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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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gibt mir nur mein Stolz die Kraft zum Weiterleben. Und den lasse ich mir nicht von diesem Karim nehmen.«
    »Karim ist nicht dein Feind.«
    »Ich weiß. Das macht es so schlimm.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das kannst du auch nicht verstehen.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Erwartest du Besuch?«, fragte Stephan. Witold schüttelte den Kopf, dann bat er den Ankömmling herein.
    Ausgerechnet Karim! Stephan zuckte zusammen, spürte, wie sich alles in ihm verkrampfte, wie seine Hand sich fester um den tönernen Becher schloss, um sich nicht zur Faust zu ballen. Warum in Gottes Namen ließ dieser Kerl ihn nicht endlich in Ruhe?
    »Guten Morgen, Witold«, begrüßte Karim den Burghauptmann. »Ich habe gehofft, Stephan hier zu treffen. Darf ich Platz nehmen?«
    »Selbstverständlich.« Witold machte eine einladende Handbewegung, und Karim setzte sich.
    »Ich habe gehört, du brauchst ein Pferd«, sagte er zu Stephan. »Ich könnte dir eins verkaufen.«
    »Ich habe nicht genügend Geld, um mir eines deiner Pferde leisten zu können.«
    »Ich habe einen Falben, noch keine fünf Jahre alt. Ich weiß zwar nicht genau, in wessen Besitz das Pferd die letzten anderthalb Jahre war, aber es macht einen guten Eindruck.«
    »Wie viel?«
    »Fünfunddreißig Silberdenare.«
    »Fünfunddreißig?«, fragte Stephan nach.
    »Ist dir das etwa zu viel?«
    Einen Augenblick lang war Stephan versucht, sogleich einzuschlagen, doch dann bemerkte er das schalkhafte Blitzen in Karims Augen. War das Angebot gar als Versöhnungsversuch gemeint?
    »Zehn, keinen Denar mehr«, antwortete er deshalb.
    »Zehn? Soll ich am Bettelstab enden? Zehn Denare für ein Pferd von dieser Güte? Wir können über zweiunddreißig reden, aber niemals über zehn.«
    »Du willst zweiunddreißig Denare für ein solches Pferd? Wer weiß, ob es nicht längst zu Schanden geritten wurde. Oder es hat verdeckte Mängel. Nein, ihr orientalischen Rosshändler wollt uns Franken immer übers Ohr hauen.«
    »Also, da hat Stephan recht«, sprang Witold ihm bei. »Ehrlich gesagt, zehn ist noch etwas sehr hoch. Fünf wäre angemessen.«
    »Fünf?« Karim starrte Witold an. »Was fällt dir ein, ein Pferd von edelster Güte mit nur fünf Denaren bezahlen zu wollen?«
    »Nun, du sagst doch selbst, dass du kaum etwas über das Tier weißt. Was, wenn es krank ist und stirbt? Vielleicht willst du es nur deshalb loswerden«, behauptete Witold. »Damit wir uns darum kümmern sollen, den Kadaver an die Hunde zu verfüttern? Eigentlich müsstest du uns noch etwas zuzahlen, damit wir dir die Mähre abnehmen. Sie wird vermutlich bald das Zeitliche segnen, nachdem du dich ihrer so gern entledigen willst.«
    »Dreißig«, räumte Karim ein.
    »Drei«, erwiderte Witold.
    »Witold, wenn ich auf dreißig vermindere, kannst du nicht auf drei heruntergehen, wenn du vorher fünf gesagt hast, sondern musst acht bieten«, belehrte Karim den Burghauptmann.
    »Im Orient vielleicht. Hier nicht«, gab Witold trocken zurück.
    Karim seufzte. »Vielleicht sollten wir denjenigen fragen, der das Pferd kaufen möchte. Wie viel bietest du?«
    »Fünf«, antwortete Stephan.
    »Fünf«, wiederholte Karim und reichte Stephan die Hand.
    »Warte, der haut dich übers Ohr!«, warnte Witold.
    »Ich bin es gewohnt, von Orientalen übers Ohr gehauen zu werden«, entgegnete Stephan und schlug ein.
    Karim lachte. Stephan erhob sich, um die fünf Silberdenare aus seiner Kammer zu holen.
    »Hier«, sagte er, als er zurückkam und Karim das Geld gab.
    Karim steckte die Münzen ein. »Danke. Dein Pferd steht im Stall. Du kennst den Platz.«
    Stephan nickte nur. Karim stand auf und ging zur Tür. Bevor er das Haus verließ, wandte er sich noch einmal um.
    »Was immer du mir nachträgst – ich war nie dein Feind.«
    »Ich weiß«, erwiderte Stephan. »Du warst nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.«
    »Und das verübelst du mir?«
    Stephan holte tief Luft. »Ich habe dich dafür gehasst. Aber das ist vorbei.«
    Karim blieb ungerührt stehen. »Warum hast du mich dann nicht getötet? Du hast mir gezeigt, wie gut du mit dem Messer umgehen kannst.«
    »Ich wusste, dass du unschuldig warst. Ich töte keine Unschuldigen.«
    »Sagt mir ein ehemaliger Kreuzritter.«
    »Sagt dir ein ehemaliger Sklave.«
    Karims Augen weiteten sich, und sofort bedauerte Stephan, so viel von sich preisgegeben zu haben.
    »Ich …«, setzte Karim an.
    »Spar dir deine Worte! Ich sagte dir bereits, dass du nichts von mir weißt.«

 21. Kapitel

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