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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Zelt zu stürzen. Antonia sah, dass er leicht hinkte. Obwohl Pepito so klein war, schien er kräftig zubeißen zu können.
    »Geht es dir gut?«, fragte Alexander mit Blick auf Antonias verrutschte Kleidung.
    Sie nickte. »Pepito hat mir geholfen. Hast du gesehen, wie Meinolf hinkte?« Trotz des gerade überstandenen Schreckens musste sie bei dem Gedanken daran lächeln. Alexander hingegen blieb ernst.
    »Weißt du, was er hier wollte?«
    Er hatte die Frage kaum gestellt, da stürzte Rudolf ins Zelt, dichtauf gefolgt von Karim. »Wer hat um Hilfe gerufen?«
    Alexander runzelte die Stirn. »Ihr kommt ein wenig zu spät.«
    »Weshalb warst du so schnell zur Stelle?«, fragte Antonia.
    »Ich war schon auf den Beinen und habe nach meinem Pferd gesehen. Rudolf und Karim haben noch geschlafen.«
    »Nun sag schon – was ist geschehen?« Rudolf blickte zwischen Antonia und Alexander hin und her.
    Antonia berichtete in kurzen Sätzen.
    »Dieser Mistkerl!«, zischte Rudolf. »Den knöpfe ich mir sofort vor!« Er schickte sich an, das Zelt zu verlassen.
    »Halt!«, rief Alexander. »Das bringt nichts. Ich werde ihn im Tjost so nachhaltig aus dem Sattel stoßen, dass er wochenlang nicht mehr aufstehen kann.«
    »Warum so lange warten? Er hat versucht, unsere Schwester zu schänden. Das schreit nach sofortiger Vergeltung.«
    »Nein«, beschied Alexander. »Antonias Ruf würde darunter unnötig leiden. Wir regeln das im Turnier.«
    Rudolf murmelte verärgert etwas vor sich hin, verstummte aber, als Alexander ihm einen strengen Blick zuwarf.
    »Das alles erklärt jedoch nicht, was Meinolf in diesem Zelt zu suchen hatte«, warf Karim ein. »Er konnte nicht wissen, dass Antonia so früh auf den Beinen ist und dann ausgerechnet hierherkommt. Ursprünglich muss er etwas anderes im Schilde geführt haben. Dabei hat sie ihn gestört.«
    »Aber was?« Alexander hob fragend die Schultern.
    »Vielleicht wollte er unsere Vorräte vernichten«, meinte Antonia. »Wenn er das Zelt in Brand gesetzt hätte, wären die Vorräte auf jeden Fall verloren gewesen. Vielleicht wären die Flammen auch übergesprungen. Und dass er sich nicht scheut, gegen die Regeln des Anstands und der Ritterlichkeit zu verstoßen, wissen wir seit dem Angriff auf Alvelingeroth.«
    »Und wenn er die Lebensmittel vergiftet hat?«, fragte Karim.
    »Vergiftet?« Rudolf runzelte zweifelnd die Stirn. »Wie und womit sollte er diese Menge an Vorräten vergiften? Hatte er irgendetwas dabei? Einen Krug, einen Beutel, was auch immer?«
    »Ich habe nichts gesehen«, erwiderte Antonia, und auch Alexander schüttelte den Kopf. Dennoch überprüften sie die Säcke und Körbe sowie die Siegel der Krüge.
    »Mir scheint alles in Ordnung zu sein«, erklärte Alexander schließlich. »Keine Ahnung, was der Kerl hier wollte.«
    Inzwischen war die Sonne vollends aufgegangen, und das Leben im Lager erwachte. Antonia sah ihre Mutter, die mit Pablo vor dem Zelt spazieren ging.
    »Nanu, ihr seid schon so früh auf den Beinen?«, begrüßte Lena ihre Kinder.
    »Daran ist Meinolf schuld!«, stieß Rudolf hervor. Alexander verpasste ihm einen Rippenstoß, doch Rudolf ließ sich nicht davon abbringen, Lena von Meinolfs Übergriff zu berichten. Antonia sah, wie sich die Augen ihrer Mutter verengten und ihr Mund zu einem Strich wurde.
    »Dafür wird er bezahlen!«
    »Das werde ich morgen im Tjost erledigen«, versprach Alexander.
    »Das genügt nicht.« Ein gefährliches Funkeln glomm in Lenas Augen auf. Zu gern hätte Antonia die Seelenflamme ihrer Mutter gesehen, doch wie jedes Mal sah sie nur den Spiegel ihrer eigenen Flamme.
    »Rudolf, erweist du mir eine kleine Gefälligkeit?«, fragte Lena schließlich.
    »Gern, Mutter.«
    »Komm, ich erkläre dir alles.«
    »Und was ist mit uns?«, rief Alexander den beiden hinterher. Antonia hörte die Verärgerung in seiner Stimme.
    »Du wirst ihn im Tjost besiegen. Das genügt. Den Rest wird seine eigene Phantasie übernehmen«, bekam er zur Antwort, bevor Lena mit Rudolf im Elternzelt verschwand.
    »Ich hasse es, wenn sie uns nicht verrät, was sie vorhat«, knurrte Alexander.
    »Rudolf wird es uns schon erzählen«, versuchte Antonia ihren Bruder zu beruhigen.
    »Warum sagt sie es uns nicht gleich? Warum diese Geheimniskrämerei mit Rudolf? Zumal er noch nicht wieder der Alte ist.«
    Antonia nickte. Rudolfs Seelenflamme loderte noch immer heller als die der meisten Menschen. Aber für das Turnier war das von Vorteil. In diesem Zustand war Rudolf jedem

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