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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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Seidmacherinnen, die für Lisbeth arbeiteten.
    Auch zu Clairgin van Breitbach hatte Lisbeth ein Lehrmädchen geschickt, doch wie sie befürchtet hatte, kam es unverrichteter Dinge zurück. »Frau van Breitbach lässt ausrichten, sie webe nicht mehr«, erklärte das Mädchen. »Und wenn Ihr sie zu sprechen wünscht, dann sollt Ihr sie selbst aufsuchen. Der Weg nach Sankt Alban sei schließlich genauso weit wie der nach Sankt Peter.«
    Kurz erwog Lisbeth, tatsächlich selbst zu Clairgin zu gehen. Doch was hatte es für einen Sinn? Clairgins abweisender Botschaft nach zu schließen, würde das nur in unerfreulicher Streiterei enden.
    Zu Lisbeths Erstaunen fanden an den darauffolgenden Tagen noch vier weitere Seidmacherinnen den Weg zu ihr: Liese Backes und Gundula von Bruwiler, die für Frieda Medman und ihre Tochter Dora arbeiteten, und zwei Frauen, die in den Diensten der Berchem-Schwestern standen. Sie hatten von Lisbeths Angebot an ihre Weberinnen gehört und fragten höflich an, ob auch sie vielleicht in den Genuss dieses Darlehens gelangen konnten. Nur zu gern kam Lisbeth ihrem Ansinnen nach.
    Acht Weberinnen, für jede fünf Zentner zu zweihundertfünfzig Gulden – damit waren die zehntausend Gulden von Katryn aufgebraucht, dachte Lisbeth. Frieda und Dora Medman und die Berchem-Schwestern wären über ihr Vorgehen sicher nicht erfreut, doch was sollten sie schon dagegen unternehmen? Lisbeth tat schließlich nichts Verbotenes.
    Obschon: Wie gefährlich und gerissen Brigitta van Berchem war, das hatte sie hinlänglich bewiesen. Wenn ihr jemand in die Quere kam, schreckte sie auch nicht vor Nötigung und Mord zurück.
    Damals, als sie die ganze Wahrheit über Hermans Tod erfahren hatte, hatte Lisbeth daran gedacht, die Angelegenheit vor den Rat zu bringen. Doch wie hätte sie es beweisen sollen? Alberto hatte ein Geständnis abgelegt. Abgesehen davon verfügte Johann van Berchem nach wie vor über großen Einfluss. Er hätte nie zugelassen, dass man Seger oder seine Nichten peinlich befragte. Als einzige Folge hätte Lisbeth den Hass der Berchems noch mehr auf sich und ihre Familie gezogen, und wer weiß, was dann geschehen wäre? Herman und Alberto wären davon jedenfalls nicht wieder lebendig geworden.
    Energisch schob Lisbeth ihre Furcht beiseite. Sie war es leid. Wenn sie nichts unternahm, würde bald die ganze Stadt nach Brigittas Pfeife tanzen.
    Über ihren Gedanken hatte Lisbeth zunächst gar nicht gemerkt, dass ihre Nichte Sophie nicht an ihrem Webstuhl saß. Erst als Gertrud sie darauf aufmerksam machte, fiel ihr auf, dass sie das Kind in den letzten Stunden nicht gesehen hatte. Keine der Weberinnen und keines der anderen Lehrmädchen wusste, wo Sophie steckte.
    Eiligen Schrittes ging Lisbeth ins Haus hinüber. Dort hatte man Sophie ebenfalls seit dem Morgen nicht gesehen, und sie war auch nicht in der Kammer unter dem Dach, die sie mit den anderen Mädchen teilte. Was, um Himmels willen, war dem Kind nun wieder eingefallen, dachte Lisbeth mit Sorge, in die sich auch eine gehörige Portion Groll mischte.
    »Spann den Wagen an«, befahl sie Mathias, Mertyns Knecht. »Wir fahren in die Wolkenburg!«
    Nach Stephans Verschwinden hatte das Haus, das Peter Lützenkirchen einst für Fygen gekauft hatte, leer gestanden, und so war Andreas Imhoff mit seiner Familie dort eingezogen. Denn die Wolkenburg war ein behaglicherer und würdigerer Wohnsitz als das Haus Zum Kleinen Ochsen. Nur dass die Imhoffs dort mietfrei wohnten, vergaß ihr Schwager stets zu erwähnen, wenn er die Vorzüge seines neuen Heimes pries.
    Nachdem sich die Oberdeutschen Handelsgesellschaften aus Köln zurückgezogen hatten, waren die Geschäfte für Andreas nicht gut gelaufen. Er hatte weder Mertyn noch Hans Her dazu überreden können, das Handelsverbot zu missachten und mit ihm – unter Schwägern – Geschäfte zu tätigen. Erst Anfang dieses Jahres hatte er sich endlich dazu durchgerungen, das kölnische Bürgerrecht zu erwerben, wie Hans es ihm schon vor Jahren geraten hatte.
    Lisbeth hoffte inständig, dass Sophie nach Hause zu ihren Eltern gelaufen war, obwohl ihr dafür kein Grund einfallen mochte. Denn sollte dies nicht der Fall sein, könnte ihr wer weiß was zugestoßen sein, und Lisbeth sähe sich zudem in der unangenehmen Lage, ihrem Schwager erklären zu müssen, dass ihr das Kind, für das sie Sorge trug, entwischt war.
    Als Mathias gerade den Wagen in die Cäcilienstraße lenken wollte, fiel Lisbeth etwas ein, was Ursache

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