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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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nicht im Stehen, ebenso wenig ihre Tochter und ihre vornehmen weiblichen Gäste. Die Ungezwungenheit, in der Antonia aufgewachsen war, ging in einem steifen Zeremoniell unter, das ihnen als Rüstung dienen sollte.
    Zielstrebig trat Philip auf seine Frau zu. »Helena, ich möchte dir Pater Hugo vom Waldsee vorstellen, der uns auf Wunsch des Bischofs von Halberstadt in diesen schweren Zeiten als Kaplan zur Seite stehen wird.« Lena blickte von ihrer Stickerei auf und musterte den Geistlichen mit demselben Blick, mit dem sie Antonia als Kind auf saubere Fingernägel hin überprüft hatte.
    »Herr Kaplan, ich bin erfreut, einen so ehrbaren Gottesmann auf Burg Birkenfeld begrüßen zu dürfen«, sagte sie, ohne sich zu erheben. »Wir haben viel Gutes über Euch gehört und hoffen nun inständig, dass Eure Anwesenheit uns den Beistand Gottes gewährt, damit diese schreckliche Fehde ein Ende findet, zu der uns die Regensteiner gezwungen haben.«
    Hugo vom Waldsee räusperte sich. Antonia fiel auf, dass sein rechtes Augenlid und der rechte Mundwinkel leicht herabhingen.
    »Gräfin Helena, ich werde mein Bestes geben«, antwortete er und deutete eine leichte Verbeugung an.
    »Dessen bin ich mir gewiss«, entgegnete Lena. Dann wies sie auf Antonia. »Dies ist unsere älteste Tochter Antonia, und dies ihre Base Sachmet, die gemeinsam mit dem Neffen und dem Bruder meines Gatten aus dem fernen Ägypten angereist ist.«
    Antonia bemerkte das spöttische Aufblitzen in Sachmets Augen, als Lena sie Antonias Base nannte, doch dem Kaplan entging es. Sein Blick ruhte auf Nebet.
    »Ihr erlaubt es der Jungfer, ein Raubtier mit sich zu führen?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Antonias Mutter. »In Ägypten werden diese Tiere ähnlich wie Jagdhunde gehalten. Und wie Ihr bemerken werdet, besitzt Nebet ein außerordentlich sanftmütiges Wesen.«
    Beinahe wie zur Bestätigung schnurrte die Gepardin und erhob sich, um den Neuankömmling näher zu betrachten. Hugo vom Waldsee wich unwillkürlich einen Schritt zurück, stieß dabei gegen Philip.
    »Keine Sorge, Herr Hugo«, sagte der Hausherr. »Wie meine Gattin Euch bereits erklärte, ist dieses Tier zahm wie ein Hund und sanft wie eine Katze.«
    Hugos rechtes Augenlid flatterte heftig, doch er wagte nicht auszuweichen, als Nebet den Kopf an seinen Beinen rieb.
    »Sie mag Euch«, bemerkte Sachmet. »Jetzt müsst Ihr sie auch streicheln.«
    Hugo schluckte, ließ ganz vorsichtig seine Hand einmal über Nebets Kopf gleiten und wollte sich dann zurückziehen, doch Philip stand noch immer hinter ihm.
    »Ein reizendes Tier, nicht wahr?«, fragte er den Kaplan.
    »Gewiss, gewiss«, würgte dieser hervor.
    »Wisst Ihr, was man in Ägypten sagt?«, fuhr Philip fort. »Im Paradies lebt das Lamm mit dem Löwen, und so ist es auch im Haus frommer Menschen, in dem die Raubkatze dem Jagdtrieb entsagt, um die Ehre der Jungfern zu schützen.«
    Antonia biss sich auf die Lippen, um nicht laut lachen zu müssen.
    »Aber genug davon, Herr Hugo. Ihr wolltet ja nicht Sachmets Haustier, sondern den edlen Herren vorgestellt werden. Meine Gäste Ritter Bertram von Hohnstein und sein Neffe Christian, mein Sohn Alexander.« Bei jeder Namensnennung nickte er einem der Männer zu. »Und hier mein Neffe Karim aus Ägypten und mein jüngerer Bruder Donatus, der ihn und Sachmet begleitete.«
    »Ich bin sehr erfreut«, antwortete der Priester.
    »Unmittelbar neben unserer Kapelle befinden sich die Wohnräume unseres vormaligen Kaplans«, fuhr Philip unbeirrt fort. »Seit dem Heimgang des Herrn Ewald sind sie unbewohnt, da meine Familie jeden Sonntag die Messe in Alvelingeroth besucht. Wir legen Wert darauf, den Bauern ein gutes Beispiel zu geben und uns nicht in der Welt des Adels abzuschotten und darüber hinweg den Blick für die Sorgen der kleinen Leute zu verlieren.«
    »Das ist sehr lobenswert«, bestätigte Hugo vom Waldsee.
    »Wir speisen nach der Vesper«, erklärte Philip noch. »Wenn es Euch genehm ist, finden wir uns zuvor zum Gebet in der Kapelle ein und hoffen auf Euren Beistand. Doch nun wird Hans Euch erst einmal Eure Unterkunft zeigen.«
    Der Geistliche nickte und folgte dem Knecht, der ihnen zuvor die Tür geöffnet hatte.
    Nachdem Hugo gegangen war, herrschte eine Weile Schweigen.
    »Und?« Antonias Mutter sah ihren Gatten fragend an. »Was meinst du?«
    »Abwarten. Er war verunsichert, aber das hat nichts zu besagen.«
    »Immerhin sind wir fromme Leute«, sagte Sachmet und kraulte Nebet wieder den

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