Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
trotzdem ausgesetzt? Es war dir also völlig egal, was aus mir werden würde!«
»S ei nicht so dramatisch.« Elora verdrehte die Augen. »S o leben wir nun mal. Es ist ein sehr kleines Risiko, und es passiert fast nie. Du hast es ja überlebt. Alles gut gegangen.«
»A lles gut gegangen?« Ich zog mein Oberteil hoch und zeigte ihr die Narbe, die sich über meinen Bauch zog. »I ch war sechs Jahre alt und musste mit sechzig Stichen genäht werden. Das nennst du alles gut gegangen?«
»D u verhältst dich abstoßend.« Elora stand auf und wendete sich von mir ab. »S o darf sich eine Prinzessin nicht benehmen.«
Ich wollte protestieren, aber es hatte mir die Sprache verschlagen. Ihre kaltherzige Reaktion brachte mich vollkommen aus dem Gleichgewicht. Ich zog mein Oberteil wieder über meinen Bauch, und Elora glitt zum Fenster. Sie faltete die Hände und starrte nach draußen. Kein Wort verließ ihre Lippen, aber nach ein paar Sekunden erschien Finn im Türrahmen.
»B raucht Ihr etwas, Elora?« Finn machte hinter ihrem Rücken eine kleine Verbeugung, aber sie sah ihn wahrscheinlich auch, ohne die Augen auf ihn zu richten.
»W endy ist müde. Zeig der Prinzessin ihr Zimmer«, befahl Elora ausdruckslos. »S org dafür, dass sie alles bekommt, was sie braucht.«
»N atürlich.« Finn sah mich an. Seine dunklen Augen trösteten mich, und obwohl ich wusste, dass er nur seinen Job machte, war ich froh darüber, dass er hier war.
Er drehte sich um und ich folgte ihm schnell. Im Laufen schlang ich die Arme eng um mich und versuchte, mich zu beruhigen. Ich war total aufgewühlt, und ich verstand immer noch nicht, wie ich in dieses Bild passen sollte.
Aber in einer Hinsicht hatte Elora recht. Ich sollte wahrscheinlich wirklich dringend duschen, und vielleicht würde nach einer Runde Schlaf alles viel besser aussehen. Aber das bezweifelte ich.
Finn führte mich eine geschwungene Freitreppe hinauf und einen weiteren prächtigen Flur entlang. Am Ende des Gangs öffnete er eine schwere Holztür und enthüllte ein Zimmer, das offenbar für mich bestimmt war. Es war riesig, und die gewölbte Decke und die verglaste Außenwand ließen es noch größer erscheinen.
Ein mächtiges Himmelbett stand in der Mitte des Raumes, umgeben von brandneuen, supermodernen Möbeln. Ich sah einen Laptop, einen Flachbildschirmfernseher, Spielkonsolen und einen iPod. Allen Schnickschnack, den sich ein junges Mädchen nur wünschen konnte. Finn öffnete die Tür des Wandschranks, der bereits prall gefüllt war. Dann öffnete er eine zweite Tür, knipste das Licht an und enthüllte mein privates Badezimmer, das mehr wie ein luxuriöses Spa wirkte.
»W arum kennst du dich im Palast so gut aus?«, fragte ich. Er schien sich hier wie zu Hause zu fühlen, und es beruhigte mich, ihn an meiner Seite zu haben.
»I ch wohne hin und wieder hier«, erwiderte Finn lässig.
»W as? Wieso?« Ich wurde plötzlich schrecklich eifersüchtig. Hatte er womöglich eine Art perverse Affäre mit Elora? Er verehrte sie offensichtlich, und zwar mehr, als mir gefiel.
»Z ur Sicherheit. Deine Mutter ist eine sehr mächtige Frau, aber allmächtig ist sie nicht«, sagte Finn ausweichend. »W eil ich ein Tracker bin, spüre ich ihre Stimmungen. Wenn sie in Gefahr gerät, kann ich ihr schnell helfen.«
»U nd ist sie in Gefahr?« Im Moment hätte es mir zwar nicht viel ausgemacht, wenn sie von einer Räuberbande verschleppt worden wäre, aber falls dieses »S chloss« regelmäßig überfallen wurde, wollte ich darauf vorbereitet sein.
»I ch werde dir dabei helfen, dich hier einzugewöhnen. Unser System ist nicht perfekt, das ist hier allen klar. Rhys’ Zimmer ist gleich nebenan. Ich wohne bei Elora im anderen Hausflügel.« Es war mir nicht entgangen, dass Finn meine Frage komplett ignoriert hatte, aber da es ein langer Tag gewesen war, ließ ich es ihm durchgehen.
Die Vorstellung, dass er ganz in der Nähe war, heiterte mich definitiv auf. Mit dieser Frau allein zu bleiben, hätte ich wahrscheinlich nicht ausgehalten. Sie war zwar wunderschön und mächtig, verströmte aber keine Spur von Wärme.
Mir wurde erst jetzt bewusst, wie sehr mich das enttäuschte. Nach all den Jahren, die ich damit verbracht hatte, Maggie und sogar Matt auf Distanz zu halten, überraschte es mich, wie sehr ich mich nach simpler menschlicher Wärme sehnte.
»H ast du das Zimmer eingerichtet?«, fragte ich und deutete auf mein Hightech-Paradies.
»N ein, das war Rhys.« Finn schien sich
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