Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
Tracker.« Rhys lächelte verlegen. »D u weißt doch, kleinen Kindern erzählt man, der Klapperstorch habe sie gebracht. Und hier bringen eben Tracker die ›Babys‹. Deshalb nennen wir sie Klapperstörche. Natürlich nur hinter ihrem Rücken.«
»A ch so.« Wie sie wohl Leute wie mich nannten? Aber das würde ich ihn später fragen. »S ie reisen also viel herum?«
»J a. Sie sind lange weg, wenn sie jemanden suchen, und Finn ist ziemlich gefragt, weil er so gut ist«, erklärte Rhys. »W enn sie hier sind, wohnen die meisten bei einer vornehmen Familie. Finn lebt seit fünf Jahren immer mal wieder hier. Wenn er nicht da ist, dann einer seiner Kollegen.«
»A ls eine Art Bodyguard?«
»J a, so ungefähr«, nickte Rhys.
»A ber warum braucht man hier denn Bodyguards?« Ich dachte an das Eisentor und die Wächter, die uns nach Förening gelassen hatten.
In der Eingangshalle hatte ich eine hochmoderne Alarmanlage gesehen. Ziemlich viel Aufwand für eine kleine, zwischen den Klippen verborgene Stadt. Ich fragte mich, ob die Vittra der Grund waren, traute mich aber nicht, es auszusprechen.
»E lora ist die Königin, das gehört zum Protokoll«, antwortete Rhys ausweichend und starrte intensiv auf seinen Teller. Er versuchte, sein Unbehagen zu unterdrücken, bevor es mir auffiel. Dann lächelte er mich an. »U nd wie fühlt man sich als Prinzessin?«
»E hrlich? Nicht so toll, wie ich vermutet hätte«, sagte ich und er lachte herzlich.
Rhys räumte oberflächlich auf, bevor wir die Küche verließen, und er erklärte, morgen werde sich das Dienstmädchen darum kümmern. Er führte mich kurz durch das Haus und zeigte mir die absurd kostbaren Antiquitäten, die von Generation zu Generation weitergegeben worden waren.
Ein Raum war eine Gemäldegalerie für ehemalige Königinnen und Könige. Als ich nach dem Porträt meines Vaters fragte, schüttelte Rhys nur den Kopf und sagte, davon wisse er nichts.
Schließlich trennten sich unsere Wege. Rhys sagte, er müsse noch Hausaufgaben machen und dann ins Bett gehen, denn er habe morgen Schule.
Ich wanderte noch ein bisschen im Haus herum, begegnete aber weder Finn noch Elora. Dann probierte ich alle Geräte in meinem Zimmer aus, aber ich verlor schnell die Lust daran. Unruhig und gelangweilt versuchte ich einzuschlafen, aber ich war hellwach.
Ich hatte schreckliches Heimweh und sehnte mich nach meinem vertrauten, normal großen Zuhause mit all meinen normalen Dingen. Daheim würde Matt jetzt im Wohnzimmer sitzen und im Schein der Stehlampe ein Buch lesen.
Aber jetzt starrte er wahrscheinlich das Telefon an oder er fuhr durch die Gegend und suchte mich. Maggie heulte sich vermutlich die Augen aus, und ich wusste, dass Matt sich daran die Schuld geben würde.
Irgendwo in diesem Haus befand sich meine leibliche Mutter, zumindest vermutete ich das. Sie hatte mich bei einer Familie ausgesetzt, von der sie nur wusste, dass sie reich war. Das Risiko, dass ich getötet werden würde, hatte sie in Kauf genommen. Das passiert manchmal, hatte sie gesagt. Als sie mich nach all den Jahren wiedergesehen hatte, war ihr das nicht einmal eine Umarmung wert gewesen. Sie hatte sich überhaupt nicht gefreut.
In diesem Haus war alles viel zu groß für mich. Alles lag so weit auseinander, dass ich mich in meinem Zimmer wie auf einer einsamen Insel fühlte. Eigentlich hatte ich das immer gewollt. Aber jetzt, da ich wirklich für mich ganz allein war, fühlte ich mich nur einsam und traurig.
Es machte die Sache nicht besser, dass man mir so vieles verschwieg. Auf meine Fragen bekam ich nur ausweichende Antworten, bevor schnell das Thema gewechselt wurde. Für die Thronerbin eines Königreiches befand ich mich ziemlich weit unten auf der Informationsleiter.
10
Das Zweite Gesicht
N ach einer fast schlaflosen Nacht stand ich auf und machte mich für den Tag bereit. Als Erstes wanderte ich durch das Haus, allerdings nicht freiwillig. Ich hatte versucht, zur Küche zu gelangen, war aber irgendwo falsch abgebogen. Rhys hatte mir am Vorabend zwar den Grundriss des Palasts erklärt, aber offenbar hatte das nicht ausgereicht. Der Palast bestand aus zwei mächtigen Flügeln, die in die grandiose Eingangshalle mündeten. Regierungsangelegenheiten und offizielle Empfänge wurden im Südflügel abgehalten, in dem Konferenzsäle, ein Ballsaal, ein riesiger Esssaal, Büros, der Thronsaal, Personalunterkünfte und das Schlafzimmer der Königin untergebracht waren.
Im Nordflügel lagen die
Weitere Kostenlose Bücher