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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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überzeugt. Es erklärte viel. Es erklärte auch das Allerschwierigste: wieso der Rote offenbar so lange warten wollte, bis ich ihm von seinem Bruder erzählte. Er schien keine Eile zu haben. Männer waren normalerweise nicht sehr gut, wenn es ums Warten ging. Ein anderer Mann hätte längst die Antwort aus seiner Gefangenen herausgeprügelt. Zweifellos hätte Lord Richard das getan. Ich hatte gesehen, wie mein Vater es versuchte. Es gab einen anderen Grund für den Roten, mich solange hier zu behalten. Ich war alles andere als willkommen. Und es war nur noch ein Schritt, bis die Angst und das Misstrauen des ganzen Haushalts mir gegenüber auf ihn abfärbten. Bis die Harmonie und das Vertrauen zerstört waren, das die Grundlage dieser kleinen Gemeinschaft war. Wahrscheinlich war es nur die Liebe und der Respekt, den sie ihm entgegenbrachten, die sie veranlassten, so lange den Mund zu halten. Lady Anne war der Ansicht, ich sollte längst nicht mehr hier sein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis andere das laut aussprachen.
    Also beschloss ich, den Roten nicht um Hilfe zu bitten. Eines Morgens nahm ich einen Sack und ein scharfes Messer, und ich wartete, bis ein gewaltig gähnender Ben seinen Wachposten in meinem Garten verlassen hatte und zum Frühstück in die Küche gegangen war. Dann schlüpfte ich davon. Am Abend zuvor hatte ich Margery gesagt, es ginge mir nicht gut und ich würde wahrscheinlich lange schlafen. Ich wählte diesen Tag, weil ich wusste, dass die Männer mit Vorbereitungen auf die Aussaat in den westlichen Hügeln, ein Stück entfernt, beschäftigt waren. Sie würden den ganzen Tag weg sein, und niemand würde nach mir suchen. Mit einigem Glück wäre ich zurück, bevor jemand meine Abwesenheit bemerkte.
    Ich folgte dem Fluss auf verborgenen Pfaden unter den Weiden. Ich trug mein grobgewebtes Kleid und meinen grauen Umhang und nutzte meine Fähigkeiten, ungesehen zu bleiben. Alys, die dazu neigte, Eichhörnchen anzubellen und im Unterholz herumzurascheln, war ein Problem, aber ich hatte nicht das Herz, sie zurückzulassen – sie war so begeistert, bei dieser Expedition mitzumachen, wie sie es zweifellos lange Jahre zuvor mit ihrem jungen Herrn getan hatte. Also folgte sie mir, und ich ging langsam, um mich ihren kurzen Beinen anzupassen.
    Je weiter wir vom Haus wegkamen, desto mehr besserte sich meine Laune. Es war ein schöner, klarer Tag mit einem Hauch von Wärme in der Luft, nicht ganz Frühling, aber das erste Versprechen davon. Zerrissene Wolken streckten sich über den Himmel. Ich beobachtete einen Reiher beim Fischfang. Schließlich verließen wir das Flussufer und kletterten durch eine Klamm, in der ein kleiner Bach dem größeren Fluss entgegenströmte. Und endlich, an einem der Bachufer, unter einem Felsüberhang, fand ich, was ich suchte. Mieren wuchsen auf beiden Seiten des Wassers und erstickten die kleineren Farnkräuter und Kressen. Ich ruhte mich kurz aus, und Alys ließ sich hechelnd in den Schatten nieder. Dann machte ich mich an die Arbeit.
    Meine Technik war lange geübt. Ich öffnete den Sack am Boden auf einer Seite, schnitt scharf kurz über der Wurzel in den Pflanzenstiel, einmal, zweimal, dreimal, und die Pflanze fiel auf mich zu. Wenn ich aufpasste, verletzte ich meine Hände nicht zu sehr, und die Pflanzen konnten in ein festes Bündel gerollt und auf dem Rücken getragen werden. Ich arbeitete schnell. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und es war ein langer Weg zurück zum Haus. Ich nahm so viel, wie ich tragen konnte, genug für ein ganzes Hemd, vielleicht sogar mehr. Als ich der Ansicht war, genug geerntet zu haben, band ich das Bündel zusammen und hob es auf die Schulter. Bevor ich nach Hause kam, würden sich die Stacheln durch den Sack gearbeitet und meine Kleidung und meine Haut durchstochen haben. Daran war ich gewöhnt. Trug ich nicht das Leben eines meiner Brüder auf dem Rücken? Das war jeden Schmerz wert.
    Wir machten uns auf den Heimweg. Ich war glücklich und dachte an die vier Hemden, die bereits in der Holztruhe lagen, und das fünfte, mit dem ich morgen beginnen würde. Ich war glücklich, denn ich war unter offenem Himmel, und Alys lief umher wie ein Welpe. Sie verschwand unter ein paar Birken, und ich bückte mich, um mich unter einem Felsüberhang durchzuzwängen.
    Ein schwirrendes Geräusch erklang über meinem Kopf, ein Ploppen und dann ein schrecklicher Schrei, ein kläffender, durchdringender Laut schieren Entsetzens. Ich rannte mit

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