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Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1

Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1

Titel: Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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ausschließlich auf Arkham Asylum aus den Batman-Comics, also hatte ich immer ein imposantes Backsteingebäude vor Augen gehabt, hinter dem ständig Blitze über den Himmel zuckten.
    Der Himmel war bewölkt und es nieselte, als wir vor der Klinik vorfuhren, aber das war das Einzige, was an die Nervenheilanstalt aus meiner Fantasie erinnerte. Die Klinik, ein weitläufiges Anwesen zwischen Kiefernwäldern und sanften Grashügeln, wirkte nicht wie ein Krankenhaus, sondern wie ein Luxushotel.
    Nachdem meine Mutter versucht hatte, mich zu töten, hielt Matt sie in der Küche fest und jemand rief Polizei und Notarzt an. Sie wurde in einem Streifenwagen fortgebracht und schrie immer noch, ich sei ein Monster. Mich brachte ein Krankenwagen fort.
    Meine Mutter wurde des versuchten Mordes angeklagt, aber sie plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit und der Fall gelangte nie vor Gericht. Die damalige Diagnose lautete: latente postnatale Depression und eine temporäre Psychose durch den Tod meines Vaters.
    Alle erwarteten, dass sie nach einer Therapie und mit den richtigen Medikamenten schon bald wieder zu Hause sein würde.
    Elf Jahre später spricht mein Bruder gerade mit dem Sicherheitsbeamten und bittet darum, meine Mutter zu besuchen. Soweit ich weiß, hat sie nie irgendwelche Reue für ihren Anschlag auf mich gezeigt.
    Matt hat sie vor fünf Jahren einmal besucht, und durch ihn erfuhr ich, dass sie ihrer Meinung nach nichts Falsches getan hatte. Matt sprach es zwar nicht aus, aber seinem Bericht nach bekam ich den Eindruck, dass sie es wieder tun würde, falls sie jemals die Gelegenheit dazu bekäme.
    Als wir endlich drinnen waren, lösten wir mittelgroße Hektik aus. Eine Krankenschwester musste erst einen Psychiater anrufen, um herauszufinden, ob wir unsere Mutter überhaupt besuchen durften. Matt tigerte ängstlich um mich herum und murmelte, hier seien wohl alle verrückt.
    Wir warteten in einem kleinen Zimmer mit Plastikstühlen und Zeitschriften. Nach einer Dreiviertelstunde kam der Psychiater, um mich kennenzulernen. In unserem kurzen Gespräch sagte ich ihm, ich wolle mich nur kurz mit ihr unterhalten. Er hielt die Idee sogar ohne Einsatz meiner Überzeugungskraft für gut und sagte, ein solches Gespräch werde mir sicherlich helfen, einen Schlussstrich zu ziehen.
    Matt wollte mich zu unserer Mutter begleiten, weil er Angst hatte, sie könne mir irgendetwas antun, aber der Arzt versicherte ihm, es seien Wärter anwesend und sie neige nicht zu Gewalt. Endlich gab Matt zu meiner Erleichterung nach, denn ich hätte ihn beinahe noch einmal beeinflusst.
    Er durfte nicht dabei sein, wenn ich mit ihr sprach. Ich wollte ein ehrliches Gespräch mit ihr führen.
    Eine Schwester führte mich zu einem Aufenthaltsraum, in dem eine Couch, ein paar Sessel und kleine Tische standen, auf denen alte Spiele und Puzzles lagen. An den Fenstern standen Grünpflanzen, aber sonst war der Raum steril und leblos.
    Die Schwester sagte mir, meine Mutter werde gleich hier sein, also setzte ich mich an einen Tisch und wartete.
    Ein sehr großer, sehr kräftig aussehender Pfleger begleitete sie ins Zimmer. Ich stand auf, als sie hereinkam, eine respektvolle Geste, die bei ihr völlig fehl am Platz war. Sie war älter, als ich sie mir vorgestellt hatte. In meinem Kopf sah sie immer noch so aus wie vor elf Jahren, aber sie musste inzwischen Mitte vierzig sein.
    Ihr blondes Haar war durch jahrelange Vernachlässigung stumpf und spröde geworden, und sie hatte es am Hinterkopf zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie war noch so dünn wie früher, auf elegante, fast magersüchtige Art. Ein riesiger, abgewetzter blauer Bademantel hing an ihr herunter. Ihre Hände verschwanden in den überlangen Ärmeln.
    Ihre Haut war porzellanweiß und selbst ohne Make-up war sie wunderschön. Außerdem wirkte sie majestätisch. Man sah auf den ersten Blick, dass sie reich und mächtig gewesen war, die Königin ihrer Schule, ihres Freundeskreises und sogar ihrer Familie.
    »M an hat mir gesagt, du seiest hier, aber ich habe es nicht geglaubt.« Meine Mutter grinste mich schief an.
    Sie stand ein paar Schritte von mir entfernt, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie sah mich an, wie manche Menschen ein besonders ekelhaftes Insekt betrachten, bevor sie es mit ihrem Schuh zerquetschen.
    »H allo, Mom«, sagte ich schwach. Etwas anderes fiel mir nicht ein.
    »K im«, korrigierte sie mich kalt. »M ein Name ist Kim. Lassen wir das Theater. Ich bin nicht

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