Die Tochter der Suendenheilerin
der Tat, Herr Eberhard. Aber eine Frage – wenn Ihr wirklich eine so unangreifbare Stellung hättet, warum sucht Ihr mich dann auf? Warum lasst Ihr mich nicht aushungern, bis ich auf Knien angekrochen komme?«
Eberhard schwieg.
»Und da wir schon bei den offenen Worten sind«, fuhr Philip fort, »Ihr kennt meine Frau. Und inzwischen dürftet Ihr sie noch besser kennengelernt haben. Wie wäre es also mit einer Lösung, die es beiden Familien erlaubt, das Gesicht zu wahren und die Fehde zu beenden?«
Antonia sah, wie Eberhard aufhorchte.
»Welche Lösung schwebt Euch vor, Herr Philip?«
»Ein Turnier, das stellvertretend für die Fehde steht. Gewinnen die Ritter von Regenstein, sollt Ihr die Eisenerzmine haben, hinter der Ihr schon so lange her seid. Gewinnen wir, wird das Ende der Fehde ohne jede Gegenleistung beschworen.«
»Ein Turnier?«
Antonias Vater nickte. »Das wäre die ritterlichste Lösung für beide Seiten. Oder habt Ihr Angst, gegen uns zu unterliegen?«
»Das kann ich nicht allein entscheiden. Ich muss mit meinem Vater sprechen.«
»Tut das, Herr Eberhard.« Philip erhob sich.
»Gestattet Ihr mir noch eine Frage, Herr Philip?«
»Fragt!«
»Hält sich Euer Ziehsohn wieder auf Burg Birkenfeld auf?«
»Rudolf?«
Eberhard nickte. »Gräfin Helena wünscht Gewissheit über sein Befinden.«
»Hat sie denn Grund zur Sorge um ihn?«
»Er ist geflohen, aber sie glaubt uns nicht und hat dem Pfaffen eingeredet, Meinolf habe ihm etwas angetan.«
»Oh. Nun, das ist unschön.« Antonias Vater verschränkte die Arme vor der Brust. »Je schneller wir uns über die Bedingungen des Turniers einigen, umso rascher lassen sich sämtliche Zweifel zerstreuen.«
»Ihr wollt Euer Weib also im Ungewissen lassen?«
»Das liegt nicht in meiner Macht. Und nun gehabt Euch wohl. Stephan wird Euch zum Tor geleiten.«
48. Kapitel
E in Turnier?« Ulf runzelte die Stirn.
»Warum nicht, Vater?«, erwiderte Eberhard. »Es wäre für beide Seiten vorteilhaft. Niemand würde das Gesicht verlieren, und uns böte sich eine gute Gelegenheit, Gräfin Helena und den Pfaffen endlich loszuwerden, bevor sie weitere Unruhe stiften.«
»Die Birkenfelder sind dafür bekannt, ihre Turniere zu gewinnen«, brummte Ulf. »Er hat diesen Vorschlag nicht ohne Hintergedanken gemacht.«
»Das mag sein«, mischte sich Meinolf ein. »Aber müssen wir uns vor den Birkenfeldern fürchten? Ich für meinen Teil hebe diese hochnäsige Bande gern aus dem Sattel.«
»Zumal wir die besten Turnierstreiter zu unseren Vasallen zählen«, fügte Eberhard hinzu. »Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als die Regensteiner in jedem Turnier als unbesiegbar galten. Wen hat Graf Philip schon aufzubieten? Er selbst wird bald fünfzig. Ich glaube nicht, dass er noch einmal in den Sattel steigt. Sein Sohn Alexander ist noch jung, ihm fehlt die Erfahrung. Und die Hohnsteiner sind allesamt nur Mittelmaß.«
»Was ist mit Rudolf?«
»Wir wissen noch immer nicht, ob er nach Hause zurückgekehrt ist. Ich gehe zwar davon aus, weil Graf Philip sehr gelassen …«
»Ich meinte seine Fähigkeiten als Turnierstreiter«, unterbrach sein Vater ihn ungehalten. »Er ist genauso gut wie der Ägypter in seinen besten Zeiten. Wer soll Rudolf übernehmen?«
»Ich«, zischte Meinolf und rieb sich die verletzte Nase. »Falls er zum Turnier erscheint, wird er sich wundern.«
»Dann wären da noch die Ritter von Cattenstedt«, fuhr Ulf mit seiner Aufzählung fort. »Richard und Michael sind Draufgänger, die nie einen Kampf verloren geben. Ihr jüngster Bruder Stephan scheint sie sogar noch zu übertreffen, wenn die Gerüchte über seine Heldentaten während des Kreuzzugs zutreffen.«
Meinolf schnaubte verächtlich. »Um Stephan kümmere ich mich. Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen.«
»So?« Neugierig musterte Eberhard seinen Halbbruder. »Hat er dir auch eins auf die Nase gegeben?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Das tut nichts zur Sache.«
»Nun, dann will ich hoffen, dass du dich nicht übernimmst.«
»Willst du etwa wieder gegen mich wetten?«
»Könnte einträglich werden.« Eberhard grinste.
»Und mit wem wirst du es aufnehmen?«, fragte Meinolf, anstatt darauf einzugehen. »Oder wirst du dem Turnier von der Zuschauertribüne aus beiwohnen, weil dein Wanst nicht mehr in die Rüstung passt?«
»Keine Sorge, mein Kettenhemd und Waffenrock sind wohlgepflegt und werden mir gute Dienste leisten. Und wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich
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