Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
mich doch niemals in dein Zimmer gelassen.« Finn hatte vermutlich recht. Seit dem Ball verabscheute Matt Finn aus tiefstem Herzen.
»D ieser Typ ist mein Bruder, und er heißt Matt.« Ich verspürte den ungeheuren Drang, ihn zu beschützen, vor allem deshalb, weil er nach dem Besuch bei Kim so toll reagiert hatte.
»E r ist nicht dein Bruder. Du musst aufhören, so über ihn zu denken.« Finn schaute sich geringschätzig in meinem Zimmer um. »G eht es um ihn? Willst du deshalb nicht mit mir fortgehen?«
»D u würdest meine Gründe niemals verstehen.« Ich setzte mich auf mein Bett und versuchte, dadurch zu zeigen, dass ich mich an diesen Ort gebunden fühlte.
»W as ist heute Abend passiert?«, fragte Finn und ignorierte meine Trotzhaltung.
»W arum bist du dir so sicher, dass etwas passiert ist?«
»D u warst nicht da«, sagte er. Offenbar hatte er keine Angst, ich könne es unheimlich finden, dass er über mich so gut Bescheid wusste.
»I ch war bei meiner Mutter. Äh… bei der Frau, die ich für meine Mutter gehalten habe.« Ich schüttelte den Kopf. Wie furchtbar das alles klang. Ich überlegte kurz, ob ich ihn anlügen sollte, aber er wusste ohnehin schon mehr über mich als irgendjemand sonst. »W ie nennt man diese Frauen? Gibt es eine besondere Bezeichnung für sie?«
»N ormalerweise reicht der Name«, erwiderte Finn, und ich kam mir vor wie ein Idiot.
»O h. Natürlich.« Ich holte tief Luft. »I ch war also bei Kim.« Ich schaute zu ihm auf. »W eißt du Bescheid über sie? Ich meine… was weißt du eigentlich über mich?«
»E hrlich gesagt, nicht viel.« Finn schien sich über seine Unwissenheit zu ärgern. »E s war sehr schwierig, etwas über dich zu erfahren. Das war ziemlich unangenehm für mich.«
»D u weißt also nicht…« Ich verstummte und merkte zu meinem Entsetzen, dass mir die Tränen kamen. »S ie wusste immer, dass ich nicht ihre Tochter war. Als ich sechs war, wollte sie mich umbringen. Sie sagte immer, ich sei ein Monster. Und irgendwie habe ich ihr immer geglaubt.«
»D u bist absolut nicht böse«, beteuerte Finn ernst, und ich lächelte ihm mühsam zu und drängte die Tränen zurück. »D u darfst auf keinen Fall hierbleiben, Wendy.«
»E s ist jetzt anders.« Ich schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. »S ie lebt nicht mehr bei uns, und mein Bruder und meine Tante lieben mich über alles. Ich kann sie nicht einfach so verlassen. Das will ich einfach nicht.«
Finn schaute mich an, als versuche er zu entscheiden, ob ich das ernst meinte. Ich hasste es, dass er so attraktiv war und dass er solche Macht über mich hatte. Mein Leben lag in Trümmern und er musste mich nur ansehen, um mein Herz zum Rasen zu bringen.
»I st dir klar, was du da aufgibst?«, fragte Finn leise. »D as Leben bei uns kann dir so vieles bieten. Viel mehr, als sie dir jemals geben können. Wenn Matt wüsste, was dich erwartet, würde er dich selbst fortschicken.«
»R ichtig. Das würde er tun, wenn er der Meinung wäre, es sei das Beste für mich«, gab ich zu. »U nd deshalb muss ich bleiben.«
»I ch will auch nur dein Bestes. Deshalb habe ich dich gesucht und deshalb will ich dich mit nach Hause nehmen«, sagte Finn mit einer Zuneigung, die mir unter die Haut ging. »G laubst du wirklich, ich würde dich nach Hause holen wollen, wenn das zu deinem Nachteil wäre?«
»I ch glaube nicht, dass du weißt, was das Beste für mich ist«, sagte ich so gelassen wie möglich.
Er hatte mich durch seine Zuneigungsbezeugung aus der Fassung gebracht. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass das zu seinem Job gehörte. Er musste sicherstellen, dass es mir gut ging, und mich davon überzeugen, nach Hause zu gehen. Das bedeutete nicht, dass ihm wirklich etwas an mir lag.
»B ist du sicher, dass du wirklich hierbleiben willst?«, fragte Finn sanft.
»A uf jeden Fall.« Aber ich klang überzeugter, als ich war.
»I ch würde gerne sagen, dass ich das verstehe, aber das tue ich nicht.« Er seufzte resigniert. »I ch bin ziemlich enttäuscht.«
»T ut mir leid«, sagte ich geknickt.
»D as muss es nicht.« Er fuhr sich durch sein schwarzes Haar und schaute mich wieder an. »I ch komme nicht mehr in die Schule. Das ist jetzt nicht mehr nötig, und ich will dich beim Lernen nicht stören. Du solltest wenigstens eine Ausbildung bekommen.«
»W as? Brauchst du denn keine?« Mein Herz sank, als mir klar wurde, dass ich Finn gerade möglicherweise zum letzten Mal sah.
»W endy!« Finn lachte
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