Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
deine Mutter, und das wissen wir beide.« Sie deutete auf den Stuhl, von dem ich gerade aufgestanden war, und kam zum Tisch. »S etz dich. Nimm Platz.«
»D anke«, murmelte ich und setzte mich. Sie ließ sich auf der anderen Seite des Tisches nieder und lehnte sich weit zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit, die sie sich nicht einfangen wollte.
»D arum geht es doch, richtig?« Sie wedelte mit den Händen und legte sie dann auf den Tisch. Ihre Nägel waren lang, perfekt und frisch mit transparentem Nagellack lackiert. »D u hast es endlich herausgefunden. Oder wusstest du es schon immer? Das war mir nie klar.«
»I ch wusste es nicht«, sagte ich leise. »U nd ich weiß es noch immer nicht.«
»S chau dich doch an. Du bist nicht meine Tochter.« Meine Mutter schaute mich verächtlich an und schnalzte mit der Zunge. »D u hast keine Ahnung, wie man sich anzieht, wie man geht oder wie man spricht. Du verstümmelst deine Fingernägel.« Sie deutete mit ihrem manikürten Finger auf meine abgekauten Nägel. »U nd diese Haare!«
»D ein Haar sieht auch nicht besser aus«, gab ich zurück. Meine dunklen Locken waren wie immer zu einem Knoten zusammengefasst, aber wenigstens hatte ich mir heute Morgen beim Frisieren Mühe gegeben. Ich fand mein Haar heute eigentlich ganz schön, aber offenbar lag ich da falsch.
»N un…« Sie lächelte freudlos. »M eine Ressourcen sind begrenzt.« Einen Moment lang wandte sie den Blick ab, dann sah sie mich wieder an. Ihr kalter Blick durchbohrte mich. »U nd was ist deine Entschuldigung? Du hast sicherlich alle Stylingprodukte der Welt im Bad stehen. Matthew und Maggie verwöhnen dich wahrscheinlich nach Strich und Faden.«
»I ch komme zurecht«, gab ich widerwillig zu. Ihrer Meinung nach sollte ich mich wohl dafür schämen, dass es mir materiell gut ging. Dabei hatte ich meine Sachen schließlich nicht gestohlen. Na ja, in ihrem Kopf natürlich schon.
»W er hat dich hergefahren?« Die Frage war ihr offensichtlich gerade erst eingefallen, und sie sah sich um, als erwarte sie, Matt oder Maggie in einer Zimmerecke zu sehen.
»M att«, antwortete ich.
»M atthew?« Sie wirkte aufrichtig geschockt. »D as würde er niemals gutheißen. Er kommt nicht einmal …« Trauer huschte über ihr Gesicht und sie schüttelte den Kopf. »E r hat nie verstanden, dass ich es getan habe, um ihn zu beschützen. Ich wollte verhindern, dass du deine Klauen in ihn schlägst.« Sie berührte ihr Haar und Tränen stiegen ihr in die Augen. Aber sie blinzelte heftig und setzte wieder ihre steinerne Miene auf.
»E r will mich eben beschützen«, informierte ich sie, eigentlich nur, weil ich wusste, dass sie das verletzen würde. Leider wirkte sie nicht verletzt, sondern nickte nur verständnisvoll.
»M atthew ist zwar sehr klug und reif, aber manchmal unglaublich naiv. Für ihn warst du wie ein ausgesetzter, kranker Welpe, um den er sich kümmern musste.« Sie schob sich eine spröde Haarsträhne aus der Stirn und starrte auf einen Fleck auf dem Boden. »E r liebt dich, weil er ein guter Mann ist, genau wie sein Vater. Das war schon immer sein Schwachpunkt.« Dann sah sie hoffnungsvoll auf. »W ird er mich heute auch besuchen?«
»N ein.« Sie tat mir beinahe leid, als ich das sagte, aber dann lächelte sie mir bitter zu, und ich erinnerte mich daran, warum sie hier war.
»D u hast ihn gegen mich aufgehetzt. Ich hab’s geahnt. Aber… das macht die Sache auch nicht einfacher, stimmt’s?«, sagte sie mit einem gleichgültigen Achselzucken.
»K eine Ahnung.« Ich beugte mich vor. »H ör mal, M…Kim. Ich bin aus einem bestimmten Grund hier. Ich will wissen, was ich bin.«
»D u bist ein Wechselbalg«, sagte sie nüchtern. »E s überrascht mich, dass du das noch nicht herausgefunden hast.«
Mein Herz rutschte mir in die Kniekehlen, aber ich versuchte, meinen Gesichtsausdruck neutral zu halten, und drückte die Handflächen auf den Tisch, um das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Mein Verdacht hatte sich bestätigt, und vielleicht hatte ich es wirklich schon immer gewusst.
Als Finn mir sagte, was ich war, hatte mir das sofort eingeleuchtet, aber aus irgendeinem Grund wurde es erst wahr, als ich es aus ihrem Mund hörte.
»W arum um alles in der Welt bist du so überzeugt davon?«
»I ch wusste schon in dem Augenblick, als die Ärzte dich mir in die Arme legten, dass du nicht mein Kind bist.« Sie zwirbelte an einer Haarsträhne und schaute an mir vorbei. »M ein Mann hat
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