Die Tochter der Wälder
ließen meine Hände frei.
Drunten wuchs die Aufregung. Einige pfiffen, andere riefen Schimpfnamen, wieder andere warfen irgendwelches Obst, das ploppend zwischen die Scheite fiel. Die Leute stritten sich. Die Wachen hatten Mühe, die Menschen zurückzuhalten. Ich konnte Margery nun sehen, direkt hinter Megan. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie schrie, aber ich konnte die Worte nicht hören. Das Trommeln begann abermals und ich dachte dümmlich: Und jetzt noch eine Flöte und eine Geige, und dann tanzt ihr alle. Die Männer, die meine Sachen hielten, standen am Fuß des Scheiterhaufens. Einer von ihnen warf die Spindel und den Spinnrocken und den kleinen Webrahmen. Ich hörte das Knacken, als sie zerbrachen. Der Mann mit dem Korb zögerte und sah mich an. Es war derselbe, der mir die Brombeeren in die Zelle gebracht hatte, als ich glaubte, ich hätte keine Freunde mehr auf der Welt.
»Eil dich, Mann«, sagte Richard gereizt.
Seine Hände, dachte ich, zuckten geradezu danach, endlich nach dieser Fackel zu greifen. Im Westen hatten die Wolken nur noch einen zarten rosa Rand. Ein leichter Wind erhob sich und fegte Blätter über den Hof.
Bitte. Bitte, gib sie mir in die Hand. O bitte. Der Mann konnte mich nicht hören; ich versuchte, mit den Augen und dem Herzen zu sprechen. Er hob den Korb hoch. Nur noch ein wenig näher, ich kann dich nicht erreichen. Bitte, o bitte.
»Das ist nicht nötig«, sagte Richard scharf. »Wirf sie einfach mit dem Rest aufs Feuer. Sie müssen alle brennen.«
Aber der Mann trat auf die Eschenscheite und stieg höher und hob den Korb auf den Sims neben meinen Füßen, und ich griff mit beiden Händen danach.
»Was machst du da, Mann?« zischte Richard. »Verschwinde, wenn du nicht mitbrennen willst.« Der Mann warf ihm einen Blick zu, und dann sah er mich an, und in seinen ehrlichen Augen sah ich sowohl Mitgefühl als auch Ekel.
»Das ist das letzte Mal, dass ich so was mache«, murmelte er. »Sie ist noch fast ein Kind.«
Er ließ sich Zeit mit dem Heruntersteigen, während Richards Finger ungeduldig zuckten. Der letzte Rest der Sonne glitt unter den Horizont. Der Wind kam nun in kleinen Böen und ließ die Fackeln flackern, beinahe verglimmen und wieder aufflackern. Die Blätter wurden in Kreisen über den Boden geweht. Angepeitscht von diesem Wind würde das Feuer heiß brennen.
Kommt. Kommt. Wo seid ihr?
Ich konnte nichts hören als das Heulen des stärker werdenden Windes, der seltsamerweise hierhin und dorthin blies. Er zupfte an dem Korb in meinen Händen. Richard stieg die Treppe hinunter. Der Wind riss an seiner Tunika und zerzauste sein sorgfältig gekämmtes Haar. Die Fackeln flackerten.
Plötzlich war die Menge still. Ich schloss die Augen. Jetzt. Es muss jetzt sein. Eilt euch. Die Leute warteten, warteten, während Richard gemessenen Schrittes zum Fuß des Scheiterhaufens ging, wo die kleine Fackel in ihrem Halter brannte. Alle schwiegen. Dann drang laut und klar und unschuldig eine Kinderstimme durch die Abenddämmerung. »Sieh, Mutter! Dort oben!«
Wie Gespenster, die über den Himmel fegten, in einer Reihe hinter ihrem Anführer, mit langen Hälsen und breiten Schwingen weiß wie Schaum auf einer Welle, umkreisten sie den Hof. Die Menge folgte ihrem Flug mit den Blicken. Einer, zwei, drei, vier, fünf. Finbar war immer ein wenig später gekommen.
Kommt herunter. Kommt herunter zu mir. Sie kreisten abermals, und ich sah, wie Richard nach der Fackel griff. Dann glitten sie hinab, um auf der Plattform neben mir zu landen. Sie drängten sich zusammen, spähten verstört zu mir hin.
Jetzt, Sorcha. Tu es jetzt.
Keine Zeit für Fragen. Keine Zeit, in den dunklen Himmel zu schauen, ob da noch ein weiterer Schwan kam. Ich griff in den Korb. Griff nach einem Hemd, zog es über den gebogenen Hals des ersten Vogels. Die Menge murmelte und flüsterte.
Rasch, Sorcha. Wo war er, wo war Finbar? Noch über dem Wasser? Zurückgelassen, zu schwach, um so weit zu fliegen? Wo war er? Ich zog das nächste Hemd heraus und das nächste.
»Was für eine Zauberei ist das?« Richards Stimme war ein Fauchen, und ich hörte, wie er die Fackel aus dem Eisen zog. »Welche Dämonen ruft sie zu Hilfe? Sie müssen alle brennen! Alle!« Und er berührte die unterste Schicht mit der Fackel, dort wo Birken- und Weidenzweige zwischen den Eschenscheiten steckten. Es knisterte ein wenig, und Flammen flackerten auf. Die Menge keuchte.
Das vierte Hemd. Das fünfte. Und ich hielt das Letzte in
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