Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
aus dem Zimmer, um die Arbeit daran zu beginnen.
Den ganzen Tag gingen Leute im Palast ein und aus, was mich ziemlich irritierte. Alle gehörten zum Servicepersonal, zum Catering und der Partyplanung, also ignorierten mich die meisten. Sie hechelten nur hinter Elora her und versuchten, sich die Unmenge von Anweisungen zu merken, die sie herunterratterte. Alle schrieben ständig in Notizbücher oder tippten auf BlackBerrys herum.
Wenigstens durfte ich den ganzen Tag in meiner Jogginghose rumlaufen. Wenn ich Elora unter die Augen kam, starrte sie immer vielsagend auf meinen Aufzug, aber sie war viel zu beschäftigt damit, Leute herumzukommandieren, dass sie keine Zeit hatte, sich bei mir zu beschweren.
Alle Gespräche, die ich mithörte, machten mir noch mehr Angst vor meinem Debütantinnenball. Das Schrecklichste, was ich im Vorbeilaufen erhaschte, war: »W ir brauchen Sitzplätze für mindestens 500 Gäste.« Fünfhundert Gäste auf einer Party, bei der ich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen würde? Na großartig.
Das Beste an dem Tag war, dass ich ihn zum größten Teil mit Finn verbringen durfte. Aber sogar das wurde mir verleidet, denn er weigerte sich, über irgendetwas anderes als meine Pflichten auf der Party zu sprechen.
Wir studierten zwei Stunden lang die Namen und Fotos der wichtigsten Partygäste. Zwei volle Stunden meines Lebens musste ich damit verschwenden, in eine Art Jahrbuch zu starren und zu versuchen, mir die Gesichter, Namen und Eckdaten von ungefähr hundert Leuten einzuprägen.
Dann verbrachten wir noch anderthalb Stunden am Esstisch. Offenbar wusste ich nicht, wie man anständig isst. Es gab angeblich nur eine angemessene Art, die Gabel zu halten, die Suppenschüssel zu neigen, das Glas zu heben und die Serviette abzulegen, und ich hatte diese Art bislang nicht gemeistert. Und so wie Finn mich ansah, hatte auch sein Training nichts daran geändert.
Irgendwann gab ich einfach auf. Ich schob den Teller zurück, ließ den Kopf sinken und presste meine Wange gegen das kühle Holz der Tischplatte.
»O h Gott, hat er dich umgebracht?«, fragte Willa entsetzt.
Ich hob den Kopf. Sie stand vor dem Esstisch, die Hände in die schick umhüllten Hüften gestemmt. Willa trug zu viel Schmuck, ihre Ketten und Armreifen klimperten viel zu laut, aber das gehörte zum Trollsein dazu. Alle schienen Schmuck zu lieben, eine Leidenschaft, die ich– mal abgesehen von meinem geliebten Daumenring– nicht teilte.
»M ich hat er auch zu Tode gelangweilt.« Willa lächelte mich an. Ich konnte es kaum glauben, aber ich war erleichtert, sie zu sehen. Sie würde auf keinen Fall versuchen, mich mit den Namen der letzten 300 Monarchen in den Wahnsinn zu treiben.
»D afür wirkst du aber noch ganz schön lebendig«, sagte Finn trocken und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »V ielleicht hätte ich nicht so schnell aufgeben sollen.«
»W illst du mich etwa dissen, Storch?« Willa verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen, wirkte aber nicht sehr überzeugend.
»D afür sind doch deine Exliebhaber zuständig«, frotzelte Finn. Mir blieb der Mund offen stehen. Ich hatte ihn noch nie so mit jemandem reden hören.
»W itzig.« Willa versuchte, ernst zu bleiben, aber ich hatte den Eindruck, dass ihr das Geplänkel Spaß machte. »I ch bin hier, um die Prinzessin zu retten.«
»E hrlich?«, fragte ich fast zu eifrig. »W ie denn?«
»M it Spaß«, sagte sie mit einem charmanten Achselzucken, und ich sah Finn fragend an.
»G eh«, winkte er mich hinaus. »D u hast eine Menge geleistet und kannst eine Pause brauchen.«
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal froh sein könnte, Finn loszuwerden, aber ich stolperte fast, so schnell rannte ich hinter Willa her. Sie hakte sich bei mir unter und führte mich zu meinem Zimmer. Inzwischen fühlte ich mich schon schrecklich, weil ich Finn einfach sitzen gelassen hatte, aber wenn ich noch einen Vortrag über Besteck hätte hören müssen, wäre ich explodiert.
Willa plapperte unaufhörlich, bis wir in meinem Zimmer waren, und erzählte mir alles darüber, wie schrecklich die ersten paar Wochen in Förening für sie gewesen waren. Sie behauptete, Finn hätte sie während des Galadinners ein paarmal beinahe mit einer Gabel erstochen und umgekehrt ebenfalls.
»D as hier ist das Schlimmste«, sagte sie sehr ernsthaft, als wir mein Zimmer betraten. »D er ganze Drill vor dem Ball.« Sie rümpfte die Nase. »E infach grässlich.«
»J a, macht nicht viel Spaß«, gestand
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