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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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fragend an.
    »Unangenehme Vorhaben bringe ich lieber so bald wie möglich hinter mich«, sagte er und verließ den Kaminsaal.
    »Wenn dein Vater zurückkommt, müssen wir Alexander, Christian und Bertram einweihen.«
    »Was ist mit Donatus und Karim, Mutter? Sie sind ebenso vertrauenswürdig.«
    »Davon bin ich überzeugt. Aber vielleicht sollten wir sie nicht in unsere Händel verwickeln.«
    »Sie wissen doch längst Bescheid«, warf Stephan ein. »Würden wir ihnen unsere Pläne vorenthalten, käme das einem Verrat an ihrer Treue gleich.«
    »Sagt, Herr Stephan, was ist in Sankt Andreas geschehen, dass Ihr so heftig für die Sache des Königs streitet?«
    »Es geht nicht allein um die Sache des Königs, Frau Helena. Die Regensteiner haben sich mit dem Bischof verbündet. Wollen wir die Fehde für uns entscheiden, müssen wir ihren wichtigsten Verbündeten zu Fall bringen.«
    »Ein kluger Einwand. Aber ich glaube, das ist nicht alles.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Ich bin mir nicht so sicher. Aber ich werde neugierig, wenn ein zurückhaltender Mensch wie Ihr mit Feuer und Leidenschaft spricht. Zumal ich Eure Seelenflamme noch nie so hell lodern sah.«
    Stephan senkte den Blick, als fühle er sich ertappt.
    »Darin liegt nichts Schlimmes«, fuhr Lena fort. »Es ist das Feuer, das allen Menschen eigen ist und das ich viel zu lange in Euch vermisst habe.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Sachmet schien die Stille kaum auszuhalten und bot sich an, Karim und Donatus dazuzuholen.
    »Noch nicht!«, wehrte Lena ab. »Wir warten, bis Philip zurück ist. Er soll entscheiden.«
    Es dauerte einige Zeit, bis Antonias Vater erschien. Seine Miene wirkte undurchdringlich, dennoch bemerkte Antonia ein belustigtes Blitzen in seinen Augen.
    »Du hast mit Hugo gesprochen?«, fragte Lena. »Was sagte er zu deiner Beichte?«
    »Er meinte, sechs Ave Maria seien angemessen. Ich habe ihn auf vier Ave Maria und zwei Schinkenbrote für ihn heruntergehandelt.« Der vergnügte Zug um seine Augen breitete sich nun auch über das ganze Gesicht aus.
    Einen Augenblick lang starrte Antonias Mutter ihren Gatten verdutzt an, dann brach sie in Gelächter aus, in das alle anderen einstimmten.
    »Immerhin hat er Humor«, gab sie zu.
    »Nicht nur das, er hatte auch Verständnis und meinte, wir hätten ihn zwar auf hinterhältige Weise hinters Licht geführt, allerdings beruhige es ihn, dass unsere Kinder nicht wirklich darben müssten.«
    »Antonia fragte, ob wir auch Karim und Donatus einweihen wollen.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Philip, ohne zu zögern. »Zudem ist es an der Zeit, dass du ihnen deinen Plan bezüglich der Regensteiner offenbarst.«
    »Mutter hat einen Plan?« Antonia blickte fragend zwischen ihren Eltern hin und her.
    »So ist es«, antwortete Lena. »Doch ruft erst einmal alle zusammen! Damit ich nicht zweimal berichten muss.«
    »Auch den Kaplan?« Sachmet blitzte Lena mutwillig an.
    »Warum nicht?«, antwortete Philip anstelle seiner Gattin. »Wenn wir schon auf einer Seite stehen, darf er auch in die weiteren Pläne eingeweiht werden.«
    Es war eine bemerkenswerte Beratung, die kurz darauf am großen Tisch vor dem Kamin stattfand. Pater Hugo nahm ebenso selbstverständlich daran teil wie alle anderen. Ja, er hatte sogar den entscheidenden Einfall, wie sich die Futterale mit den Botschaften austauschen ließen.
    »Es spräche nichts dagegen, eine zweite Botschaft aufzusetzen«, schlug er vor. »Wenn es sich dabei um einen Pachtzinsvertrag des Bischofs handelt, gehen die Empfänger vermutlich von einem Irrtum aus und denken nicht sofort an Verrat und Diebstahl. Das würde Euch wiederum Zeit verschaffen, die echte Botschaft zur päpstlichen Nuntiatur zu bringen.«
    »Allerdings müssten wir nahe genug an den Boten herankommen«, warf Alexander ein.
    »Das dürfte nicht allzu schwer sein.« Sachmet lächelte verschmitzt. »Ein wenig weibliche Ablenkung von vorn und ein geschickter männlicher Griff von hinten …«
    »Wie stellst du dir das vor?«
    »Nun, wir könnten doch eine fromme Pilgerreise nach Halberstadt unternehmen. Ich würde gern die Baustelle des großen Doms besichtigen und in der Liebfrauenkirche beten. Sobald wir herausgefunden haben, wer der Bote ist, lächle ich ihn freundlich an, während Karim meinen eifersüchtigen Beschützer spielt. Man kennt doch den verletzlichen Stolz der Orientalen, nicht wahr?«
    Karim verdrehte die Augen. »Das ist doch Unsinn.«
    »Nein, das klingt gut!«, widersprach Alexander.

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