Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
und sein Tonfall klang leicht angeekelt.
Sein Haar war noch feucht vom Duschen, und er roch wie Gras nach einem Regenschauer. Nein, noch besser. Er ging an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen, und blieb bei dem Wok stehen, in den Rhys alles Gemüse geworfen hatte.
»P fannengerührtes!«, verkündete Rhys.
»E cht?« Finn beugte sich vor und linste über Rhys’ Schulter auf den Inhalt des Wok. Rhys rückte ein bisschen zur Seite, damit Finn in die Pfanne greifen und sich ein Stück Gemüse nehmen konnte. Er roch daran und steckte es dann in den Mund. »G ar nicht so scheußlich.«
»B eruhige dich, mein Herz!« Rhys legte sich die Hand mit gespieltem Erstaunen auf die Brust. »M ein Essen schmeichelt dem Gaumen des schärfsten Kritikers im ganzen Land?«
»N ein. Ich habe nur gesagt, dass es nicht scheußlich ist.« Finn schüttelte den Kopf über Rhys’ Überschwänglichkeit und holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. »U nd ich bin sicher, dass Elora noch viel kritischer ist als ich.«
»D as kann gut sein, aber sie hat mich noch nie für sich kochen lassen«, gestand Rhys und rüttelte den Wok, um das Gemüse zu mischen.
»S ei vorsichtig, wenn du sein Essen isst«, riet Finn mir und sah mich zum ersten Mal an. »E inmal hat er mich vergiftet.«
»V on einer Orange bekommt man keine Lebensmittelvergiftung!«, protestierte Rhys und schaute Finn gekränkt an. »D as ist unmöglich! Und außerdem habe ich dir die Orange nur gegeben! Wie hätte ich sie denn dabei kontaminieren sollen?«
»K eine Ahnung«, sagte Finn achselzuckend. Er unterdrückte ein Lächeln, und ich merkte, dass es ihm Spaß machte, Rhys aufzuziehen.
»D u hast den Teil, den ich berührt habe, doch gar nicht gegessen. Du hast die Orange geschält und die Schale weggeworfen!« Rhys klang beinahe verzweifelt. Er achtete nicht auf den Wok, während er versuchte, uns von seiner Unschuld zu überzeugen, und aus der Pfanne züngelte eine Flamme auf.
»D ein Essen brennt.« Finn nickte in Richtung des Herds.
»V erdammt!« Rhys goss schnell ein Glas Wasser in den Wok, und ich fragte mich allmählich, ob das Gemüse wirklich noch schmecken würde, wenn er damit fertig war.
»S iehst du?«
»W enn Tryll grundsätzlich beim Essen wählerisch sind, warum gilt das dann nicht für Rhys?«, fragte ich. »L iegt es daran, dass er ein Mänks ist?«
Abrupt verwandelte sich Finns Gesicht in eine steinerne Maske. »W o hast du dieses Wort gehört? Von Elora?«
»N ein, von Rhys«, sagte ich. Rhys werkelte immer noch am Herd, aber seine Haltung hatte sich geändert. Er wirkte irgendwie schuldbewusst. »U nd ich wäre sehr dankbar, wenn mir einer mal erklären könnte, was es bedeutet. Warum macht ihr so ein Geheimnis daraus?«
Rhys drehte sich mit nervöser Miene um und wechselte einen Blick mit Finn, den ich nicht deuten konnte.
»E lora wird dir alles erklären«, sagte Finn. »W ir sollten ihr nicht vorgreifen.«
Rhys drehte sich wieder zum Herd. Finns eisiger Tonfall war ihm nicht entgangen.
Anschließend verließ Finn die Küche.
»D as war schräg«, sagte ich halblaut.
Als Rhys fertig war, zog er zwei Hocker an die Kochinsel.
Glücklicherweise hatte sich die Atmosphäre wieder entspannt.
»U nd? Was hältst du davon?« Rhys deutete auf die Portion, mit der ich gerade kämpfte.
»N icht schlecht«, log ich. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben und in seinen blauen Augen leuchtete der Stolz auf sein Werk, also wollte ich ihn nicht enttäuschen. Ich nahm einen Bissen und lächelte.
»G ut. Es ist echt schwer, für euch zu kochen.« Rhys schob sich eine volle Gabel in den Mund, sein blondes Haar fiel ihm ins Gesicht und er strich es zur Seite.
»D u… kennst Finn ziemlich gut, was?«, fragte ich vorsichtig und spießte mit der Gabel einen Pilz auf.
Ihr Geplänkel hatte mich neugierig gemacht. Vor dem seltsamen Moment eben hatte es so ausgesehen, als möge Finn Rhys wirklich, obwohl er nicht viel von seinen Kochkünsten hielt. Ich hatte noch nie erlebt, dass Finn jemanden mochte. Elora respektierte er zumindest und gehorchte ihren Befehlen, aber was er für sie empfand, wusste ich nicht.
»D enke schon«, sagte Rhys achselzuckend, als habe er noch nie darüber nachgedacht. »E r ist eben oft hier.«
»W ie oft denn?«, fragte ich, so gleichgültig ich konnte.
»K eine Ahnung.« Er aß einen Bissen und dachte nach. »S chwer zu sagen. Klapperstörche sind Zugvögel.«
»W ie bitte?«
»S orry. Ich meine
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