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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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bring zwei Krüge Wein mit!«

 29. Kapitel  
    N ach dem Aufbruch ritt Antonia an Donatus’ Seite. Er hielt sich tapfer, wollte sich nichts anmerken lassen, aber jeder sah ihm den Schmerz an. Um wie vieles schlimmer wäre es gewesen, wenn der Pfeil Alexander in die Brust getroffen hätte! Sie warf ihrem Bruder einen Blick zu. Der trug eine unergründliche Miene zur Schau, doch sie kannte ihn so gut, dass ihr seine Besorgnis nicht verborgen blieb. Immer wieder schweiften seine Blicke umher, tasteten den Wald ab. Alle waren aufmerksam, achteten auf jeden Laut.
    Noch während sie ritten, fragte Antonia sich, woher die Regensteiner gewusst haben mochten, dass sie ausgerechnet an diesem Tag zur Jagd aufbrechen wollten. Es war zwar kein Geheimnis gewesen, aber nur die Bewohner von Birkenfeld wussten davon. Gab es jemanden, der den Regensteinern heimlich zutrug, was sich auf der Burg abspielte? Oder hatten die Feinde sich aus anderem Grund in der Nähe des Dorfs aufgehalten und die günstige Gelegenheit genutzt?
    Sie trieb ihr Pferd zu schnellerer Gangart an und schloss zu Alexander auf.
    »Hast du schon einmal daran gedacht, dass wir einen Spion der Regensteiner auf Burg Birkenfeld haben könnten?«, fragte sie ihren Bruder. Er wandte überrascht den Kopf.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil man dir gerade hier aufgelauert hat.«
    Alexander schwieg, dafür antwortete Stephan, der neben ihm ritt.
    »Es gibt eine viel einfachere Erklärung.«
    »Und die wäre?« Antonia lehnte sich im Sattel vor und betrachtete Stephan aufmerksam von der Seite.
    »Sie lungern ständig in dieser Gegend herum, immer bedacht, eine gute Gelegenheit für einen Überfall zu finden. Die Halunken wissen, dass Alexander sich nicht dauerhaft in der Burg verschanzen wird. Und wo kann man ihn am ehesten treffen? Auf dem Weg zwischen Birkenfeld und Alvelingeroth.«
    »Aber warum wurden wir dann nicht schon auf dem Ritt zum Jagdrevier angegriffen?«, beharrte Antonia.
    »Weil sie nur zu zweit waren. Sie haben gewartet, bis wir uns aufgeteilt hatten. Wären sie ein wenig schlauer zu Werke gegangen, hätten sie den Anschlag sogar als Unfall darstellen können.«
    »Du meinst, wenn sie einen Jagdpfeil genommen hätten?«, fragte Alexander. Stephan nickte.
    »Allmählich macht mir diese Fehde Angst«, sagte Antonia.
    »Dafür müsst Ihr Euch nicht schämen«, hörte sie Christians Stimme hinter sich. »Es ist verständlich, wenn Frauen Angst haben. Aber wir beschützen Euch.« Er lenkte sein Pferd an ihre rechte Seite.
    »Mir machte diese Fehde von Anfang an Angst«, bemerkte Stephan.
    »Ach, tatsächlich?« Christian sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Das hätte ich von dir nicht erwartet.«
    »Nicht?«
    »Nun ja«, Christian räusperte sich. »Ich dachte … bei allem, was man über dich erzählt …«
    »Was denn?«
    »Man habe dich für deine Tapferkeit zum Ritter geschlagen.«
    »Richtig.«
    »Aber dann … ich dachte, wenn man im Heiligen Land gekämpft hat, dann kämen einem unsere Zwistigkeiten wie Kinderspiele vor.«
    »Nein.«
    Einen Augenblick lang hatte Antonia den Eindruck, als wolle Christian noch etwas sagen, doch er schwieg.
    »Bist du überhaupt bis ins Heilige Land gekommen?«, fragte Alexander.
    »Nur bis Kairo.«
    »Und dort geht es nicht sonderlich heilig zu«, bemerkte Karim. »Im Vergleich zur hiesigen Gegend könnte man es eher das heiße Land nennen.« Er grinste.
    Bald darauf erreichte die Jagdgesellschaft Burg Birkenfeld. Antonia begleitete Alexander und Donatus ins Hauptgebäude. Ihr Vater kam ihnen entgegen, er hatte schon von Weitem gesehen, dass Donatus verwundet war.
    »Ein Unfall?«, fragte er.
    Alexander schüttelte den Kopf. »Ein Anschlag.«
    Antonia sah, dass er die Pfeilspitze eingesteckt hatte und sie nun seinem Vater zeigte.
    »Ein Dreikantpfeil!«, stieß Philip hervor. »Wer war das?«
    Bevor Alexander antworten konnte, stürmte ihnen Lena entgegen. »Mein Gott, Donatus, du bist verletzt? Komm herein! Wir müssen die Wunde richtig verbinden.«
    Antonia war sich unschlüssig, ob sie Donatus und ihrer Mutter folgen oder bei ihrem Vater und Alexander bleiben sollte. Sie entschied sich für ihren Vater und begleitete die Männer in den Kaminsaal. Auch Christian schloss sich ihnen an, nicht aber Karim und Stephan. Ein Blick zurück verriet ihr, dass die beiden ihre Pferde in die Stallungen brachten. Wieder einmal hätte sie gar zu gern gewusst, was Stephan Karim erzählt hatte. Welches Wissen mochten sie

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