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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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antwortete Karim in derselben Sprache. »Jetzt!«
    Im selben Augenblick sprangen er und Stephan auf, hoben den Tisch an und stießen Meinolf von seinem Schemel. Der brüllte, versuchte sich aufzurappeln, während seine Männer ihre Waffen zogen. Stephan und Karim hielten den Tisch wie einen Schild vor sich und stürmten auf die Gegner zu. Schreie gellten durch die Wirtsstube, viele Gäste sprangen auf und verließen eilends den Raum. Zwei von Meinolfs Männern drückten sie mit dem Tisch nieder, dann ließen sie ihn fallen, um sich denen zuzuwenden, die sie von hinten packen wollten.
    Einen konnte Stephan noch mit der Faust niederschlagen, dann zog er sein Schwert. Karim hielt seine beiden Säbel bereits in Händen.
    »Ich glaube, mit der Nachtruhe hier wird es heute nichts!«, rief Karim auf Arabisch.
    »Hinaus zu den Pferden!«, schrie Stephan. Nie hätte er gedacht, dass es in seiner Heimat einmal von Vorteil sein könnte, diese Sprache zu beherrschen.
    Meinolf brüllte etwas Unverständliches. Da wurde die Tür aufgerissen, und weitere Männer im Regensteiner Waffenrock stürzten in die Gaststube.
    »Da scheint es ein Nest zu geben!«, rief Karim. »Sieht nach einem Krokodilgelege aus.«
    »Das Fenster!« Stephan riss den Laden auf.
    »Guter Gedanke!« Karim stieß noch einen Angreifer nieder, dann folgte er Stephan. »Marianne, das ist für das Essen und die Möbel!«, rief er im Hinausspringen und warf einige Münzen auf den Boden.
    Sie hasteten zum Stall. Der Junge hatte ihre Pferde noch nicht abgesattelt. Unter gewöhnlichen Umständen hätte Stephan sich über eine solche Pflichtvergessenheit geärgert, aber in diesem Fall war er geradezu dankbar dafür. Rasch saßen sie auf, galoppierten in die Nacht hinaus, doch die Regensteiner folgten ihnen dichtauf.
    »Wir sollten uns trennen«, schlug Karim vor. »Ich lenke sie auf mich, damit du unbeschadet durchkommst.«
    »Du kennst dich hier nicht aus.«
    »Deshalb musst du nach Magdeburg reiten. Ich finde allein zurück nach Birkenfeld.«
    »Dort vorn hinter der Kreuzung?«
    Karim nickte. Sie erreichten die Weggabelung.
    »Mach’s gut! Wir sehen uns beim Turnier«, sagte Karim.
    »Pass gut auf dich auf!«, erwiderte Stephan leise und trieb sein Pferd den Hohlweg hinauf in den Wald, während Karim mit lautem Gebrüll der Straße folgte. Die Regensteiner bemerkten nicht, dass Stephan fehlte. Er sah, wie sie an seiner Deckung vorübergaloppierten und Karim folgten. Als der letzte Reiter im Dunkel der Nacht verschwunden war, lenkte Stephan Windläufer zurück auf den Weg nach Magdeburg. Doch seine Gedanken blieben noch eine ganze Weile bei Karim. So lange hatte er geglaubt, Gott habe ihn verlassen, ihn strafen wollen, als er ihm den Helfer in der Wüste erst schickte, als es längst zu spät war. Doch mittlerweile wusste er, dass Gottes Wege voller Gnade waren. An jenem Tag hatte der Herr ihm den Mann gesandt, dem es bestimmt war, Thomas’ Stelle in seinem Herzen einzunehmen. Er hatte es nur nicht erkannt. Aber zum Glück hatte der Herr Karim mit Beharrlichkeit ausgestattet.

 52. Kapitel  
    O h, wie ich das liebe!«, rief Sachmet, während sie neben Antonia und ihrer Gepardin Nebet durch das Zeltlager schlenderte, das anlässlich des Turniers in Sichtnähe v on Burg Schlanstedt errichtet worden war. Überall waren Ritter und ihre Knappen zu sehen, die sich auf den Beginn der Wettkämpfe am folgenden Tag vorbereiteten. Aber nicht nur die Kämpfer hatten ihre Zelte a ufgeschlagen, es fand auch ein großes Volksfest statt. Die Stände und Schankbuden zahlreicher Händler und Handwerker säumten das Turniergeviert. Sogar Spielleute waren angereist, stimmten ihre Instrumente und schlugen muntere Weisen an. Wäre der Hintergrund dieses Turniers nicht so ernst gewesen, hätte A ntonia das Spektakel genossen. Zumal sie es ausgesprochen erheiternd fand, welch vorsichtigen Abstand die Menge zu Nebet hielt. Doch noch herrschte Fehde, und zudem sorgte Antonia sich um Stephan. Er war seit mehr als zwei Wochen unterwegs. Der Ritt nach Magdeburg hätte hin und zurück allenfalls vier Tage in Anspruch genommen. Karim war bereits drei Tage nach seinem Aufbruch zurückgekehrt und hatte berichtet, wie sie v on Meinolf in einem Wirtshaus aufgespürt und überfallen worden waren. Daraufhin hatte Karim die Regensteiner durch den dunklen Wald von Stephans Fährte fortgelockt, bis er sich selbst hoffnungslos verirrt hatte. Immerhin hatten sie ihn nicht zu fassen bekommen. Allerdings

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