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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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sagte etwas. Ich habe nie mehr über diesen Tag gesprochen. Mit niemandem.«
    »Aus Scham?«, fragte Stephan.
    »Nein, weil mich vermutlich niemand verstanden hätte. Keiner von meinen Gefährten hatte je getötet. Und schon gar nicht auf diese Weise. Rasend, ohne jede Zurückhaltung.«
    »Ich kenne das.« Stephan ließ den Blick über die dunklen Wälder am Fuß der Burg schweifen. »Ich habe es auch erlebt, den Augenblick, wenn der Hass die Führung übernimmt, jeder klare Gedanke hinter einer blutroten Wolke aus Zorn verschwindet und dich unempfindlich gegen jeden Schmerz macht. Dieser Hass ist so stark, dass selbst stärkere Gegner fallen müssen.«
    »War das anlässlich der Eroberung Damiettes?«
    Stephan schüttelte den Kopf. »Nein, das war, als ich mit Ambroise Lacroix abrechnete.«
    Karim horchte auf. »Mit dem Mann, der eure Flucht in Kairo geplant hatte?«
    »Ja.«
    »Dann bist du ihm also wieder begegnet?«
    »Wir sind noch bei deiner Geschichte.«
    »Die ist so gut wie zu Ende. Es gelang uns, das Mädchen trotz der schweren Wunde zu retten und ins Haus meiner Eltern zu bringen. Meine Mutter kümmerte sich aufopferungsvoll um die Flüchtlinge. Sie hat bis heute keine Ahnung, in welche Gefahren wir uns begaben, um sie in Sicherheit zu bringen. Mein Vater ahnte es, aber er fragte mich nie. Vermutlich wich er damit einem Gewissenskonflikt aus – mir zu verbieten, mein Leben zu wagen, oder mich zu unterstützen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Stephan leerte seinen Becher und schenkte sich nach.
    »Kein Wunder, dass du mich für einen dieser Mörder gehalten hast«, sagte er. »Und im Grunde hast du recht. Ich habe mich zwar nie an Frauen oder Kindern vergriffen, aber rechtfertigt das irgendetwas?«
    »Du hast ein Kind aus den Flammen gerettet. Ein Leben, das du bewahrt hast.«
    »Ein Leben«, wiederholte Stephan. »Als ob das alles andere aufwöge.
    Wieder Schweigen.
    »Damit wären wir bei deiner Geschichte«, stellte Karim fest.
    »Bei meiner Geschichte …« Stephan betrachtete das eingeritzte Muster auf seinem Becher. Drei Birken über einem springenden Hirsch. Das gräfliche Wappen. »Wo soll ich anfangen?«
    »Du hast damit geendet, dass Rafik ben Tahir euch kaufte.«
    Stephan spürte eine Enge im Hals und nahm einen großzügigen Schluck Schlehenwein.
    »Hasst du Rafik ben Tahir dafür?«
    Stephan schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Nein? Du klangst verbittert, als du von ihm sprachst. Ich dachte …« Karim brach ab.
    »Verbittert … nein, das Wort trifft nicht ganz zu. Bitterkeit schon eher. Weißt du, es gibt verschiedene Arten von Demütigungen. Jene, die dazu dienen sollen, dich zu brechen, bis nichts mehr von dir bleibt. Das erzeugt Verbitterung. Aber es gibt auch Demütigungen, die den Umständen geschuldet sind. Das erzeugt Bitterkeit, weil es ebenso demütigend ist. Doch du bewahrst dir deinen Kern.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich fange am besten ganz von vorn an, damit du verstehst, was ich meine. Nachdem die Stadtwächter uns nicht getötet hatten, brachten sie uns in einen kahlen Raum und sperrten uns dort ein. Ich konnte mich kaum bewegen. Thomas stützte mich – fast trug er mich. Dabei war er selbst am Ende seiner Kräfte. Wir hatten seit zwei Tagen weder Wasser noch Nahrung erhalten. Und die letzte Kraft, die uns noch aufrechterhalten hatte, war mit dieser zweiten Gefangennahme erschöpft. Immerhin bekamen wir Wasser, sogar genug, dass Thomas meine Verbrennung kühlen konnte. Viel hätte ich darum gegeben, einfach das Bewusstsein zu verlieren. Aber so schnell sank ich in keine gnädige Ohnmacht. Ich bekam das Geschehen ringsum noch mit, auch wenn ich es wie durch einen Vorhang aus Schmerzen wahrnahm. Wir verharrten einige Stunden in diesem Gefängnis, dann wurde die Tür geöffnet, und drei Männer traten ein. Was sie sagten, war für meinen begrenzten Wortschatz nahezu unverständlich. Thomas hingegen beherrschte das Arabische damals schon recht gut. Er hatte von jeher ein Geschick für Sprachen und lernte sehr schnell. ›Sie feilschen, was wir wert sind‹, raunte er mir zu. Irgendwann waren sie sich dann wohl einig, und wir wurden zum Mitkommen aufgefordert. Wieder musste Thomas mich stützen, aber zum Glück lag das Gut von Rafik ben Tahir nicht allzu weit entfernt. Dort verpasste man uns als Erstes ein Halseisen.« Bei der Erinnerung daran hielt Stephan inne und trank einen weiteren Schluck Wein, um die Bitternis hinunterzuspülen.
    »Danach wurden wir zu

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