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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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täten mir schon gefallen.«
    »Ihr werdet allenfalls die Hufe meines Pferds spüren«, zischte Meinolf. »Wenn Ihr vor mir im Staub liegt.«
    »Das drohen Verlierer ihren Gegnern immer an, bevor sie selbst dort landen.« Alexander rief nach einem der Knappen und ließ sich sein Pferd bringen. »Seht gut hin, Herr Meinolf! Vielleicht könnt Ihr noch etwas lernen.« Antonias Bruder schwang sich in den Sattel, nahm die Lanze und ritt in die Bahn. Er pflückte die zwölf Ringe ebenso schnell wie Meinolf – oder war er gar noch schneller? Dann ritt er mit seiner Beute zurück.
    »Wie Ihr seht, müssen wir Birkenfelder uns nicht hinter anderen verstecken.«
    Meinolf stieg wortlos in den Sattel seines Pferds und zog sich zurück. Alexander und Sachmet lachten. Die blutrote Flamme in Meinolfs Blick verhinderte indes, dass Antonia fröhlich mit einstimmte. Sie wusste, dass von ihm kein ehrenvoller Kampf zu erwarten war. Noch viel weniger, als Sachmet ihn so tief in seiner Ehre gekränkt hatte.
    »Und du bist dir sicher, dass du dich selbst noch einmal in ein Turniergefecht stürzen willst?« Lena musterte ihren Gatten, während der sein Kettenhemd und die Waffen überprüfte. »Du wirst bald fünfzig.«
    »Aber noch bin ich neunundvierzig.« Er schenkte ihr sein unvergleichliches Lächeln, das sie vom ersten Augenblick an für ihn eingenommen hatte. Dennoch blieb sie ernst.
    »Du weißt, was deinem Vater im gleichen Alter widerfuhr.«
    Philips Lächeln schwand. »Das waren andere Voraussetzungen. Ich habe nicht die Absicht, mich mit Alexander oder Rudolf zu messen.«
    »Aber mit Eberhard oder Meinolf.«
    »Für die beiden reicht meine Kraft noch aus.«
    »Ach, Philip.« Lena legte ihm die Arme um den Hals. »Wir sind in einem Alter, in dem Männer keine Turniere mehr reiten und Frauen keine Kinder mehr bekommen sollten.«
    »Meine Mutter war zwei Jahre älter als du, als Donatus geboren wurde.«
    »Willst du noch einmal Nachwuchs?« Sie lächelte ihn herausfordernd an.
    »Mir genügt die Aussicht auf Enkelkinder.«
    »Nun ja, dann hättest du vermutlich in der Nacht, bevor ich nach Regenstein aufbrach, zurückhaltender sein müssen.«
    Philip musterte sie verwirrt. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich sagte, wir sind in einem Alter, in dem Männer keine Turniere mehr reiten und Frauen keine Kinder mehr bekommen sollten. Nicht, dass sie es nicht mehr könnten. Ich habe meine eigene Seelenflamme im Spiegel von Antonias Augen gesehen. Sie leuchtete weiß. Wie damals, als ich Pachet in die Augen blickte und mit Alexander schwanger war.«
    »Oh.«
    »Und du gibst wieder die gleiche dumme Antwort wie damals, nämlich gar keine.« Sie versetzte ihm einen liebevollen Stoß in die Rippen. »Schäm dich!«
    »Das war ein Scherz, nicht wahr?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war mein Ernst.«
    Er atmete tief durch und nahm sie in die Arme. »Wahrscheinlich liegt es daran, dass du niemals alterst.«
    »Bis auf deine weißen Schläfen hast du dich auch recht wacker gehalten«, gab sie zurück und küsste ihn. Für einen Moment war die Fehde vergessen, und in Lena stieg die Erinnerung an Philips allererstes Turnier auf. Sie dachte an seinen Sieg und wie er sie danach in aller Öffentlichkeit um ihre Hand gebeten hatte. Niemals hatte sie seine Worte vergessen. Helena von Eversbrück, in den letzten drei Tagen trug ich nicht nur mein Wappen, sondern kämpfte auch in deinem Zeichen. Wirst du mir erlauben, dein Wappen für alle Ewigkeit dem meinen hinzuzufügen? Auf dass wir eine neue Linie begründen? Wirst du mir erlauben, dich dorthin zu führen, wo in allen Zeiten Wunder geschahen und auch heute noch geschehen, wenn der Mond den Nil küsst? Helena von Eversbrück, willst du meine Frau werden?
    Vierundzwanzig Jahre waren seither ins Land gezogen. Vierundzwanzig Jahre, in denen er alle seine Versprechen erfüllt hatte. Auf einmal kamen ihr die Fehde und alles, was damit zusammenhing, gänzlich unwichtig vor. Das Leben hatte ihr so viel geschenkt, und Gott würde seine schützende Hand weiterhin über ihre Familie halten.
    »Glaubst du, Christian wird nach dem Turnier um Antonias Hand anhalten?«, fragte sie.
    »Ich hoffe für ihn, dass er davon Abstand nimmt«, erwiderte Philip.
    »Warum?«
    »Weil Antonia ihm eine Abfuhr erteilen wird.«
    Lena hob fragend die Brauen.
    Philip seufzte. »Ich dachte immer, Mütter wüssten vor den Vätern, für wen das Herz ihrer Tochter schlägt.«
    »Stephan?«
    Philip nickte. »Ich bin neugierig, ob er

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