Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
schützen. Dies betrachten wir als unsere Lebensaufgabe. Förening existiert nur, um die Traditionen der Tryll zu bewahren und zu stärken.
Der zweite Unterschied ist die Art, wie wir diesen Lebensstil finanzieren, obwohl die sich nicht sehr von der menschlichen Art unterscheidet.« Sie blickte nachdenklich aus dem Fenster. »M enschliche Kinder besuchen Schulen, aber die bereiten sie auf ein Leben in Sklaverei vor. So etwas wollen wir nicht. Wir streben ein Leben in vollkommener Freiheit an. Deshalb haben wir Changelings.
Diese Tradition reicht schon Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Jahren zurück.« Elora sah mich mit feierlichem Ernst an, und ich versuchte, die Übelkeit zu unterdrücken, die in mir aufstieg. »F rüher lebten wir im Wald und unsere Gesellschaft war… weniger industrialisiert als heute. Unsere Kinder litten oft an Hunger und Krankheiten, und wir hatten kein angemessenes Ausbildungssystem. Also brachten wir unsere Kinder in menschlichen Familien unter, wo sie die Vorzüge genießen konnten, die damals nur eine menschliche Kindheit bot. Wenn sie alt genug waren, holten wir sie wieder zu uns.
Die Tradition entwickelte sich weiter, weil auch wir uns weiterentwickelten. Die Changelings waren gesünder, gebildeter und reicher als die Tryll-Kinder, die bei ihren Eltern aufgewachsen waren«, erklärte Elora. »U nd schließlich wurden all unsere Kinder Changelings. Inzwischen könnten wir unseren Kindern leicht dieselben Vorteile bieten, die eine menschliche Familie ihnen geben kann, aber warum? Um diesen Level zu halten, müssten wir unsere Siedlungen verlassen und unser Leben damit verbringen, einer niedrigen Beschäftigung nachzugehen. Das ist inakzeptabel.
Wir bringen unsere Kinder nur bei kultivierten, reichen Familien unter. Die Changelings genießen die bestmögliche Erziehung und Ausbildung und kehren dann mit einem Erbe aus ihren Gastfamilien zurück, das unsere Gesellschaft finanziell absichert. Das Geld, das deine Gastfamilie dir hinterlässt, wird für den Rest deines Lebens deine materiellen Bedürfnisse decken.«
»E ntschuldigung. Ich weiß, ich soll dich nicht unterbrechen, aber…« Ich leckte mir über die Lippen und schüttelte den Kopf. »I ch will nur ein paar Dinge klarstellen.«
»A ber selbstverständlich«, sagte Elora, aber aus ihrer Stimme tropfte Gift.
»A ls ich ein Baby war, hast du mich Fremden überlassen, damit ich eine gute Ausbildung, eine glückliche Kindheit und eine finanzielle Absicherung bekomme, richtig?«
»R ichtig.« Elora hob die Augenbraue. Würde ich es etwa wagen, ihre Entscheidung infrage zu stellen?
Ich hätte so gerne losgebrüllt, dass ich zitterte. Aber ich hatte immer noch Angst vor ihr. Sie wirkte, als könne sie mich mit einem bloßen Gedanken auseinanderbrechen, also drehte ich nur an meinem Daumenring und nickte.
Elora hatte mich bei einer Wahnsinnigen abgeladen, die mich umbringen wollte. Und das nur, weil sie Geld brauchte und keine Lust hatte, arbeiten zu gehen.
»S oll ich fortfahren?«, fragte Elora und gab sich nicht die Mühe, die Herablassung in ihrer Stimme zu verbergen. Ich nickte schwach. »J etzt habe ich den Faden verloren.« Sie wedelte irritiert mit der Hand. »F alls du noch andere Fragen hast, stell sie am besten jetzt.«
»W er sind die Vittra?«, fragte ich, in dem Versuch, mich von meiner Wut auf sie abzulenken. »I ch verstehe nicht, warum sie mich entführen wollten.«
»I n Förening leben nur Tryll.« Elora machte eine Geste, die die gesamte Stadt umfasste. »D er Name ist eine Art Stammesbezeichnung. Wir sind Trolle, und wir werden immer weniger. Früher gab es Unzählige von uns, aber inzwischen leben auf dem gesamten Planeten weniger als eine Million Trolle.
Wir sind einer der größten übrig gebliebenen Stämme, aber nicht der einzige«, fuhr Elora fort. »D ie Vittra sind ein feindlicher Stamm, und sie versuchen ständig, unsere Population zu verringern. Entweder versuchen sie, Tryll bei sich einzugliedern, oder sie bringen sie einfach um.«
»D ie Vittra wollten also, dass ich bei ihnen lebe?« Ich rümpfte die Nase. »A ber warum denn? Was sollte ihnen das denn bringen?«
»I ch bin die Königin.« Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause. »D u bist die Prinzessin. Mein einziges Kind, die Thronerbin.«
»W as?« Mein Kiefer klappte herunter.
»D u bist die Prinzessin«, erklärte Elora mit herablassendem Lächeln. »E ines Tages wirst du Königin sein, und es bedeutet eine große
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