Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
kühl an, und jetzt fiel mir auf, dass es im gesamten Haus weder Teppiche noch Läufer gab.
Ich hatte das Gefühl von Teppichen unter meinen Sohlen noch nie gemocht, eigentlich mochte ich gar keinen Stoff an den Füßen. Und in meinem riesigen, vollgestopften Schrank hatte ich kein einziges Paar Schuhe gesehen. Barfuß laufen war offenbar ein Tryll-Ding, und der Gedanke tröstete mich irgendwie. Wenigstens in dieser Hinsicht gehörte ich dazu.
Ich lief durch das Wohnzimmer. In eine halbhohe Mauer, die den Wohn- vom eleganten Essbereich trennte, war ein offener Kamin eingelassen. Die Möbel waren aus Holz, handgearbeitet und weiß gepolstert. Hier bestand der Boden aus glattem, honigfarbenem Holz, und es herrschten Erdfarben vor. Alle Möbel waren zur Glaswand hin ausgerichtet und zwangen den Besucher geradezu, die Aussicht zu bewundern.
»G anz nett, oder?«, fragte Rhys, und ich wirbelte herum. Er stand lächelnd hinter mir.
»O ja.« Ich schaute mich bewundernd im Zimmer um. »E lora hat definitiv einen guten Geschmack.«
»J a«, sagte Rhys achselzuckend. »D u musst Hunger haben. Gehen wir in die Küche, dann zaubere ich dir etwas.« Er ging durch das Zimmer und ich folgte ihm. »A ber mein Essen wird dir sicher nicht schmecken. Du isst genauso ekelhaft gesund wie die anderen auch, richtig?«
»K eine Ahnung.« Ich hatte mich noch nie als Gesundheitsfanatikerin gesehen, aber tatsächlich mochte ich hauptsächlich biologisch angebautes, veganes Essen. »I ch mag naturbelassene Dinge.«
Er nickte verständnisvoll und führte mich durch das prächtige Esszimmer in eine gigantische Küche. Zwei Profiherde, zwei riesige Stahlkühlschränke, eine riesige Kochinsel in der Raummitte und mehr Schränke, als ich auf die Schnelle zählen konnte. Rhys ging zu einem Kühlschrank und nahm eine Flasche Sprite und eine Flasche Wasser heraus.
»W asser, richtig?« Ich nahm die Flasche dankend an. »I ch koche nicht besonders gut, aber heute musst du dich mit meinem Essen begnügen. Der Koch hat heute frei.«
»W ie oft kocht er denn für euch?«, fragte ich. Ein solcher Palast funktionierte bestimmt nicht ohne Personal.
»N icht jeden Tag.« Rhys trank einen Schluck Sprite, stellte die Flasche dann auf die Kochinsel, öffnete den zweiten Kühlschrank und stöberte darin herum. »M eist am Wochenende, denn da haben wir fast immer Gäste. Ich habe keine Ahnung, was Elora sonst isst, aber ich versorge mich meistens selbst.«
Ich lehnte mich an die Kochinsel und trank mein Wasser. Diese Küche erinnerte mich an diejenige in unserem Haus in den Hamptons, in der Kim versuchten Tochtermord begangen hatte. Aber die war kleiner gewesen. Wenn Kim nicht eingewiesen worden wäre, hätte ich wahrscheinlich nur in solchen Küchen Wasser getrunken. Ich war mir sicher, dass sie so aufgewachsen war.
Maggie hätte das ebenfalls gefallen. Finn hatte mir gesagt, dass sie und Matt weit unter ihren Verhältnissen lebten. Warum war es ihnen so wichtig gewesen, das Familienvermögen unangetastet zu lassen? Die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab, war, dass sie es für mich auf die hohe Kante gelegt hatten– um sicherzustellen, dass ich mir niemals Geldsorgen zu machen brauchte. Wenn man meine schulische Laufbahn betrachtete, konnte ich ihre Vorsorge durchaus nachvollziehen. Komisch. Das, was Elora ihnen stehlen wollte, hatten sie mir schon längst geschenkt. Sie hatten sich dafür entschieden, dass es wichtiger war, mich abzusichern, als Geld für sich auszugeben. Eine Entscheidung, die meine eigene Mutter niemals getroffen hätte.
»S hiitakepilze magst du, richtig?«, sagte Rhys gerade. Er hatte eine Menge Dinge aus dem Kühlschrank herausgeholt, aber ich war zu sehr in Gedanken versunken gewesen, um sie zu registrieren. Er hielt mir einen Armvoll Gemüse vor die Nase.
»O h ja, ich liebe Pilze.« Ich richtete mich auf und versuchte zu erkennen, was er ausgesucht hatte, und das meiste sah sehr lecker aus.
»P rima.« Rhys grinste und ließ seine Last ins Spülbecken fallen. »I ch mache dir das beste Pfannengerührte, das du je gegessen hast.«
Er begann, Gemüse zu schnippeln, und ich bot ihm meine Hilfe an, aber er bestand darauf, mich zu bekochen. Währenddessen erzählte er mir von dem neuen Motorrad, das er letzte Woche bekommen hatte. Ich versuchte, seinem Redefluss zu folgen, aber eigentlich interessierte mich an Motorrädern nur, dass sie schnell waren. Das mochte ich.
»W as machst du denn da?« Finn kam in die Küche
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