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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Fehderecht …«
    »Das hat Meinolf schon gebrochen, als er die Felder verwüstete!«, brüllte Stephan. »Verdammt, diese Fehde ist kein Spiel! Die Regensteiner kämpfen mit allen Mitteln. So wie in jedem Krieg. Da geht es nicht um Ehre, da geht es nur um den Sieg!«
    Für eine Weile verstummten alle – waren sie es doch nicht gewohnt, dass Stephan die Stimme erhob. Und schon gar nicht, dass er länger als nötig sprach. Stephan atmete tief durch. Er merkte, wie er dünnhäutiger wurde und sich der Panzer der Schweigsamkeit löste, der ihn seit seiner Rückkehr umschloss. Ein Gefühl, das ihm Angst machte …
    Alexander fasste sich als Erster. »Die Jagd ist beendet«, erklärte er. »Auch wenn wir ohne Beute heimkehren.«
    »Wir haben zwei Rehe«, sagte Karim. »Sollen wir sie den Bewohnern von Alvelingeroth bringen?«
    »Das sollen Moritz und Nikolaus erledigen.« Er nickte den beiden Waffenknechten zu. »Wir reiten umgehend nach Birkenfeld zurück. Ich will kein weiteres Wagnis eingehen, solange Antonia und Sachmet bei uns sind.«
    »Sachmet kann gut auf sich selbst aufpassen«, warf Karim ein. »Sie kämpft wie ein Mann.«
    »Aber Antonia nicht. Und Donatus ist verwundet.« Alexanders Stimme klang fest und befehlsgewohnt. Stephan war überzeugt, dass er eines Tages einen mindestens ebenso guten Grafen wie sein Vater abgeben würde.
    Donatus war noch immer leichenblass, als sie zu den Pferden zurückkehrten. Tapfer bemühte er sich um Haltung, doch Stephan wusste um seine Schmerzen. Immerhin würde er überleben. Anders als der letzte Mann, dem Stephan geholfen hatte. Damals in dem Pferch in Kairo, als alle auf den Tod gewartet hatten, umgeben von Enge, Schmutz und Gestank, seit zwei Tagen ohne Nahrung und – weitaus schlimmer – ohne Wasser. Es war nicht die Wunde gewesen. Der Mann war an Entkräftung gestorben. Plötzlich war die Erinnerung an den brennenden Durst wieder gegenwärtig. Erstaunlich, dass sie seinerzeit überhaupt noch an Flucht hatten denken können. Kein Wunder, dass die Wächter vor dem Pferch so sorglos gewesen waren. Für sie waren die Gefangenen längst lebende Leichname gewesen.
    Weitere Bilder stürmten auf ihn ein. Wie Thomas das wenige Wasser, das er nach ihrer zweiten Festnahme bekommen hatte, nicht trank, sondern dazu nutzte, ihm die Brandwunde zu kühlen. Einer der Wächter hatte es gesehen. Vielleicht hatte er Mitleid bekommen, vielleicht wollte er sie einfach nur am Leben lassen, um einen guten Preis auf dem Sklavenmarkt zu erzielen. Auf jeden Fall hatte er Thomas weiteres Wasser gebracht. Genug zum Trinken und zur Kühlung der Verbrennung.
    »Donatus!« Antonia eilte ihnen entgegen. »Christian hat uns alles erzählt. Bist du schwer verletzt?«
    Stephan sah, wie Antonia den jungen Mann behutsam am Arm berührte, absichtslos, aber doch eine Geste voller Fürsorge und Trost.
    »Ich werde es überleben.« Donatus zwang sich zu einem Lächeln. »Stephan hat den Pfeil bereits entfernt.«
    Bei der Erwähnung seines Namens sah Antonia ihn an. Kurz war er versucht, ihrem Blick auszuweichen, wollte nicht wieder die Kränkung in ihren Augen lesen. Doch er entdeckte nichts als Freundlichkeit und Anerkennung. Er war erleichtert. Sie war viel stärker, als er vermutet hatte.
    Sein Blick streifte Christian. Anders als Antonia wirkte er blass und in sich gekehrt. Er mochte ein Ritter und der künftige Graf von Hohnstein sein, aber ob er echte Stärke besaß, musste er erst noch beweisen.
    »Einen Silberdenar für deine Gedanken«, hörte er Karims Stimme.
    Er wandte sich um.
    »Was sagst du?«
    »Ich wüsste zu gern, was dir gerade durch den Kopf ging.«
    »Nichts weiter.«
    »Ich bin mir fast sicher, dass du dasselbe gedacht hast wie ich.«
    »Wie du?« Stephan hob die Brauen. »Ich glaube kaum.«
    »Heute ist der Tag, an dem aus dem Spiel für Knaben blutiger Ernst wurde, nicht wahr?«
    »Das war die Fehde von Anfang an«, widersprach Stephan. »Denk an die brennenden Häuser.«
    »Für uns war es ernst«, gab Karim zu. »Aber nicht für sie.« Er nickte kaum merklich in Christians und Donatus’ Richtung. »Und ich glaube, nicht einmal für Alexander. Keiner von ihnen hat jemals einen Kampf auf Leben und Tod bestritten.«
    »Du schon.«
    Karim nickte. »Du hast es von Anfang an gewusst, nicht wahr?«
    »Ich habe es vermutet.«
    »Willst du die Geschichte hören?«
    »Erzähl sie mir heute Abend auf dem Wehrgang.«
    »Da wollte ich eigentlich mehr über deine Erlebnisse hören.«
    »Dann

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