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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Burg.«
    »Ich war dort!«, protestierte Katharina. »Ich lüge nicht!«
    »Das glaube ich auch nicht, Katharina«, sagte Guthenfels. »Aber du hast in dieser Nacht Schreckliches erlebt und sicherlich große Angst gehabt. Niemand wirft dir etwas vor, mein Kind, oder glaubt gar, du wolltest uns belügen. Aber ich weiß, dass du nicht auf der Burg warst. Sei froh, dass es so ist, denn sonst wärst du jetzt ebenfalls tot.«
    »Und woher wollt Ihr das so genau wissen, wo es doch keine anderen Überlebenden gibt?«, fragte Erik. Es klang alarmiert, und der Blick, mit dem er Katharina streifte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Statt jedoch gleich zu antworten, wandte sich Guthenfels mit einem stummen Nicken an Guy de Pardeville, und dieser stand auf und eilte zur Tür. Katharina wandte sich mit einem fast flehenden Blick an Erik. »Aber ich habe nicht gelogen!«, beteuerte sie. »Und ich habe es mir auch nicht eingebildet! Ich habe doch gesehen, wie –«
    »Es wird sich alles aufklären,« unterbrach sie Erik. »Mach dir keine Sorgen. Die Wahrheit kommt an den Tag, und dir wird nichts geschehen, so oder so.«
    »Aber –«
    »Und nun schweig«, schloss Erik, und das in einem Ton, der es ihr tatsächlich unmöglich machte, weiterzusprechen.
    Nach ein paar Augenblicken kam Guy de Pardeville zurück. Er war nicht allein. Zwei weitere Männer in Kettenhemd und Helm traten hinter ihm ein. Sie hatten die Hände ineinander verschränkt und gingen leicht nach vorne gebeugt, um auf diese Weise eine Art lebendiger Sänfte zu bilden, und als Katharina die schmale Gestalt erkannte, die sie auf diese Weise trugen, stockte ihr wortwörtlich der Atem. Sie sprang so heftig auf, dass ihr Stuhl polternd umfiel.
    »Vater Cedric?!«
    Erik zog die Stirn kraus und sah sie mit einer Mischung ausStaunen und jetzt ganz unverhohlenem Misstrauen an. Keiner hier kannte Vater Cedric, aber sie hatte schließlich nicht nur behauptet, er wäre tot, sondern auch die grausamen Umstände seines Todes in aller Ausführlichkeit geschildert.
    Doch Vater Cedric lebte. Er sah schrecklich aus, krank und ausgezehrt und so abgemagert, als hätte er jeden Tag, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, mindestens zwei Pfund an Gewicht verloren. Unter seinen Augen lagen dunkle, fast schon schwarze Ringe, und seine Lippen waren rissig und hässlich verschorft. Selbst über die Entfernung konnte Katharina spüren, wie schlecht er roch – nach Krankheit und Schmutz –, und seine Hände und Füße waren so dick verbunden, dass sie wie absurde schmuddelige Keulen am Ende seiner Gliedmaßen wirkten. Schon das Getragenwerden schien ihm große Schmerzen zu bereiten, denn er ächzte und stöhnte unentwegt, und als ihn die beiden Männer vorsichtig auf einem Stuhl abluden, kam ein dünnes Wimmern über seine aufgesprungenen Lippen. Aber der Blick, mit dem er Katharina maß, war klar und von nichts anderem als schierem Hass erfüllt.
    »Ihr seid … Vater Cedric?«, fragte Erik. »Aber man hat mir gesagt, Ihr wärt tot!«
    »Gott hat seine schützende Hand über mich gehalten«, antwortete Cedric. Seine Stimme war so dünn und schwankend wie sein Gesicht bleich. »Obwohl deine Brüder alles versucht haben, mich umzubringen, Heide.«
    »Bitte verzeiht, Vater Cedric«, sagte Guthenfels rasch. »Ich bin sicher, er wollte Euch nicht beleidigen. Aber die Männer haben ihn schwer verletzt. Es ist ein Wunder, dass er noch am Leben ist.«
    »Ich weiß, was ihm angetan wurde«, sagte Erik. »Katharina hat es mir erzählt. Ihr habt mein ehrliches Mitgefühl, Vater.«
    »Darauf kann ich verzichten«, krächzte Cedric und wandte sich mühsam zu Guthenfels um. »Kommt zur Sache, Baron!«
    Guthenfels bedachte ihn mit einem jetzt eindeutig verärgerten Blick, wandte sich aber trotzdem gehorsam an Erik. »Der Comte de Pardeville hat mir berichtet, dass es gewisse … Missverständnisse gab, im Zusammenhang mit diesem Mädchen?«
    »Missverständnisse?« Erik wiederholte das Wort, als müsse er erst über seine genaue Bedeutung nachdenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Guy de Pardeville hat sie gefragt, ob sie mit ihm kommen will, und sie hat nein gesagt, das ist alles. Sie möchte lieber bei uns bleiben … ist es so, Kind?«
    Katharina nickte heftig, aber Guthenfels seufzte nur, und Pardeville gab ein nichts anderes als abfälliges Geräusch von sich.
    »Sie ist ein dummes Kind!«, fauchte er. »Seit wann interessiert es, was sie will? Das Mädchen

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