Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
nicht für das teure Zeug zu interessieren, das überall herumlag, also glaubte ich ihm sofort. »W illa hat die Klamotten ausgesucht, schätze ich. Du wirst sie später kennenlernen.«
»R hys ist also nicht mein Bruder?«, fragte ich wieder. Ich konnte mir nicht erklären, wie er ins Bild passte. Wir hatten uns nur kurz gesehen, aber er hatte so nett und normal gewirkt.
»N ein. Er ist ein Mänsklig«, antwortete Finn, als wäre das eine ausreichende Erklärung.
»W as bedeutet das?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn.
»D as bedeutet, dass er nicht dein Bruder ist«, antwortete Finn schnell und machte einen Schritt in Richtung Tür. »B rauchst du noch was oder kann ich gehen?«
Er wollte schon gehen. Enttäuscht sah ich ihn an. Ich fühlte mich einsam und verwirrt, aber mir fiel kein Vorwand ein, um ihn hier festzuhalten. Die Arme immer noch fest um mich geschlungen, schüttelte ich den Kopf und setzte mich aufs Bett. Statt zu gehen, blieb Finn stehen und schaute mich an.
»K ommst du denn einigermaßen zurecht?«, fragte er sehr ernst.
»I ch weiß es nicht«, gestand ich. »S o etwas hatte ich nicht erwartet.« Alles war gleichzeitig viel großartiger und viel schrecklicher als meine Vorstellungen. »I ch fühle mich… wie in Plötzlich Prinzessin. Nur dass Julie Andrews keine Diebin war.«
»H m«, murmelte Finn verständnisvoll und kam zu mir. Er setzte sich neben mich aufs Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. »I ch weiß, dass diese Art zu leben nicht jedermanns Sache ist.«
»D as sind Gauner, Finn.« Ich schluckte mühsam. »S onst nichts. Ich bin für Elora nur ein Mittel, um reichen Leuten Geld abzuluchsen. Aber der Witz geht auf ihre Kosten. Meine Familie ist nicht so reich.«
»I ch kann dir versichern, dass du ihr viel mehr bedeutest als das. Elora ist eine komplizierte Frau, der es nicht leichtfällt, Emotionen zu zeigen. Aber sie ist anständig. Dies ist dein Zuhause, ob du nun Geld hast oder nicht.«
»W eißt du denn, wie viel Geld die Everlys haben?«, fragte ich.
»J a«, sagte Finn widerstrebend. »E lora hat mir aufgetragen, ihre finanzielle Lage zu überprüfen, als ich nach dir suchte.«
»W ie viel?«, fragte ich.
»W illst du wissen, wie viel du erben wirst oder wie viel dein Bruder und deine Tante besitzen?« Finns Miene war ausdruckslos. »R einvermögen? Flüssiges Kapital? Inklusive Grundbesitz, wie das Haus in den Hamptons, das euch immer noch gehört? In Dollar?«
»I st mir egal«, sagte ich kopfschüttelnd. »I ch wollte nur… Elora war überzeugt davon, dass wir in Geld schwimmen, und ich wollte nur wissen, ob es stimmt. Ich wusste bis heute noch nicht mal, dass ich etwas erben werde.«
»E s stimmt. Ihr habt wirklich eine Menge Geld«, sagte Finn. »S ogar mehr, als Elora ursprünglich vermutet hatte.« Ich nickte und schaute auf meine Füße. »I hr habt weit unter euren Möglichkeiten gelebt.«
»M aggie fand wahrscheinlich, das sei besser für mich, und Matt und mir war Geld immer ziemlich egal.« Ich starrte weiterhin auf meine Füße, aber schließlich sah ich Finn an. »S ie würden alles für mich tun. Ich könnte das ganze Geld bekommen, wenn ich sie darum bitten würde. Aber ich werde niemals Geld von ihnen nehmen, nicht für mich und ganz bestimmt nicht für Elora. Sag ihr das, wenn du wieder unten bist.«
Ich hatte irgendeine Form von Protest erwartet, aber Finn überraschte mich. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und er wirkte beinahe stolz auf mich.
»D as werde ich«, versprach er in amüsiertem Tonfall. »A ber jetzt solltest du wirklich duschen. Danach wirst du dich besser fühlen.«
Finn half mir dabei, mich in meinem Zimmer zurechtzufinden. Mein Schrank war riesig und voller Klamotten, aber er wusste genau, wo meine Schlafanzüge lagen. Er brachte mir bei, wie man die Rollläden schloss, die per Fernbedienung gesteuert wurden, und wie man die extrem komplizierte Dusche bediente.
Als er gegangen war, setzte ich mich auf den Rand der Badewanne und versuchte, mich von all den Neuigkeiten nicht überwältigen zu lassen. Allmählich glaubte ich, dass Matt und Maggie die Einzigen gewesen waren, die mich um meiner selbst willen geliebt hatten, und jetzt sollte ich diese Menschen bestehlen? Es war zwar nicht eigentlich Diebstahl, denn ich wusste, dass sie mir gerne alles geben würden, worum ich sie bat. Aber das machte das Ganze irgendwie nur noch schlimmer.
9
Heimweh
A ls ich in einen flauschigen Bademantel gehüllt
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