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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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angebotenen Stuhl Platz.
    »Also, was gibt’s?« Sie musterte ihn aufmerksam.
    Er räusperte sich. In seiner Vorstellung hatte er sein Anliegen leichteren Herzens vorgebracht als jetzt, da er ihr gegenübersaß.
    »Ihr erinnert Euch an die Geschichte, die Pater Pius über die Grafen von Ilfeld erzählte, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Wegen der Geschichte?«
    »Nein, eigentlich nicht … das heißt, in gewisser Weise schon.« Verflucht, warum stammelte er so herum? Gewöhnlich bereitete es ihm keine Mühe, sich in Gegenwart einer Dame angemessen auszudrücken.
    »Was ist?«, fragte sie mit sanftem Blick. »Euch scheint etwas zu bedrücken.«
    »Fräulein Sibylla, ich möchte nicht, dass Ihr schlecht von mir denkt.«
    »Ich denke nicht schlecht von Euch, ganz im Gegenteil. Das müsstet Ihr doch wissen.«
    »Ja, weil Ihr bislang nur eine Seite des Fluchs der Ilfelder kennengelernt habt. Aber ich fürchte, das Feuer in mir übernimmt alsbald die Herrschaft über mich.«
    »Das Feuer? Was bedeutet das?«
    Er zögerte. Obwohl er das Gespräch in Gedanken viele Male durchgegangen war, vermochte er Sibylla jenen Teil seines Leids kaum zu offenbaren, für den er sich weitaus mehr schämte als für die Dunkelheit.
    »Meine Mutter sagt, dann brenne meine Seelenflamme lodernd hell, viel heller als bei allen anderen Menschen«, brachte er schließlich hervor. »In dem Zustand neige ich zu allerlei Torheit. Und vermutlich würde ich die Worte, die ich im Augenblick kaum auszusprechen wage, recht unverblümt äußern. Deshalb wollte ich es lieber hier und jetzt versuchen.«
    »Ich begreife nicht ganz …«
    »Ihr werdet es gleich verstehen. Sollte ich etwas sagen, das Euren Ohren missfällt, dann tun wir am besten so, als hätte es dieses Gespräch nicht gegeben.«
    Zwischen ihren Brauen bildete sich eine Falte. »Dann fangt an!«
    Er holte tief Luft, öffnete den Mund, brach ab. Atmete erneut ein, setzte an. »Sibylla, Ihr seid die wundervollste Frau, die mir je begegnet ist. Das wusste ich schon in dem Augenblick, als Ihr mit erhobenem Schürhaken auf mich zukamt.« Er legte eine kurze Pause ein, um die Wirkung seiner Worte abzuwarten.
    »Das hat Euch gefallen? Mit dem Schürhaken bedroht zu werden?« Ihre Empörung war nur gespielt, und die Falte auf ihrer Stirn glättete sich.
    »Nun ja, dass Ihr hübsch seid, ist sofort ersichtlich. Aber ich mag Frauen, die sich durchzusetzen wissen.«
    Sie lachte leise. »So, so.«
    Er räusperte sich. »Natürlich ist es nicht nur das. In den darauffolgenden Tagen durfte ich Euer einnehmendes, freundliches Wesen näher kennenlernen. Ihr zeigtet Euch nicht erschreckt oder gar abgestoßen, als Ihr die Wahrheit über mich erfuhrt. Und Ihr habt mir in den letzten Tagen sehr geholfen.«
    Sie senkte den Blick. »Das war doch selbstverständlich.«
    »Nein, das war es nicht. Das war Eure ganz eigene Art der Hilfsbereitschaft. Getragen durch all das, was Euch neben Eurem Liebreiz, Eurer Anmut und Eurem Durchsetzungsvermögen auszeichnet. Und es bestätigte das Gefühl, das mich von Anfang an durchströmte, als ich Euch das erste Mal begegnete.«
    Er holte nochmals tief Luft.
    »Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich es wagen darf, Euch tatsächlich zu fragen. Nicht etwa deshalb, weil eine Fehde zwischen unseren Familien herrscht. Fehden können beendet werden. Sondern weil ein Makel auf mir liegt. Ich bin mir niemals sicher, ob mich die Dunkelheit oder das lodernde Feuer zu völlig unpassender Zeit überkommt. Aber dennoch muss ich Euch fragen, Sibylla. Weil ich noch nie für eine Frau so empfunden habe wie für Euch.«
    Wieder hielt er einen Augenblick lang inne, um dann feierlich fortzufahren. »Würdet Ihr mir erlauben, Euren Vater um Eure Hand zu bitten, sobald diese Fehde vorüber ist? Auch auf die Gefahr hin, dass er mich im Burggraben ertränken will oder zur Abwechslung meiner Familie die Fehde erklärt?«
    Schweigen. Immerhin keine Falte zwischen den Brauen. Nur ein prüfender Blick.
    »Wie bist du, wenn das Feuer dich verbrennt?«, fragte sie schließlich.
    Erfreut nahm er den Wechsel vom steifen Ihr zum vertrauten Du wahr.
    »Überheblich, vorlaut … und ich sage jedem, was ich denke, ob er’s hören will oder nicht. Das hat mir in der Vergangenheit schon ein Duell eingetragen. Der einzige Vorteil liegt darin, dass ich in solchen Zeiten im Duell kaum zu besiegen bin. Insofern kann ich mir die lose Zunge erlauben.«
    »Letztendlich ähnlich

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