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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Körper kribbelte, ein Gefühl ungeahnter Kraft durchströmte ihn. Sie liebte ihn. Sie hatte Ja gesagt! Es war viel einfacher gewesen, als er befürchtet hatte.
    Wohlgemut verließ er ihre Kemenate durch das Fenster, beflügelt von dem Gefühl, dass er alles erreichen würde, was auch immer er sich vornahm.

 32. Kapitel  
    O bwohl der Morgen erst angebrochen war, brannte die Sonne bereits auf die Reiter nieder. Antonia fragte sich, wie heiß es w ohl mittags werden mochte, und genoss den Schatten der dichten Bäume am Rand des Hohlwegs. Sie ritt neben Sachmet inmitten der ägyptischen Garde, während Stephan sich an der Spitze des Trosses hielt, noch wortkarger als üblich und nicht ganz so aufrecht im Sattel, wie sie es v on ihm gewöhnt war.
    Eine Weile beobachtete sie ihn, dann fasste sie sich ein Herz, trieb ihr Pferd an und schloss zu ihm auf.
    »Bist du wohlauf?«, fragte sie.
    »Gewiss.«
    Sie musterte ihn besorgt. Er wirkte müde, und seine Augen waren gerötet. Ähnliche Anzeichen hatte sie während des Frühgebets bei Karim wahrgenommen.
    »Darf ich ehrlich sein, Stephan?«
    »Sicher.«
    »Du siehst übernächtigt aus. Genau wie Karim heute Morgen. Habt ihr die ganze Nacht getrunken?«
    »Nein.«
    »Nein?« Sie runzelte die Stirn. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Ein kurzes Lächeln umspielte seine Lippen. »Der Wein hat nicht für die ganze Nacht gereicht.«
    »Wird das zur Gewohnheit zwischen euch?«
    »Wer weiß?«
    »Dann müsst ihr euch ja viel zu erzählen haben.«
    »Womöglich.«
    Sogleich unterdrückte sie die aufsteigende Eifersucht und lächelte ihn stattdessen an. »Hätten wir uns denn auch etwas zu erzählen?«
    »Wer weiß?«
    Ein Pferd schnaubte, und eine leise Stimme sagte beruhigende Worte auf Arabisch. Irgendwo raschelte ein kleines Tier durchs Unterholz, und der allgegenwärtige Chor der Vögel erfüllte die Luft. Doch auf ein weiteres Wort von Stephan wartete Antonia vergeblich. Schweigend ritt er an ihrer Seite.
    »Warum ausgerechnet Karim?«, fragte sie schließlich.
    »Warum nicht?«
    »Weil ihr euch anfangs nicht leiden konntet.«
    »Da kannten wir uns noch nicht.«
    »Und inzwischen kennt ihr euch?«
    »Ja.«
    »Sehr redselig bist du heute nicht.«
    »Nein.«
    »Hast du gar einen Kater?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein«, wiederholte er. »Eher einen Löwen«, fügte er dann mit verschmitztem Lächeln hinzu. Einem Lächeln, das ihr jeden Zweifel raubte. Sie bedeutete ihm mehr, als er zugeben wollte. Sonst hätte er ihr nicht seine Schwäche offenbart.
    »Dann lasse ich dich besser in Ruhe, bis du deinen Löwen besiegt hast.« Vergnügt zwinkerte sie ihm zu und ritt zu Sachmet zurück.
    Schon von klein auf hatte Antonia, genau wie ihre Geschwister, von ihrem Vater Arabisch gelernt. Allerdings konnte sie schnellen Gesprächen kaum folgen. Sprach ihr Gegenüber jedoch langsam und deutlich, reichten ihre Kenntnisse jederzeit für eine angeregte Unterhaltung aus. Und so war sie mit Amir ins Gespräch gekommen, dem jungen Mann aus Sachmets Garde, der unbedingt seinen Vater Witold hatte kennenlernen wollen.
    »Und ist er so, wie du ihn dir vorgestellt hast?«
    »Ja und nein«, antwortete Amir. »Ich war unsicher, weil ich nicht wusste, ob meine Mutter mir die ganze Wahrheit gesagt hatte.«
    »Die ganze Wahrheit?«
    Amir nickte. »Angeblich wollte er bei ihr bleiben, aber sie merkte, dass er in Djeseru-Sutech auf Dauer nicht glücklich geworden wäre. Deshalb verschwieg sie ihm, dass sie ein Kind erwartete, und schickte ihn fort. Ich habe manchmal daran gezweifelt.«
    »Du dachtest, er habe sie verlassen?«
    »Ich war unsicher. Sachmets Mutter blieb in Djeseru-Sutech und ist dort glücklich. Warum nicht auch er?«
    »Das kannst du nicht vergleichen«, mischte sich Sachmet ein. »Meine Mutter hatte alles verloren. Djeseru-Sutech wurde zu ihrem neuen Zuhause. Witold hingegen war mit dem Land seiner Väter verwurzelt.«
    »Dennoch wollte ich Gewissheit«, erwiderte Amir. »Und nun habe ich sie. Meine Mutter hat die Wahrheit gesagt – er wäre geblieben. Und er hat sich gefreut, einen Sohn zu haben.« Ein Lächeln huschte über Amirs Gesicht. Es war das gleiche Lächeln, das Antonia von Witold kannte. Nachdem sie die Zusammenhänge kannte, war die Ähnlichkeit zwischen ihnen recht deutlich.
    »Du kannst Arabisch?«
    Überrascht fuhr Antonia herum. Stephan ritt plötzlich wieder an ihrer Seite. Er sah etwas erholter aus. Seine Augen waren kaum noch gerötet, und er saß so aufrecht

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