«
    »Und jetzt glaubst du, dass ich es nach seinem Tod auch werde?« Ansgar schüttelte so heftig den Kopf, dass seine blonden Zöpfe flogen und ihn beinahe im Gesicht getroffen hätten. »Ja, mein Großvater hat mir erzählt, dass eure Edelleute ihren Rang vererben, aber das ist eine dumme Regel. Den Rang eines Skalden muss man sich verdienen. Und er kann einem jederzeit wieder genommen werden, wenn man sich als unwürdig erweist.«
    Das wiederum kam ihr wie eine sehr dumme Regel vor. Wie sollten die Dinge ihren geregelten Gang gehen, wenn niemand wusste, wer morgen über das Land herrschte?
    »Ich weiß gar nicht, ob ich Skalde sein will«, sagte Ansgar, als ihm klar wurde, dass er keine Antwort bekommen würde.»Mein Großvater gibt es nicht zu, aber ich bin nicht so blind, nicht zu sehen, wie schwer er an dieser Last zu tragen hat. Du hasst es ja gerade erlebt.«
    »Wieso?«
    »Wegen dem, was du über Wulfgar gesagt hast. Es könnte Krieg geben. Mein Großvater war sehr aufgeregt.«
    »Aber ich habe doch nur –«
    Ansgar brachte sie mit einer sanften Geste zum Verstummen. »Es ist nicht deine Schuld, Kara.«
    »Katharina.«
    »Mein Großvater verdächtigt Wulfgar schon lange, insgeheim seine eigenen Pläne zu verfolgen und für Unfrieden zu sorgen. Wenn du die Wahrheit sagtst …« Er verbesserte sich. »Wenn du dich nicht getäuscht hast, dann wäre das der Beweis, nach dem er schon lange sucht.«
    »Was für ein Beweis?«
    »Wie leben schon seit einer ganzen Weile hier«, sagte Ansgar, statt ihre Frage direkt zu beantworten. »Seit mehr als zehn Jahren. So lange ich mich erinnern kann, jedenfalls. Ich weiß, viele aus unserem Volk haben Unfrieden und Schrecken verbreitet, und eine Menge schlimmer Dinge sind geschehen. Aber wir haben gelernt, in Frieden miteinander zu leben und Handel zu treiben, statt uns

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