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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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alle anderen, nahe der Tür auf Anweisungen ihrer Herrin wartete, entsprechende Befehle zu erteilen.
    »Mein Gott! Ist das ansteckend, was Sophie da hat?«, wollte Maren von ihrer Herrin wissen. »Vielleicht sollte man sie in das Leprösenhaus bei Melaten …«
    »Schweig!«, befahl Agnes ihr harsch und blickte sich um, ob die von Elverfeldts Marens Worte etwa gehört hatten. Sie wusste nicht, welchen Unfug ihre Tochter diesmal angerichtet hatte, doch krank war sie sicher nicht. Dieser Abend drohte ohnehin in einer Katastrophe zu enden, da fehlte es gerade noch, dass jemand Sophies vermeintliche Seuche den Bütteln meldete.
    Doch die von Elverfeldts schienen Marens Worte nicht gehört zu haben. »Sophie ist nicht krank, merk dir das!«, beschied Agnes der einfältigen Magd. »Und nun eil dich, wenn dir an deiner Stellung hier gelegen ist!«
    Godert fand Sophie in einer der Kammern, deren Fenster zum Hof hinausgingen. Es war ihm nicht schwergefallen, sie aufzuspüren. Er hatte nur dem lauten Weinen folgen müssen, das durch eine angelehnte Tür bis auf den Flur hinausdrang.
    »Curcumay und Indigotinktur?«, fragte Godert leise und trat an die Bettstatt, auf die Sophie sich in ihrer Verzweiflung hatte fallen lassen.
    »Ja!«, schniefte Sophie undeutlich, das Gesicht in ein Kissen vergraben.
    »So sehr verabscheust du mich?«
    Der Schmerz in seiner Stimme ließ Sophie auffahren. Im schwachen Licht, das durch die offene Tür in die Kammer fiel, glitzerten die Tränen auf ihrer grünen Haut. »Ich verabscheue dich doch nicht! Ich wollte nur keinen anderen heiraten!«, schluchzte sie unglücklich, kaum dass Godert ihre Worte verstehen konnte. »Ich wusste ja nicht, dass du es bist!«
    Wieder vergrub Sophie den Kopf in den Kissen. »Oh, ich schäme mich so! Was sollen deine Eltern jetzt von mir denken?«
    Sanft fasste Godert Sophie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Lass dich anschauen«, sagte er mit einem befreiten Lachen und strich ihr sanft mit dem Finger über die Wangen. »Die Färbung ist gelungen! Wie lange hast du den Kopf in den Bottich gesteckt?«
    Sophie verzog das Gesicht zur gequälten Grimasse. »Eine gute Weile«, antwortete sie widerwillig. »Das Farbbad war schon recht kühl.«
    »Nun, bis wir heiraten, ist die Farbe sicher verblasst. Und wenn nicht, so trägst du eben ein grünes Kleid, dann passt es zu deinem Teint.«
    Mit einem letzten Schluchzer warf Sophie sich Godert in die Arme. Doch sogleich löste sie sich wieder aus seiner Umarmung und schaute ihn neugierig an. Ihr war ein anderer Gedanke gekommen. »Bist du wirklich ein Adliger?«, wollte sie wissen.
    »Nun ja …« Godert wand sich. »Meine Familie stammt aus Elverfeldt, aber wir sind schon seit Generationen hier ansässig. Einer meiner Urahnen kam einst nach Köln. Von ihm heißt es, er stamme aus dem Geschlecht der Freiherren von Elverfeldt. Doch den Nachweis dafür, dass wir dieser edlen Familie angehören, bleiben wir wohl schuldig.«
    »Woher wusstest du, dass mein Vater sich für mich einen adligen Bräutigam in den Kopf gesetzt hatte?«, fragte Sophie.
    »Das wusste ich gar nicht. Es war nicht meine Idee, mich als hochgeboren auszugeben. Dein Vater fing sofort davon an. ›Ah, Ihr stammt wohl von den Freiherren von Elverfeldt ab‹, sagte er, kaum dass ich meinen Namen genannt hatte. ›Sehr schön, sehr schön!‹ Das waren genau seine Worte. Dann ließ er sich eine Weile über unsere segensreiche Verbindung aus, und ich dachte mir, nach unserer Heirat sei noch genug Zeit, diese unerhebliche Kleinigkeit richtigzustellen.«
    Entschuldigend hob Godert die Hände und lächelte Sophie spitzbübisch an. »Es sei denn, dir liegt daran, einen richtigen Adligen zu ehelichen.«
    Lachend schüttelte Sophie den Kopf. »Ein einfacher Färbergeselle ist mir gerade recht.«

21 .  Kapitel
    U m die Zeit des Mittagsläutens machte Lisbeth sich auf den Weg zum Alter Markt. Sie hatte beschlossen, dem garstigen Wetter zu trotzen und selbst ins Goldene Krützchen zu gehen, anstatt eine der Mägde zu schicken. Es war der Tag nach Sankt Thomas, vier Tage, bevor man das Christfest feiern würde.
    Anders als im Jahr zuvor waren Lisbeth und ihre Schwester Agnes übereingekommen, die Weihnachtsfeierlichkeiten in diesem Jahr nicht gemeinsam in der Wolkenburg zu begehen, da Andreas Lisbeth angesichts Sophies neuester Ungebührlichkeit immer noch gram war.
    Beide Schwestern wünschten sich ein friedvolles Fest. Da war es geschickter, wenn Lisbeth

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