Die Tochter der Suendenheilerin
»Meinolf hat recht, wir müssen dieses Weib und den Pfaffen loswerden.«
»Schick den Pfaffen los, um als Vermittler mit Graf Philip zu verhandeln!«, schlug Eberhard vor.
»Ich soll zu Kreuze kriechen?«, brüllte sein Vater. »Ich? Nachdem die Birkenfelder uns die Fehde erklärt haben? Das wäre ja so, als würde ich mir die Niederlage eingestehen. Dabei haben wir alle Vorteile auf unserer Seite. Wir haben Geiseln. Wir haben mehr Waffenknechte. Unsere Burg ist uneinnehmbar. Du bist und bleibst ein Dummkopf, Eberhard. Mir graut vor der Zeit, da du Graf von Regenstein sein wirst. Gott sei Dank bin ich dann bereits tot. Erst fängst du dieses Spiel an, und dann fehlt dir der Mumm, den Weg bis zum Ende zu gehen.«
»Lässt du es wirklich auf deine Exkommunikation ankommen, Vater?«
»Ich glaube nicht, dass der Pfaffe tatsächlich so viel Einfluss hat«, bemerkte Meinolf beiläufig.
»Ach nein?« Eberhard maß seinen Bruder mit scharfem Blick. »Nun, schließlich steht ja nicht dein Seelenheil, sondern das unseres Vaters auf dem Spiel. Ich wäre mir da übrigens gar nicht so sicher. Hast du nicht selbst gesagt, Pater Hugo vom Waldsee sei für seine Strenge bekannt? Und ich erinnere mich noch gut an dein Frohlocken, dass es den Heiden auf Burg Birkenfeld an den Kragen gehe. Und nun bist du bereit, die Seele unseres Vaters zu opfern?« Eberhard spie die Worte förmlich aus.
»Und was schlägst du vor?« Ulf musterte seinen Sohn nachdenklich.
Eberhard holte tief Luft. »Du hast recht – ich habe das Spiel begonnen, also muss ich es wohl auch beenden. Ich werde nach Burg Birkenfeld reiten und mit Graf Philip sprechen.«
»Dann solltest du doch lieber den Pfaffen schicken«, warf Meinolf ein. »Du bist dem Birkenfelder nicht gewachsen.«
»Immerhin habe ich mich von seiner Frau nicht wie ein dummer Tanzbär vorführen lassen. Wie konntest du ihr nur verraten, dass Rudolf geflohen ist? Zu allem Überfluss hast du ihr auch noch gedroht, ihrer Tochter etwas anzutun. Sieht so die geschickte Kriegsführung aus, die mit Worten kämpft und auf plumpe Drohungen verzichtet?«
»Und was ist, wenn der Ägypter dich ebenfalls als Geisel nimmt?«
Diese Frage bewies Eberhard, dass sein Vater den Vorschlag in Erwägung zog.
»Das wird er kaum wagen. Dadurch würden die Fronten nur verhärtet. Er weiß, dass er diese Fehde nicht gewinnen kann.«
»Immerhin hätte er dann meinen Erben in seiner Gewalt und könnte einen Austausch verlangen.«
»Richtig! Aber Alexander nahm auch Meinolf nicht als Geisel, sondern schickte ihn lieber nackt nach Hause. Wobei das auch daran liegen mag, dass Bastarde nicht so hoch im Wechselkurs stehen.«
Eberhard warf Meinolf einen raschen Seitenblick zu, doch der machte keine Anstalten, die Spitze zu parieren.
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Was willst du dem Ägypter vorschlagen?«
»Nichts, Vater. Ich warte auf sein Angebot zur Beendigung der Fehde. Deshalb habe ich auch keine Sorge, selbst festgehalten zu werden. Ein Austausch von Geiseln würde diese Fehde nämlich nicht beenden. Aber darauf kommt es mir an.«
»Wenn er etwas Ehrenrühriges fordert, brichst du das Gespräch sofort ab. Hast du verstanden?«
»Dann bist du mit meinem Vorschlag einverstanden?«
»Da Meinolf mir keinen besseren Plan unterbreitet, versuchen wir’s.«
47. Kapitel
S chachmatt!«, rief Antonia und schloss mit ihrem Turm die Falle.
»Du wirst immer besser«, lobte ihr Vater sie.
»Nein, du bist nicht bei der Sache, Vater. Worüber machst du dir Gedanken?«
»Alexander und die anderen sind noch nicht aus Halberstadt zurück.«
»Der Bote wird ihnen sicher nicht gleich am ersten Tag über den Weg gelaufen sein.« Sie lächelte ihrem Vater aufmunternd zu. »Außerdem ist Alexander der Vernünftigste von uns allen. Er begeht keine Fehler.«
»Es ist bald eine Woche her.«
»Gestern war Sonntag. Um nicht aufzufallen, haben sie die heilige Messe bestimmt nicht versäumt.«
»Du hast doch weit mehr von deiner Mutter, als ich bisher dachte«, bemerkte ihr Vater. »Und damit meine ich nicht deine neu entdeckte Gabe.«
»Nicht?«
»Wo ist meine lebensprühende kleine Tochter geblieben, die wie ein Wüstensturm durch die Burg tobte?«
»Sie sitzt vor dir.«
»Nein.« Philip schüttelte den Kopf, und ein Ausdruck von Wehmut trat in seine Augen. »Du bist erwachsen geworden.«
Es klopfte an der Tür, und Stephan trat ein. Sofort schlug Antonias Herz schneller, doch diesmal schenkte Stephan ihr nur
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