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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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näherten sich dem Gebiet der Regensteiner, das sie auf ihrem Weg nach Magdeburg durchqueren mussten.
    »Was ist mit dir und Antonia?«
    »Was willst du hören?«
    »Wirst du meinen Onkel um ihre Hand bitten?«
    Stephan zögerte kurz, dann nickte er. Seit Thomas’ Tod hatte er keinem Menschen so viel anvertraut wie Karim und hatte nun auch keine Bedenken, ihn in seine derzeitigen Pläne einzuweihen.
    »Ich will versuchen, beim Turnier das nötige Geld zusammenzubekommen, um ein Gut zu pachten.«
    »Indem du beim Tjost gewinnst?«
    »Ja. Wenn ich fünf Ritter besiege, würde das Geld ausreichen.«
    Karim pfiff durch die Zähne. »Gleich fünf? Das wird harte Arbeit.«
    Stephan hob die Schultern. »Es ist zu schaffen. Im Kreuzfahrerlager ritten wir in kampflosen Zeiten oft gegeneinander. Dem Gewinner winkten Teile der Beute. Ich war recht erfolgreich. Vor der Schlacht bei Kairo, in der wir alles verloren, hatte ich beinahe siebentausend Silberdenare zusammen.«
    »Donnerwetter. Und Thomas?«
    »Er hat sich seltener an unseren Turnieren beteiligt. Eigentlich nur einmal, als es um Fatimeh ging.« Stephans Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit. Zurück zu Thomas’ großer Liebe …
    »Fatimeh?«, fragte Karim.
    »Eine junge Araberin. Thomas kämpfte um sie als Beute, denn er wollte sie vor den grausamen Kerlen schützen, die sie als Sklavin in unser Lager verschleppt hatten. Anfangs hatte sie große Angst vor ihm. Als sie aber merkte, dass er ihr nichts antat, sondern sie beschützte, fasste sie allmählich Vertrauen zu ihm. Von ihr lernte Thomas Arabisch, und er hat sie wirklich geliebt. Kurz vor der Schlacht bei Kairo vertraute er ihr sein gesamtes Geld an und bat sie, auf ihn zu warten. Doch dann gerieten wir in Gefangenschaft.«
    »Was wurde aus Fatimeh?«
    »Wir haben es nie erfahren.« Stephan atmete tief durch. »Thomas suchte nach ihr, als er sich in Kairo freier bewegen durfte. Aber nach den langen Monaten war sie längst fort, und er wusste nicht einmal, ob sie noch am Leben war. Daraufhin fand er in Amiras Armen Vergessen. Andernfalls hätte er die Ungewissheit nicht ertragen.«
    Plötzlich raschelte es im Gebüsch. Stephan fuhr herum, konnte aber nichts entdecken.
    »Du bist recht schreckhaft«, neckte Karim ihn.
    »Mag sein«, gab Stephan zu. »Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass uns jemand beobachtet.«
    »Vielleicht ein Wildschwein?«
    »Vielleicht«, erwiderte Stephan. Doch sein ungutes Gefühl blieb.
    Am frühen Abend erreichten sie eine kleine Herberge. Im Hof standen die Wagen durchreisender Händler, und in der Wirtsstube drängten sich die Gäste. Aus der Küche duftete es verführerisch nach gebratenem Fleisch und frisch gebrautem Bier.
    »Wollt Ihr nur speisen oder auch ein Nachtlager?«, sprach die Schankmaid die beiden an. Stephan fiel auf, dass Karim die dralle Jungfer aufmerksam betrachtete. Obwohl … der Augenaufschlag, den sie Karim schenkte, wäre keiner Jungfer angemessen gewesen.
    »Ein Nachtlager für uns und unsere Pferde, außerdem eine anständige Mahlzeit und einen Krug Bier«, antwortete er.
    Das Mädchen nickte, wies ihnen einen der Tische zu und rief nach einem halbwüchsigen Jungen, der sich um ihre Pferde kümmern sollte.
    »Was hat die Küche denn zu bieten, schöne Jungfer?« Karim zwinkerte ihr zu.
    »Die Wirtin hat heute fette Hennen geschlachtet. Danach leckt Ihr Euch die Finger.«
    »Und frisches Bier gebraut?«
    »Das war ich.«
    »Mit diesem zarten Händchen?« Er griff nach ihrer Rechten und zog sie lächelnd zu sich heran. Ihr schien das Spiel zu gefallen, und sie blitzte ihn schelmisch an.
    »Wie ist dein Name, schöne Maid?«
    »Marianne.«
    »Marianne«, wiederholte Karim. »Die Muttergottes, vereint mit dem Namen ihrer Mutter? Da fühle ich mich gleich geborgen.«
    »An meinen mütterlichen Rundungen?« Sie kicherte.
    Stephan verdrehte die Augen. »Karim, willst du mit ihr tändeln, oder soll sie uns etwas zu essen bringen?«
    »Euer Gefährte scheint recht grimmig zu sein«, raunte die Schankmaid Karim zu und strich ihm dabei über die Schulter.
    »Das ist er immer, wenn er Hunger hat. Also, dann bring uns die fetten Hennen und das frische Bier!«
    Das Mädchen lachte und ging.
    »Das hast du nicht ernst gemeint, oder?« Stephan musterte Karim mit strengem Blick.
    »Wovon sprichst du?«
    »Von gewissen zusätzlichen Diensten, die das Mädchen freigiebigen Gästen nur allzu gern erweist.«
    »Nun, warum nicht?«
    »Weil wir nicht zum

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