Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
ich müde.
»A ber ich habe es überlebt, also wirst du das auch schaffen.« Sie ging in mein Badezimmer, und als ich ihr nicht folgte, sah sie mich auffordernd an. »K ommst du?«
»M it dir ins Bad?«
»F risuren ausprobieren.« Sie schaute mich an, als sei ich begriffsstutzig, und zögernd ging ich ihr nach. Vom Regen in die Traufe.
»F risuren?«, fragte ich, als Willa mich zu dem Hocker vor dem Spiegel führte.
»J a, für den Ball.« Sie durchsuchte die Stylingprodukte im Regal, hielt dann inne und fand meinen Blick im Spiegel. »O der will deine Mutter dir dabei helfen?«
»N icht, dass ich wüsste.« Ich schüttelte den Kopf.
»S ie ist definitiv nicht sehr mütterlich«, bestätigte Willa voller Mitgefühl. Mit einer Tube und einer Bürste bewaffnet drehte sie sich zu mir um. »W illst du dein Haar aufstecken oder offen tragen?«
»K eine Ahnung.« Ich dachte an meine erste Begegnung mit Willa. Finn hatte mir gesagt, ich solle mein Haar offen tragen. »O ffen. Denke ich.«
»G ute Wahl.« Sie lächelte und zog mir entschlossen das Haargummi aus dem Pferdeschwanz. Aua. »W ar Frederique heute hier?«
»Ä h, ja, vor ein paar Stunden«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen, denn sie fuhrwerkte gerade mit einem Kamm in meinem Haar herum.
»H ervorragend«, sagte Willa. »M ach doch bei der Anprobe bitte ein Foto und schick es mir. Ich würde unheimlich gern sehen, wie es aussieht.«
»K lar, mach ich.«
»I ch weiß, wie lächerlich und verwirrend das alles anfangs wirkt.« Willa zerrte und zog an meinen Haaren und plapperte dabei munter weiter. »F inn weiß zwar so gut wie alles, aber manchmal ist er ein bisschen… kalt. Und die Königin ist sicher auch nicht viel zugänglicher.«
»D as stimmt«, gab ich zu. Aber ich fand Finn eigentlich nicht kalt. Manchmal war er abweisend, aber hin und wieder sah er mich auf eine Art und Weise an, die das genaue Gegenteil von kalt war.
»I ch will dir eigentlich nur sagen, dass ich dir helfen möchte.« Sie ließ kurz von meinen Haaren ab und schaute mich wieder im Spiegel an. »N icht aus Eigennutz wie diese hinterhältige Schlampe Aurora Kroner und nicht nur deshalb, weil mein Vater mich darum gebeten hat. Und auch nicht, weil es mein Job ist, wie bei Finn. Ich weiß einfach, wie man sich in deiner Lage fühlt. Und falls ich dir irgendwie helfen kann, würde mich das freuen.«
Sie warf mir ein schiefes Lächeln zu, und ich sah, dass sie es ehrlich meinte. Das erstaunte mich. Unter ihrer tussigen Fassade verbarg sich tatsächlich eine nette Person, der im Gegensatz zu so vielen anderen hier wirklich etwas an mir zu liegen schien.
Sofort danach begann Willa einen langen Monolog über Ballkleider. Sie konnte sich an jedes einzelne Ballkleid seit ihrer Ankunft in Förening vor drei Jahren erinnern, und nur eins oder zwei hatten ihr gefallen.
Im Endeffekt war mein Training mit Willa also nur unwesentlich interessanter als das mit Finn. Sie wusste eine Menge mehr darüber, wer mit wem zusammen war und wer sich wann verlobt hatte, aber da ich die Leute, von denen sie sprach, überhaupt nicht kannte, war das nur mäßig faszinierend für mich.
Willa war bislang immer noch Single, und das passte ihr gar nicht. Sie sagte ein paarmal, ihr Vater müsse endlich etwas arrangieren, und sie erwähnte ein paar Typen, die ihr durch die Lappen gegangen waren. Besonders wehmütig sprach sie von Tove Kroner, obwohl sie einräumte, dass ihr so wenigstens ein wahres Schwiegermonster entgangen war.
Am Ende unserer Session hatte ich eine Frisur gewählt, einen Make-up-Plan gemacht und wusste ein bisschen mehr über den Tryll-Adel. Bei Willa klang alles ein bisschen wie in der Highschool, was tröstlich gewesen wäre, wenn ich in der Highschool nicht so schlecht klargekommen wäre.
16
Weitere Anweisungen
E lora und Aurora Kroner standen mir gegenüber, zwischen uns ein riesiger Eichentisch, auf dem ein Sitzplan lag. Sie beugten sich darüber und studierten ihn hoch konzentriert. Ich wusste, dass mir ihr Interesse hätte schmeicheln sollen, aber ich wünschte, sie hätten mich in Frieden gelassen.
Elora hatte mich wahrscheinlich nur mitgenommen, weil sie mir die Laune verderben wollte. Und warum Aurora sich mit mir abgeben wollte, wusste ich nicht. Vielleicht wollte sie mich besser kennenlernen, um mich leichter vom Thron stürzen zu können. Das jedenfalls schloss ich aus ihrem viel zu strahlenden Lächeln.
Finn hatte sich frühmorgens in mein Zimmer geschlichen,
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