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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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rede, hat er nichts übrig für meine Gebete oder für meinen Rat. Einmal musste ich ihn davon abhalten, entweder sich oder mich zu töten. Er ist immer noch sehr schwach, aber nicht so schwach, dass er keinen Schaden anrichten könnte, wenn er die Gelegenheit erhielte.« Der Vater unterdrückte ein gewaltiges Gähnen. »Du wirst dich vielleicht ausruhen wollen, bis er erwacht; dann werden wir sehen.«
    Ich warf dem Eremiten einen forschenden Blick zu. Seine Miene war ernst, und er war nun bleich vor Müdigkeit.
    »Er wird noch eine Weile nicht wach werden«, sagte ich mit einem Blick auf die in Decken gewickelte Gestalt. »Ich bleibe hier bei ihm sitzen, und Ihr könnt Euch ausruhen.«
    »Du solltest nicht mit ihm allein sein«, erwiderte er. »Er ist unberechenbar, und obwohl ich deine Hilfe brauche, hat man mir strengstens befohlen, dich keiner Gefahr auszusetzen, Sorcha.«
    »Unsinn«, erwiderte ich und setzte mich auf den dreibeinigen Hocker hinten in der Kammer. »Hier ist Eure kleine Glocke, und ich habe eine laute Stimme. Und bin ich nicht schon mit sechs Brüdern zurechtgekommen? Geht und schlaft, wenigstens ein bisschen, oder Ihr werdet keinem von uns nützen.«
    Vater Brien lächelte bedauernd, denn er stand tatsächlich kurz davor, vor Erschöpfung umzufallen. »Also gut«, sagte er, »aber ruf mich sofort, wenn er wach wird.«
    Er hatte gesagt, ich würde sofort wissen, was zu tun sei, wenn ich den Jungen sah. Nun, hier war er, und ein wirklich jämmerlicher Anblick, zusammengerollt wie ein geschlagener Hund, und er schlief den erschöpften Schlaf eines Menschen, den man über das Maß des Erträglichen hinaus gequält hat. Seine Lider waren schwer, die blonden Locken strähnig. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er erwachte; vielleicht würde er mich mit dem leeren Blick eines Idioten anstarren, oder dem wilden Blick einer in die Ecke gedrängten Kreatur; aber alles, was mir einfallen wollte, war eine der alten Geschichten und das Bild des Helden Culhan, der lautlos wie ein Hirsch durch die Wälder zog. Ich lehnte mich gegen die Höhlenwand und erzählte mir leise im Kopf diese Geschichte. Sie war eine von denen, die man häufig hört und die dazu neigen, von einem Mal zum Nächsten zu wachsen. Culhan hatte viele Abenteuer; er hatte viele Prüfungen überstanden, um seine Dame zu gewinnen und seine Ehre wiederzuerlangen. Es dauerte eine Weile, sie mir alle zu erzählen, und der Junge schlief immer noch.
    Ich war gerade an der Stelle, wo Culhan über die Brücke aus Speeren gehen muss, um die magische Insel zu erreichen, auf der man seine Geliebte gefangen hält. Solange er an seine Fähigkeiten glaubt, kann er seine Füße auf die nadelspitzen Speerspitzen der Brücke setzen, ohne Schaden zu nehmen. Aber der geringste Hauch eines Zweifels, und die Speere werden seine Füße aufschlitzen.
    »Also ging Culhan einen Schritt, und dann den Nächsten. Sein Blick war wie ein blaues Feuer, und er richtete ihn auf den Strand der Insel. Vor ihm hob sich die Brücke in einer einzigen, glitzernden Biegung, und die Sonnenstrahlen, die die Speerspitzen zum Blitzen brachten, blendeten ihn beinahe.«
    Ich war selbst schläfrig von den Dämpfen aus Vater Briens kleinem Kohlebecken; aber der Vorrat an einschläfernden Kräutern im Deckel des Beckens war fast aufgebraucht, und die Luft wurde wieder klar.
    »Von ihrem Fenster aus sah Lady Edan, wie er die bloßen Füße mit sicherer Anmut auf die Brücke setzte. Dann verdunkelte sich die Sonne, als ein riesiger Raubvogel auf den Helden niederstieß.«
    Ich war nicht so sehr in meine Geschichte versunken, als dass mir die geringfügige Bewegung auf dem Strohsack neben mir entgangen wäre. Der Junge hatte die Augen noch fest geschlossen, aber er war wach. Ich fuhr fort, und erst jetzt bemerkte ich, in welcher Sprache ich gesprochen hatte.
    »Kreischend vor Zorn stürzte sich der Zauberer Brieden in Vogelgestalt wieder und wieder auf Culhan, mit eisernen Krallen, einem grausamen Schnabel und boshaftem Willen. Nur einen Augenblick lang zögerte der Held, und drei Blutstropfen fielen von seinem Fuß in das wirbelnde Wasser des Sees. Sofort nahmen sie die Gestalt dreier roter Fische an, die sich im Ried verbargen. Der Vogel gab einen schrillen Triumphschrei von sich. Aber Culhan holte tief Luft und ging ohne einen einzigen Blick nach unten weiter; und der riesige Vogel stürzte sich kreischend vor Verzweiflung ins Wasser. Was aus dem Zauberer Brieden geworden ist, weiß

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