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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Markt schlenderten. »Nur Richard tut mir leid, weil er unbedingt einen Sohn möchte. Dabei hat er doch drei prächtige Töchter. In Djeseru-Sutech ist das anders. Warum dürfen Frauen nicht am Turnier teilnehmen?«
    »Es ist gefährlich und benötigt viel Kraft. Wir wären den Männern doch hoffnungslos unterlegen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete Sachmet. »Sieh, dort drüben wird Ringreiten geübt! Das will ich auch einmal versuchen.«
    »Sachmet, das ist nicht möglich!«
    »Warum nicht?«
    »Weil es sich nicht schickt.«
    »Ach was! Warte hier mit Nebet! Ich hole mein Pferd.«
    »Sachmet!«, rief Antonia verzweifelt, doch die junge Ägypterin hörte längst nicht mehr zu, sondern kehrte kurz darauf hoch zu Ross zurück.
    Ihr Auftritt überraschte die Ritter so sehr, dass sie ihr bereitwillig Platz machten. Sachmet ergriff eine Lanze und trieb ihre Stute an. Es waren zwölf Ringe, die in unterschiedlichen Höhen nahe beieinanderhingen, vom Durchmesser kaum größer als der der Lanze. Sie galt es in vollem Galopp zu treffen und mit der Lanze zu pflücken.
    Antonia wusste aus früheren Turnieren, wie schwierig diese Übung war. Kaum einem der Männer gelang es, alle Ringe zu erbeuten. Ihr Vater und ihre Brüder gehörten zu den wenigen, die fast immer alle Ringe in ihren Besitz brachten.
    Sachmet holte neun Ringe. Einer der Zuschauer klatschte in die Hände, die anderen folgten seinem Beispiel. Sachmet strahlte über das ganze Gesicht. Sie gab die Lanze mit den Ringen einem der Knappen und lenkte ihr Pferd zu Antonia.
    »Fürs erste Mal nicht schlecht, oder?«
    »Das war dein erstes Mal?«
    »Nun ja, hier war es mein erstes Mal. In Ägypten habe ich mit dem Speer Gazellen gejagt. Das erfordert auch einiges Geschick.«
    Sie stieg aus dem Sattel.
    »Mit den Birkenfeldern scheint es abwärts zu gehen«, höhnte eine Stimme. Antonia fuhr herum. Meinolf von Brack führte sein Pferd zum Übungsplatz. »Wenn sie nun schon von Frauen überboten werden …«
    »Wer ist dieser unhöfliche Mensch?« Sachmet sah Antonia fragend an.
    »Sag bloß, du erkennst Herrn Meinolf nicht.«
    »Ah ja, doch, natürlich! Der Nackedei.«
    Meinolf knirschte mit den Zähnen. »Ihr führt ein loses Mundwerk, Jungfer Ägypterin.«
    »Und Ihr seid ein unverschämter Kerl, Ritter Nackedei. Nun, dann zeigt uns doch, wie gut Ihr seid!«
    Meinolf lächelte böse. Unwillkürlich suchte Antonia nach seiner Seelenflamme und erschrak. Sie war blutrot. Augen, aus denen die Hölle leuchtete.
    Er stieg auf sein Pferd, ließ sich eine Lanze geben und ritt los. Ein Ring nach dem anderen wurde von seiner Lanze getroffen, so schnell, dass die Augen dem Geschehen kaum folgen konnten. Stolz ritt Meinolf zurück zu Antonia und Sachmet, alle zwölf Ringe auf der Lanze.
    »So machen es richtige Männer.«
    »Wollt Ihr, dass ich Euch dafür Bewunderung zolle?«, fragte Sachmet.
    »Nicht für Spielereien. Die könnt Ihr an den Tag legen, wenn ich Eure Gastgeber einen nach dem anderen aus dem Sattel stoße.«
    »Ihr seid ein Angeber.«
    »Meint Ihr, Jungfer Ägypterin?«
    »Das meine ich, Ritter Nackedei.«
    »Wenn Ihr das noch einmal sagt, vergesse ich, dass Ihr eine Frau seid!«
    »Ein echter Mann vergäße das nie.« Sachmet schüttelte verächtlich den Kopf.
    Meinolf sprang vom Pferd und kam drohend auf die junge Ägypterin zu. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Nun ja, es gibt da so gewisse Unterschiede zwischen Männern und Frauen.« Sachmets Augen blitzten keck. »Und damit meine ich nicht Euren Bart. Obwohl ich natürlich weiß, warum Ihr Euch einen stehen lasst. Ihr wollt damit wohl andere Unzu läng lichkeiten ausgleichen.«
    Das Feuer in Meinolfs Augen glühte.
    »Dafür wirst du mir bezahlen, du ägyptische Hure!«
    »Wäre ich eine Hure, müsstet Ihr bezahlen. So seid Ihr allenfalls ein Hurenbock«, entgegnete Sachmet gelassen. »Befriedigt Ihr Witwen? Oder stellt Ihr lieber den Mägden nach wie Euer Vater?«
    Einen Augenblick lang fürchtete Antonia, Meinolf wolle die Hand gegen Sachmet erheben. Und sie war nicht die Einzige, denn ihr Bruder Alexander löste sich aus der Menge der Ritter und trat auf sie zu.
    »Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte er.
    »Nein, wir haben nur nett geplaudert, nicht wahr, Herr Meinolf?«
    Meinolf ging nicht darauf ein, sondern musterte Alexander scharf. »Wir beide begegnen uns im Tjost«, sagte er.
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Alexander. »Ihr habt ein schönes Pferd und eine prächtige Rüstung. Die

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